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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sie aus, als wäre sie von einer wilden Raserei heimgesucht worden. Und mittendrin, auf Glendas ramponiertem und ein wenig ranzigem altem Lehnstuhl zusammengerollt, schlummerte Juliet.
    »Genau wie Schneewittchen, was?«, sagte Pepe hinter ihr.
    Glenda beachtete ihn überhaupt nicht, sondern eilte an der Reihe mit den Herden vorbei. »Sie hat Pasteten gebacken. Was hat sie sich nur dabei gedacht, hierherzukommen und einfach Pasteten zu backen? Das hat sie doch noch nie richtig gut gekonnt.« Und zwar deshalb, weil ich sie nie habe alleine eine Pastete backen lassen, dachte sie. Weil du, sobald sie irgendetwas Komplizierteres angefasst hat, es ihr sofort weggenommen und selbst gemacht hast, schimpfte ihre innere Stimme mit ihr.
    Glenda machte eine Herdklappe nach der anderen auf. Sie waren gerade rechtzeitig eingetroffen. Dem Geruch nach zu urteilen, war das Dutzend unterschiedlicher Pasteten, das dort vor sich hin brutzelte, gerade gar.
    »Wie wäre es mit einem Schluck zu trinken?«, sagte Pepe, den ein immerwährender Durst plagte. »Ihr habt doch bestimmt einen Brandy hier. In jeder Küche gibt es irgendwo Brandy.«
    Er sah zu, wie Glenda die Pasteten herauszog und dabei mit ihrer Schürze die Hände schützte. Pepe betrachtete die Pasteten mit der Teilnahmslosigkeit eines Mannes, der seine Mahlzeiten lieber flüssig zu sich nahm, und hörte Glendas gedämpftem Monolog zu, unter dem sie eine Pastete nach der anderen auf den Tisch stellte.
    »Ich habe ihr nicht gesagt, dass sie das machen soll. Warum hat sie das gemacht?« Weil ich ihr irgendwie schon gesagt habe, dass sie es machen soll, deshalb. »Und die Pasteten sehen gar nicht mal so schlecht aus«, sagte sie etwas lauter. Und ziemlich erstaunt.
    Juliet schlug die Augen auf, sah sich verschlafen um und verzog dann voller Panik das Gesicht.
    »Alles in Ordnung«, sagte Glenda. »Ich hab sie alle rausgeholt. Gut gemacht.«
    »Ich wusste nicht, was ich sonst machen soll, und Trev war mit dem Fußball beschäftigt und ich dachte mir, morgen wollen sie bestimmt Pasteten haben, und ich dachte, da mach ich doch gleich welche«, sagte Juliet. »Tut mir leid.«
    Glenda trat einen Schritt zurück. Wo anfangen?, dachte sie. Wie das alles aufrollen und dann wieder zusammenrollen, bloß viel besser, weil sie sich auf ganzer Linie getäuscht hatte? Juliet war nicht nur in irgendwelchen Klamotten auf und ab spaziert, sie war so etwas wie ein Traum geworden. Ein Kleidertraum. Funkelnd und lebendig und voller verführerischer Möglichkeiten. Und in Glendas Erinnerung an die Modenschau hatte Juliet buchstäblich geleuchtet, wie von innen angestrahlt. Es war Magie, und die sollte keine Pasteten backen. Sie räusperte sich.
    »Ich habe dir eine Menge Dinge beigebracht, Juliet«, sagte Glenda.
    »Ja, Glenda«, sagte Juliet.
    »Lauter nützliche und praktische Dinge, stimmt’s?«
    »Ja, Glenda. Ich weiß noch, wie du gesagt hast, dass ich immer gut auf mein Geld aufpassen soll, und ich bin sehr froh, dass du es gesagt hast.«
    Pepe gab ein eigenartiges Geräusch von sich, und Glenda, die merkte, dass ihr Gesicht ganz rot wurde, traute sich nicht, ihn anzusehen.
    »Dann habe ich heute noch einen Ratschlag für dich, Juliet.«
    »Ja, Glenda.«
    »Erstens, entschuldige dich nie für etwas, das keiner Entschuldigung bedarf«, sagte Glenda. »Und ganz besonders entschuldige dich nie wieder dafür, dass du einfach nur du selbst bist.«
    »Ja, Glenda.«
    »Hast du verstanden?«
    »Ja, Glenda.«
    »Egal was passiert, denk immer daran, dass du hervorragende Pasteten backen kannst.«
    »Ja, Glenda.«
    »Pepe ist hier, weil Ba-babbel etwas über dich schreiben will«, sagte Glenda. »Dein Bild ist heute schon wieder in der Zeitung gewesen und …« Glenda unterbrach sich. »Es passiert ihr doch nichts, oder?«, fragte sie.
    Pepe, der gerade dabei war, klammheimlich eine Flasche aus dem Schrank zu nehmen, hielt in der Bewegung inne. »Du kannst mir und Madame vertrauen«, sagte er. »Nur absolut vertrauenswürdige Leute würden es wagen, so vertrauensunwürdig auszusehen wie Madame und ich.«
    »Und sie muss nichts anderes tun als Kleider vorzuführen … Trink das nicht, das ist Apfelessig!«
    »Ich trinke nur den Restalkohol darin«, erwiderte Pepe. »Ja, sie muss nichts anderes tun als Kleider vorführen, aber der Meute vor dem Laden nach zu schließen, werden schon bald Leute auftauchen, die wollen, dass sie auch Schuhe, Hüte, Frisuren …«
    »Keinerlei Techtelgemechtel«, sagte

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