Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Anwender der Magie letztendlich ausmacht, ist eine bestimmte Geisteshaltung, die ein wenig tiefer in die Welt und ihre Mechanismen hineinschaut, auf die Art und Weise, wie ihre Strömungen die Geschicke der Menschen hierhin und dahin lenken, et cetera, et cetera. Kurz gesagt, ein Zauberer sollte jemand sein, dem ein garantierter Uni-Abschluss mit Auszeichnung in zwei Fächern es wert ist, dass man sich hin und wieder die Unannehmlichkeit antut, auf den Zähnen die Straße hinunterzuschliddern.«
    »Wollen Sie damit allen Ernstes vorschlagen, dass wir akademische Titel für rein körperliche Fertigkeiten vergeben?«, fragte der Professor für unbestimmte Studien.
    »Nein, natürlich nicht. Ich schlage allen Ernstes vor, dass wir derlei Titel für extreme körperliche Fertigkeiten vergeben. Darf ich Sie daran erinnern, dass ich fünf Jahre lang für diese Universität gerudert bin und ein Braun bekommen habe?«
    »Und was hat es genutzt, bitte schön?«
    »Na ja, heute steht ›Erzkanzler‹ an meiner Tür. Wissen Sie auch warum? Der Universitätsrat war damals der durchaus vernünftigen Ansicht, dass der Moment für ein Oberhaupt gekommen sei, das weder beschränkt, verrückt noch tot ist. Zugegebenermaßen sind die meisten dieser Kriterien nicht unbedingt Qualifikationen im herkömmlichen Sinne, aber ich bilde mir gerne etwas darauf ein, dass mir die Fähigkeiten zur Führung, zur Taktik und zum kreativen Betrügen, die ich auf dem Fluss gelernt habe, auch hier viele gute Dienste geleistet haben. Und was meine Sünden angeht, an die ich mich eigentlich überhaupt nicht mehr erinnere, die aber ziemlich blutrot gewesen sein müssen, so stand ich mit einem Mal als Einziger auf der Nominiertenliste. Dafür aber ganz oben. Haben Sie vorhin von einer Auswahl dreierlei Käsesorten gesprochen, Stibbons?«
    »Genau, Erzkanzler.«
    »Ich wollte nur noch mal nachfragen.« Ridcully beugte sich vor. »Meine Herren, ich schlage vor, dass wir am Morgen, Korrektur: am späteren Vormittag, Vetinari in aller Deutlichkeit davon in Kenntnis setzen, dass diese Universität wieder Fußball spielen möchte. Diese Aufgabe fällt mir zu, weil ich der Erste unter Gleichen bin. Falls einer von Ihnen sein Glück im Rechteckigen Büro versuchen möchte, braucht er es nur zu sagen.«
    »Er schöpft bestimmt Verdacht«, sagte der Professor für unbestimmte Studien.
    »Er schöpft immer Verdacht. Deswegen ist er immer noch der Patrizier.« Ridcully erhob sich. »Ich erkläre diese Versamm…, äh, diese ungewöhnlich lange Imbisspause … für beendet. Stibbons, Sie kommen mit mir.«
    Ponder eilte mit an die Brust gedrückten Büchern hinter ihm her, froh und glücklich darüber, eine Entschuldigung zu haben, sich aus dem Saal zu entfernen, ehe sich der allgemeine Zorn gegen ihn wandte. Der Überbringer schlechter Nachrichten ist nirgendwo beliebt, schon gar nicht, wenn sie auf einem leeren Teller überbracht werden.
    »Erzkanzler, ich …«, rief er, aber Ridcully legte einen Finger an die Lippen.
    Nach einem Augenblick peinlicher Stille wurde ein allgemeines Poltern und Scharren laut, wie von Männern, die sich schweigend prügelten.
    »Alle Achtung!«, sagte Ridcully und ging in den langen Korridor voran. »Ich habe mich schon gefragt, wie lange es wohl dauert, bis unseren geschätzten Kollegen klar wird, dass sie den womöglich letzten üppig bestückten Imbisswagen vor sich sehen. Ich bin beinahe versucht, hier zu warten, um mit anzusehen, wie sie nachher mit über die Bäuche gespannten Gewändern herausgewatschelt kommen.«
    Ponder starrte ihn an. »Macht Ihnen so was eigentlich Spaß, Erzkanzler?«
    »Um Himmels willen, aber nein«, antwortete Ridcully mit blitzenden Augen. »Wie kommen Sie denn darauf? Abgesehen davon muss ich in wenigen Stunden Havelock Vetinari mitteilen, dass wir beabsichtigen, zu einem persönlichen Affront zu werden. Wenn der ungebildete Pöbel sich gegenseitig gegen die Beine tritt, ist das eine Sache. Aber glauben Sie nicht, dass er begeistert davon sein wird, wenn er erfährt, dass wir bei dieser Sache mitmachen wollen.«
    »Selbstverständlich, Erzkanzler. Äh, da gibt es nur noch eine kleine Sache, ein winziges Rätsel, wenn Sie so wollen … Wer ist Nutt?«
    Eine Pause entstand, die Ponder deutlich länger als notwendig vorkam, ehe Ridcully antwortete: »Nutt ist …?«
    »Er arbeitet unten im Kerzengewölbe.«
    »Woher wissen Sie das, Stibbons?«
    »Weil ich die Lohnabrechnung mache. Der Kerzenknappe behauptet,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher