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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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»Guck doch, hier steht, Mikrokettenhemden aus Chrom und Kupfer sind der neue Look dieser Saison.«
    Glenda seufzte. »Das ist die Seite für Zwerge. Jetzt komm schon, pack deine Sachen zusammen, ich bringe dich nach Hause.«
    Juliet las immer noch, als sie auf den Pferdebus warteten. Die plötzliche Begeisterung für etwas Gedrucktes machte Glenda Sorgen. Es hätte ihr gerade noch gefehlt, dass ihre Freundin irgendwelche komischen Ideen aufschnappte. In Juliets Kopf war zu viel Platz, wo diese Ideen hemmungslos herumkugeln und Schaden anrichten konnten. Glenda selbst las einen ihrer billigen Romane, der mit einer Seite der Times eingeschlagen war. Sie las so, wie Katzen fressen: lauernd, vorsichtig, und immer auf der Hut, falls jemand sie dabei beobachtete.
    Während die Pferde hinauf nach Tolle Schwestern zockelten, zog sie ihren Schal aus der Tasche und wickelte ihn geistesabwesend um ihr Handgelenk. Persönlich verabscheute sie die Gewalt beim Fußball, aber es war wichtig, dazuzugehören. Nicht dazuzugehören konnte, besonders nach einem wichtigen Spiel, gesundheitsschädlich sein. Es war wichtig, dass man in seinem Wohnviertel die richtigen Farben trug. Es war wichtig, dass man sich anpasste.
    Aus irgendeinem Grund brachte sie dieser Gedanke plötzlich auf Nutt. Was für ein eigenartiger Bursche. Irgendwie hässlich, aber sehr sauber. Er hatte nach Seife gestunken und schien ziemlich nervös gewesen zu sein. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht …
     
    Die Luft im Ungemeinschaftsraum war kalt wie Schmelzwasser geworden.
    »Wollen Sie uns damit sagen, Stibbons, dass wir uns auf ein Spiel für Randalierer, Straßenflegel und Grobiane einlassen sollen?«, fragte der Professor für unbestimmte Studien. »Das wäre ganz und gar unmöglich.«
    »Unwahrscheinlich, ja. Unmöglich? Nein«, erwiderte Ponder müde.
    »Ganz bestimmt nicht möglich!«, sagte der Oberste Flirte und nickte dem Professor zu. »Da müssten wir uns ja mit Leuten aus der Gosse prügeln und treten!«
    »Mein Großvater hat mal zwei Tore in einem Spiel gegen Düstergut erzielt«, sagte Ridcully mit ruhiger, sachlicher Stimme. »Die meisten Leute haben damals nicht mal eins in ihrem Leben hingekriegt. Ich glaube, mehr als vier Treffer hat überhaupt niemand in seinem Leben geschafft. Und der Einzige, der diese vier Tore geschossen hat, war natürlich Dave Likely.«
    Überall wurde eifrig zurückgerudert, nachgedacht und umdisponiert.
    »Ja, stimmt, aber das waren natürlich noch ganz andere Zeiten«, sagte der Oberste Hirte, plötzlich zuckersüß. »Ich bin sicher, dass damals sogar ausgebildete Facharbeiter hin und wieder aus Spaß an der Freud mitgemacht haben.«
    »Besonders spaßig wird’s wohl nicht gewesen sein, wenn sie dabei auf Großvater gestoßen sind«, sagte Ridcully mit verhaltenem Grinsen. »Er war Preisboxer. Er hat für Geld Leute umgehauen, und wenn es irgendwo in einer Kneipe brenzlig wurde, hat man ihn zu Hilfe gerufen. Wodurch natürlich alles in gewisser Hinsicht noch brenzliger wurde, aber bis dahin fand das meiste ohnehin bereits draußen auf der Straße statt.«
    »Er hat Leute auf die Straße geworfen?«
    »Aber ja. Fairerweise muss man sagen, dass es normalerweise nur aus dem Erdgeschoss passierte und dass er immer zuerst das Fenster aufgemacht hat. Nach allem, was ich gehört habe, war er ein sehr sanftmütiger Mann. Hat sein Geld damit verdient, Spieluhren zu bauen, eine Arbeit, die sehr viel Fingerspitzengefühl verlangt, und er hat viele Preise dafür gewonnen. Dabei war er ein absoluter Abstinenzler und sehr religiös. Wenn er sich schlug, dann war das für ihn ein erquicklicher Nebenverdienst. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass er nie jemandem etwas abgerissen hat, was hinterher nicht mehr angenäht werden konnte. Alles in allem ein sehr bescheidener Bursche. Leider habe ich ihn nicht mehr kennen gelernt. Hab mir immer gewünscht, ich hätte irgendetwas, das mich an den alten Knaben erinnert.«
    Wie ein Mann senkten alle Zauberer den Blick auf Ridcullys gewaltige Hände. Sie waren groß wie Bratpfannen. Er ließ die Knöchel knacken. Das Knacken hallte nach.
    »Also, Stibbons, dann müssen wir also lediglich ein anderes Team herausfordern und verlieren?«
    »Ganz recht, Erzkanzler«, antwortete Ponder. »Wir gehen einfach gnadenlos unter.«
    »Aber verlieren heißt doch, dass alle Welt sieht, dass wir nicht gewinnen, oder irre ich da?«
    »Völlig richtig.«
    »Dann fände ich es schon besser, wenn wir gewinnen,

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