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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten
Autoren: Terry Pratchett
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meinen, ganz recht. Aber einem Vortrag von Herrn Glockenpatzer zufolge, den er einmal in der ›Gesellschaft unbefugter Eindringlinge von Ankh-Morpork‹ 6 gehalten hat«, sagte Fräulein Heilstetter, »ist es ungefähr fünf Stunden zu lang gewesen. Er sagte, Goblins gebe es in allen Größen, von unangenehm riesig bis ekelhaft klein, sie hätten ungefähr den gleichen Grad an kultureller Entwicklung erreicht wie Joghurt und verbrächten ihre Zeit damit, in der Nase zu bohren und sie dabei meistens zu verfehlen. Vollkommen überflüssig, lautete seine Meinung. Das hat für beträchtliche Aufregung gesorgt. Anthropologen sollten derlei Ansichten möglichst für sich behalten.«
    »Und der junge Nutt ist einer von ihnen?«
    »Ja. Das wundert mich auch. Hast du ihn gestern gesehen? Er hat etwas an sich, das die Pferde scheu macht, deshalb ist er in die Bibliothek gekommen und hat sich ein paar alte Bücher über das Zauberwort des Reitermannes herausgesucht. Das war mal so etwas wie eine Geheimgesellschaft, die wusste, wie man besondere Öle herstellte, damit einem die Pferde gehorchen. Dann verbrachte er den ganzen Nachmittag in Igors Gruft. Was er da zusammengebraut hat, wissen die Götter, und heute Vormittag ist er auf einem Pferd im Hof herumgeritten! Das Pferd sah nicht sehr glücklich aus, das kann ich dir sagen, aber der Junge hatte gewonnen!«
    »Mich wundert nur, dass sein hässlicher kleiner Kopf nicht explodiert«, sagte Fassel.
    »Ha!« Fräulein Heilstetter hörte sich ein wenig verbittert an. »Dann warte nur mal ab, denn er hat gerade die Bumser Schule für sich entdeckt.«
    »Was ist das denn?«
    »Nicht was – wer. Philosophen. Na ja, ich sage zwar Philosophen, aber, mal ehrlich …«
    »Ach, die Dreckspatzen«, sagte Fassel fröhlich.
    »Ich würde sie nicht Dreckspatzen nennen«, sagte Fräulein Heilstetter, und damit hatte sie auch recht. Eine damenhafte Bibliothekarin würde so ein Wort in Anwesenheit eines Schmieds nie benutzen, schon gar nicht, wenn er so grinste wie Fassel. »Nennen wir sie ›unfein‹, einverstanden?«
    Auf einem Amboss geht es selten besonders fein zu, weshalb der Schmied unbeeindruckt fortfuhr: »Das sind doch diejenigen, die sich damit beschäftigen, was passiert, wenn Frauen es nicht oft genug besorgt kriegen, und die behaupten, dass Zigarren …«
    »Das ist absolut falsch!«
    »Fallisch, ganz genau, das hab ich auch gelesen.« Dem Schmied gefiel die Unterhaltung sichtlich. »Und Ihre Ladyschaft erlaubt, dass er solches Zeug liest?«
    »Allerdings. Sie besteht geradezu darauf. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie sich dabei denkt.« Oder er, wo wir gerade dabei sind, dachte sie bei sich.
     
    Es gab eine Obergrenze, wie viele Kerzen er machen durfte, das hatte Trev Nutt gesagt. Es sah nicht gut aus, wenn er zu viele machte, hatte ihm Trev erklärt. Sonst kamen die Spitzhüte noch auf die Idee, dass sie nicht so viele Leute brauchten. Das konnte Nutt nachvollziehen. Was sollten dann Kein-Gesicht und Beton und Jammer-Mukko machen? Sie konnten doch nirgendwo hin. Sie mussten in einer einfachen Welt leben; schon in dieser hier wurden sie vom Leben ziemlich schnell fertiggemacht.
    Er hatte versucht, in den anderen Kellern herumzuspazieren, aber dort ging in der Nacht nicht viel vor sich, und die Leute warfen ihm komische Blicke zu. Hier regierte Ihre Ladyschaft nicht.
    Aber Zauberer sind nun mal eine unordentliche Bande, bei der niemand groß aufräumt und lange genug lebt, um hinterher davon zu berichten, sodass Nutt sich in allen möglichen Vorratsräumen und in mit altem Geraffel vollgestellten Werkstätten breitmachen konnte. Und dort gab es für einen jungen Burschen, der gut im Dunkeln sehen konnte, jede Menge zu entdecken. Er hatte schon einige leuchtende Löffelameisen gesehen, die eine Gabel davongeschleppt hatten, und zu seiner Überraschung entpuppten sich die vergessenen Labyrinthe als Heimstatt eines überaus seltenen inhäusigen Raubtieres, des Ungewöhnlichen Sockenfressers. Auch weiter oben, in den Rohren, gab es Lebewesen, die in regelmäßigen Abständen »Oaak! Oaak!« murmelten. Wer wusste schon, welche seltsamen Ungeheuer dort ihre Behausung gefunden hatten?
    Er machte die Kuchenteller mit großer Sorgfalt sauber. Glenda war freundlich zu ihm gewesen. Er musste ihr zeigen, dass auch er freundlich war. Freundlich zu sein war sehr wichtig. Und er wusste auch, wo er etwas Säure finden konnte.
     
    Lord Vetinaris Privatsekretär betrat das Rechteckige
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