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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten
Autoren: Terry Pratchett
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anrempeln und stoßen und treten und beißen, in der schwachen Hoffnung, wie mir scheint, irgendeinen jämmerlichen Gegenstand in irgendein weit entferntes Tor zu befördern. Es macht mir nichts aus, dass sie einander umbringen wollen, was so gut wie keine Nachteile birgt, aber das Spiel ist in letzter Zeit wieder dermaßen populär geworden, dass Eigentum beschädigt wird, und das darf unter keinen Umständen toleriert werden. Es gab Kommentare in der Times. Kurz und gut: Was der Kluge nicht aufhalten kann, das muss er in andere Bahnen lenken.«
    »Und wie stellen Sie sich das vor?«
    »Ich stelle es mir so vor, dass ich Ihnen diese Aufgabe übertrage. Die Unsichtbare Universität hat schon seit jeher eine bemerkenswerte sportliche Tradition gepflegt.«
    »›Hat gepflegt‹ ist die richtige Zeitform«, seufzte Ridcully. »Noch zu meiner Zeit sind wir alle so … so gnadenlos sportlich gewesen. Würde ich heute nur einen kleinen Eierlauf vorschlagen, würden sie die Löffel umdrehen und damit die Eier verputzen.«
    »Oha, ich wusste gar nicht, dass Ihre Zeiten vorüber sind, Mustrum«, sagte Lord Vetinari lächelnd.
    Das Zimmer, in dem es ohnehin nie laut war, versank in noch tieferer Stille.
    »Nein, aber hören Sie …«, setzte Ridcully an.
    »Heute Nachmittag spreche ich mit dem Herausgeber der Times«, übertönte Vetinari mit der Eleganz eines erfahrenen Versammlungsmanipulators den Zauberer, »der, wie wir wissen, ein durchaus staatsbürgerlich gesinnter Zeitgenosse ist. Ich bin sicher, er wird es begrüßen, dass ich die Universität damit beauftragt habe, den Dämon Tritt-den-Ball zu zähmen, und dass Sie, nach reiflicher Überlegung, zugesagt haben, diese Aufgabe zu übernehmen.«
    Ich muss das nicht tun, dachte Ridcully vorsichtig. Da es andererseits genau das ist, was ich tun will und ich ihn von daher nicht eigens darum bitten muss, wäre es ziemlich unklug, es nicht zu tun. Verdammt! Das sieht ihm mal wieder ähnlich!
    »Und Sie hätten auch nichts dagegen, wenn wir eine eigene Mannschaft aufstellen würden?«, brachte er schließlich hervor.
    »Aber nein, das verlange ich sogar. Aber keine Zauberei, Mustrum. Das muss ich von Anfang an klarstellen. Magie hat nichts mit Sport zu tun, es sei denn, natürlich, Sie spielen gegen andere Zauber.«
    »Ich bitte Sie, Havelock! In dieser Hinsicht besitze ich jede Menge Sportsgeist.«
    »Famos! Apropos: Wie hat sich denn der Dekan in Brazeneck eingelebt?«
    Hätte mir ein anderer diese Frage gestellt, dachte Ridcully, wäre es einfach nur eine harmlose Nachfrage gewesen. Aber hier habe ich Vetinari vor mir, also …
    »Ich hatte bis jetzt noch keine Zeit, mich zu erkundigen«, sagte er überheblich, »aber ich bin sicher, dass er gut zurechtkommen wird, wenn er erst einmal Fuß gefasst hat.« Sofern er trotz seines Leibesumfangs überhaupt das Gleichgewicht halten kann, fügte er insgeheim hinzu.
    »Sie müssen doch hocherfreut sein, dass es Ihr alter Freund und Kollege in der Welt so weit gebracht hat«, sagte Vetinari scheinheilig. »Auch Pseudopolis dürfte begeistert davon sein. Ich muss sagen, dass ich die robusten Bürger dieser Stadt dafür bewundere, dass sie sich auf das noble Experiment mit dieser … dieser Demokratie eingelassen haben. Es ist immer schön, wenn es wieder einmal jemand versucht. Und manchmal auch sehr amüsant.«
    »Sie hat auch einiges für sich«, knurrte Ridcully.
    »Ach ja, Sie praktizieren sie ja an Ihrer Universität, soweit ich weiß«, sagte der Patrizier mit einem leisen Lächeln. »Wie auch immer, was den Fußball angeht, sind wir jedenfalls einer Meinung. Famos! Ich unterrichte Herrn de Wörde davon, was wir vorhaben. Ich bin sicher, die eifrigen Tritt-den-Ball-Spieler werden mit großem Interesse zuhören, wenn jemand ihnen die längeren Wörter erklärt. Gut gemacht. Nehmen Sie doch noch einen Sherry. Ich habe mir sagen lassen, er sei durchaus genießbar.«
    Vetinari erhob sich. Das war, zumindest theoretisch, das Signal dafür, dass der geschäftliche Teil der Zusammenkunft vorüber war. Er schlenderte zu einer polierten Steintafel hinüber, die in einen rechteckigen Holztisch eingelassen war. »Mal was anderes, Mustrum … Wie ist es Ihrem jungen Besucher ergangen?«
    »Meinem Be …? Ach, Sie meinen den … äh …«
    »Ganz recht.« Vetinari lächelte die Tafel an, als machten die beiden sich gemeinsam über etwas lustig. »Den, wie Sie ihn nennen, Äh.«
    »Ihr Sarkasmus entgeht mir nicht. Als Zauberer muss ich Ihnen
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