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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sagen, dass Worte durchaus Macht besitzen.«
    »Als Politiker muss ich Ihnen sagen, dass mir das durchaus bewusst ist. Wie kommt er klar bei Ihnen? Besorgte Gemüter würden es gerne wissen.«
    Ridcully warf einen kurzen Blick auf die kleinen geschnitzten Gestalten auf dem Spielbrett, als hörten sie ihm zu. Auf Umwegen taten sie das womöglich sogar. Zumindest war es allgemein bekannt, dass die Hände, die die Hälfte der Figuren bewegten, in einem großen Schloss in Überwald wohnten, dass sie weiblich waren und zu einer Dame gehörten, die es in erster Linie gerüchteweise gab.
    »Schmiers sagt, er hält sich von allem fern. Er sagt, er hält den Jungen für ziemlich schlau.«
    »Sehr schön«, sagte Vetinari, der immer noch so tat, als hätte die Anordnung der Figuren etwas ungewöhnlich Fesselndes.
    »Schön?«
    »Wir brauchen schlaue Leute in Ankh-Morpork. Schließlich haben wir eine Straße der Schlauen Kunsthandwerker, oder nicht?«
    »Ja, schon, aber …«
    »Aha, dann wohnt die Macht also vielmehr dem Kontext inne«, sagte Vetinari und drehte sich mit einem Ausdruck unverhüllter Freude um. »Habe ich schon erwähnt, dass ich Politiker bin? Schlau: verschlagen, durchtrieben, betrügerisch, raffiniert, weitsichtig, aufgeweckt, immer am Ball und nicht zuletzt ein wenig spitzbübisch. Ein Wort für jedes Lob, ein Wort für jedes Vorurteil. Schlau … ist ein schlaues Wort.«
    »Glauben Sie nicht, dass dieses … Experiment, das Sie da durchführen, womöglich einen Schritt zu weit geht?«, fragte Ridcully.
    »Das hat man damals auch zu der Sache mit den Vampiren gesagt, richtig? Angeblich haben sie keine richtige Sprache, aber mir wurde berichtet, dass er mehrere Sprachen fließend spricht.«
    »Schmiers meint, er spricht immer so vörnöhm«, musste Ridcully zugeben.
    »Verglichen mit Steißbert Schmiers sprechen sogar Trolle vörnöhm.«
    »Ich weiß, dass der … Junge von einer Art Priester aufgezogen worden ist«, sagte Ridcully. »Aber was soll aus ihm werden, wenn er ausgewachsen ist?«
    »So wie er sich anhört, vermutlich ein Professor für Linguistik.«
    »Sie wissen schon, was ich meine, Havelock.«
    »Denke schon. Ich frage mich nur, ob Sie es wissen. Aber vermutlich wird er ja wohl keine blutrünstige Ein-Mann-Horde werden.«
    Ridcully seufzte. Sein Blick richtete sich wieder auf das Brettspiel. Vetinari bemerkte es.
    »Sehen Sie sich an, wie sie da stehen: in Reih und Glied«, sagte er und fuhr mit der Hand über die kleinen Steinfiguren, »erstarrt in immerwährendem Streit, ausgeliefert der Lust und Laune des Spielers. Sie kämpfen, sie fallen, und sie können nicht zurück, weil die Peitschen sie nach vorne treiben, und sie kennen nichts anderes als die Peitschen, töten oder getötet zu werden. Vor ihnen Dunkelheit und Dunkelheit hinter ihnen, Dunkelheit und Peitschen in ihren Köpfen. Aber was wäre, wenn Sie einen davon aus dem Spiel nehmen könnten, ihn schnappen, bevor ihn die Peitschen erwischen, ihn an einen Ort ohne Peitschen bringen – was kann alles aus ihm werden? Nur eine Kreatur. Ein eigenständiges Wesen. Würden Sie ihm diese Chance verwehren?«
    »Erst letzte Woche haben Sie drei Männer hängen lassen«, sagte Ridcully, ohne so recht zu wissen, warum.
    »Die hatten ihre Chance gehabt. Sie haben sie dazu genutzt, um zu töten, und Schlimmeres. Wir bekommen nur eine Chance, keinen allgemeinen Freibrief. Er war sieben Jahre an einen Amboss geschmiedet. Er sollte seine Chance bekommen, finden Sie nicht?«
    Plötzlich lächelte Vetinari wieder.
    »Aber wir wollen nicht trübsinnig werden. Ich freue mich darauf, dass Sie uns in eine neue Ära aufregender, gesunder Aktivitäten in der allerbesten sportlichen Tradition führen. Ja, die Tradition steht hier ganz auf unserer Seite, da bin ich mir sicher. Aber ich möchte Ihnen nicht noch mehr von Ihrer kostbaren Zeit stehlen.«
    Ridcully trank den Sherry aus. Der zumindest war schmackhaft.
     
    Es ist nur ein kurzes Stück vom Palast bis zur Unsichtbaren Universität; die Mächtigen behalten einander gerne im Auge.
    Ridcully ging durch die Menschenmenge auf den Straßen und nickte hin und wieder jemandem zu, den er kannte, was in diesem Teil der Stadt so gut wie jeder war.
    Trolle, dachte er, wir kommen sogar schon mit Trollen aus, nachdem sie einigermaßen aufpassen, wo sie ihre Füße hinsetzen. Sogar bei der Wache arbeiten sie schon. Eigentlich ganz nette Typen, von dem einen oder anderen schwarzen Schaf mal abgesehen, und die

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