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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten
Autoren: Terry Pratchett
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Büro so leise, dass sich kaum ein Lüftchen regte. Seine Lordschaft hob den Blick. »Ah, Drumknott. Ich glaube, ich muss schon wieder an die Times schreiben. Ich bin sicher, dass eins senkrecht, sechs waagerecht und neun senkrecht in der gleichen Kombination schon einmal vor drei Monaten vorgekommen sind. An einem Freitag, glaube ich.« Mit angewidertem Gesichtsausdruck ließ er die Seite mit dem Kreuzworträtsel auf den Schreibtisch fallen. »So viel zur freien Presse.«
    »Gut gemacht, Mylord. Der Erzkanzler hat soeben den Palast betreten.«
    Vetinari lächelte. »Da hat er wohl endlich einmal auf seinen Kalender geschaut. Zum Glück haben sie dort jetzt Ponder Stibbons. Bring ihn doch gleich nach der üblichen Wartezeit zu mir herein.«
    Fünf Minuten später wurde Mustrum Ridcully hereingeführt.
    »Erzkanzler! Welcher dringenden Angelegenheit habe ich diesen Besuch zu verdanken? Unser übliches Treffen ist doch erst übermorgen, soweit ich weiß.«
    »Äh, ja«, sagte Ridcully. Er setzte sich, und ein sehr großer Sherry 7 wurde vor ihn gestellt.
    »Nun, Havelock, die Sache ist die …«
    »Andererseits zeugt es von einem gehörigen Maß an Vorsehung, dass Sie gerade jetzt hierhergekommen sind«, fuhr Vetinari fort, ohne ihn zu beachten, »denn es ist ein Problem aufgetaucht, zu dem ich gerne Ihre Meinung einholen würde.«
    »Ach. Wirklich?«
    »Allerdings. Es geht um dieses elende Spiel namens Tritt-den-Ball …«
    »Tatsächlich?«
    Das Glas, das sich nun in Ridcullys Hand befand, zitterte kein bisschen. Er hatte seine Stellung schon sehr lange inne, schon seit der Zeit, in der ein Zauberer, der blinzelte, damit sein Leben verwirkte.
    »Man muss natürlich mit der Zeit gehen«, sagte der Patrizier und schüttelte den Kopf.
    »Das tun wir auf der anderen Seite der Straße eher nicht«, erwiderte Ridcully. »Das ermutigt sie nur.«
    »Die Menschen begreifen die Grenzen der Tyrannei nicht«, sagte Vetinari, als führte er Selbstgespräche. »Sie glauben, bloß weil ich alles machen kann, was ich will, könnte ich alles machen, was ich will. Wenn man einen Augenblick darüber nachdenkt, kommt man sehr schnell darauf, dass das natürlich nicht stimmen kann.«
    »Ach, das ist bei der Magie ganz genauso«, sagte der Erzkanzler. »Wenn man ständig verschwenderisch mit Zaubersprüchen um sich wirft, als hinge das eigene Leben davon ab, kann es schnell passieren, dass tatsächlich das eigene Leben davon abhängt.«
    »Kurz gesagt«, fuhr Vetinari fort, als redete er gegen eine Wand, »habe ich mich schon fast dazu entschlossen, diesem Fußballspielen meinen Segen zu geben, in der Hoffnung, die Exzesse, die es begleiten, in Zukunft besser kontrollieren zu können.«
    »Bei der Diebesgilde hat es jedenfalls funktioniert«, räumte Ridcully ein. Er staunte selbst über seine Gelassenheit. »Wenn es schon Kriminalität geben muss, dann sollte sie wenigstens organisiert sein. Ich glaube, so haben Sie es damals ausgedrückt.«
    »Ganz genau. Ich teile die Ansicht, dass sämtliche Anstrengungen, die nicht auf körperliche Ertüchtigung, die Verteidigung des Reiches und die reibungslose Funktion der Verdauungsorgane gerichtet sind, absolut barbarisch sind.«
    »Wirklich? Was ist mit der Landwirtschaft?«
    »Verteidigung des Reiches gegen Hungersnöte. Jedenfalls sehe ich keinen Sinn darin, dass die Leute … einfach so durch die Gegend rennen. Apropos: Haben Sie den Megapoden erwischt?«
    Wie macht er das nur, verflixt noch mal?, fragte sich Ridcully. Wie nur? Laut antwortete er: »Das ist uns gelungen, allerdings. Aber ich hoffe doch, dass Sie damit nicht andeuten möchten, wir seien ›einfach so durch die Gegend gerannt‹?«
    »Selbstverständlich nicht. Hier greifen sogar alle drei Ausnahmen. Die alten Bräuche, unsere Traditionen, sind mindestens so wichtig wie die Verdauungsorgane, wenn auch nicht so nützlich. So gesehen hat auch Armer Leit’ Vergniegen einige bemerkenswerte eigene Traditionen hervorgebracht, die so mancher für erforschenswert erachten dürfte. Ich will offen mit Ihnen reden, Mustrum. Ich kann eine rein persönliche Abneigung nicht mit Gewalt gegen den Druck der Öffentlichkeit durchsetzen. Na ja, streng genommen könnte ich das natürlich, aber nur, wenn ich zu lächerlichen und eindeutig tyrannischen Maßnahmen greifen würde. Und das eines Spieles wegen? Doch wohl eher nicht. Also … so wie es aussieht, gibt es da draußen etliche Mannschaften aus durchweg stämmigen Burschen, die einander
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