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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich weiter gegen die Wand zu lehnen, zeigte auf einen der vielkantigen Lederflecken und sagte: »Wie lang ist der?«
    »Einen Zoll und fünfzehn Sechzehntel.«
    »Woher weißt du das, ohne nachzumessen?«
    »Ich messe ja. Mit den Augen. Eine Fähigkeit, die jeder lernen kann.«
    »Und das macht dich wertvoll?«
    »Ja.«
    »Wer bestimmt’n das?«
    »Ich.«
    »So, schon erledigt, Meister Nutt, ist noch warm«, sagte Glang, der aus dem hinteren Teil des Ladens kam und etwas in der Hand hielt, das aussah, als stammte es von einem Tier, das jetzt, wie man um des Tieres willen hoffte, tot war.
    »Natürlich würde ich es viel besser hinkriegen, wenn ich mehr Zeit hätte«, fuhr er fort, »aber wenn du mal in diesen kleinen Schlauch pusten würdest …«
    Trev sah verdutzt zu, und mit einem Mal kam es ihm so vor, als hätte er sein ganzes Leben lang nichts weiter als ein paar Kerzen und einen Haufen Unsinn gemacht. Wie viel war er wohl wert?
    Gloing! Gloing!
    Zwei Bälle im Gleichklang, dachte Trev, applaudierte aber, als Nutt und Glang sich die Hand schüttelten, und dann, während die beiden noch immer ihr Werk bewunderten, griff er hinter sich, nahm einen Dolch von der Werkbank und ließ ihn in seine Tasche gleiten.
    Er war kein Dieb. Ja, Obst von Marktständen, das schon, aber jeder wusste doch, dass das nicht zählte, und einem feinen Pinkel was aus der Tasche zu ziehen war nichts weiter als ein Fall von sozialer Umverteilung, auch das wusste jeder, und manchmal fand man etwas, das aussah wie verloren, das würde sowieso jemand aufheben und mitnehmen, warum also nicht man selbst?
    Waffen brachten einen um, oft deshalb, weil man eine in der Hand hielt. Aber momentan ging alles zu weit. Er hatte Andys Knochen knacken gehört, und Nutt hatte den Mann auf die Knie gezwungen, ohne dabei zu schwitzen. Es gab zwei Gründe, weshalb man jetzt Vorkehrungen treffen sollte. Der eine war, dass man Andy, wenn man ihn schon auf die Knie zwang, besser gleich ganz umlegte, weil er sonst zurückkam, mit Blut im Mundwinkel. Der andere, weit schlimmere Grund, war der, dass Nutt momentan weitaus besorgniserregender war als Andy. Andy konnte er zumindest einschätzen …
    Sie gingen zur Universität zurück, jeder mit einem Ball in der Hand, wobei Trev ein wachsames Auge auf hohe Gebäude hatte. »Schon erstaunlich, was in dieser Stadt so alles herumkreucht und -fleucht«, sagte er. »Hast du mitgekriegt, dass dort auf dem Laden so zwei Vampirdinger waren?«
    »Ach die? Die arbeiten für Ihre Ladyschaft. Die waren zum Schutz dort.«
    »Wessen Schutz?«
    »Machen Sie sich wegen denen keine Sorgen.«
    »Ha! Weißt du auch, dass heute Abend noch etwas viel Seltsameres passiert ist?«, sagte Trev, als die Universität in Sicht kam. »Du hast diesem Zwerg fünfzehn Dollar geboten, und er hat nicht mal gefeilscht. So was hat die Welt noch nicht gehört. Das muss die Kraft des Gloing! sein.«
    »Ja, aber ich hab ihm letztendlich zwanzig Dollar gegeben«, sagte Nutt.
    »Warum denn? Er hat doch gar nicht mehr verlangt.«
    »Nein, aber er hat sehr schwer gearbeitet, und die zusätzlichen fünf Dollar entlohnen ihn mehr als genug für den Dolch, den Sie geklaut haben, als wir mit dem Rücken zu Ihnen standen.«
    »Hab ich nicht«, sagte Trev hitzig.
    »Ihre automatische, unbedachte und pfeilschnelle Antwort ist vermerkt, Meister Trev. Ebenso wie der Anblick des Dolches auf der Werkbank, kurz gefolgt vom Anblick der Leere an ebendieser Stelle, an der der Dolch kurz zuvor noch gelegen hatte. Ich bin nicht ärgerlich, weil ich gesehen habe, wie Sie sehr vernünftigerweise Herrn Shanks Messer über eine Mauer geworfen haben und weil ich Ihre Nervosität verstehen kann, trotzdem muss ich Sie darauf hinweisen, dass es sich dabei um Diebstahl handelt. Deshalb bitte ich Sie als meinen Freund, den Dolch gleich morgen früh wieder zurückzubringen.«
    »Aber … dann hat er die fünf Dollar und noch seinen Dolch wieder!« Trev seufzte. »Wenigstens haben wir jeder noch ein paar Dollar übrig«, sagte er, als sie die Universität durch die Hintertür betraten.
    »Ja und nein, Meister Trev. Sie bringen die verbliebenen fünf Dollar und diese schmuddelige, aber echte Quittung über zwanzig Dollar zu Herrn Stibbons, der Sie für einen Nichtsnutz hält, und lassen ihn auf diese Weise seine ursprüngliche Annahme revidieren, dass Sie ein Dieb und ein Taugenichts sind, was wiederum Ihrer Karriere in dieser Universität förderlich sein dürfte.«
    »Ich bin kein

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