Der Club der unsichtbaren Gelehrten
mit ihm reden, als wäre er ein menschliches Wesen. Aber jetzt sieh zu, dass du mich nicht verlierst.«
Zwergenläden gingen in der letzten Zeit sehr gut, hauptsächlich deshalb, weil ihre Betreiber die erste Regel des Verkaufens verstanden hatten, welche lautet: Ich habe Ware zu verkaufen, und der Kunde hat Geld. Das Geld sollte ich bekommen, was bedauerlicherweise damit einhergeht, dass der Kunde meine Ware mitnimmt. Deshalb werde ich nicht sagen: »Das da im Fenster ist das letzte, das wir haben, deshalb kann ich es dir nicht verkaufen, denn sonst würde ja niemand erfahren, dass wir es im Angebot haben« oder »Wahrscheinlich kriegen wir am Mittwoch wieder welche rein« oder »Die nehmen zu viel Platz auf den Regalen weg« oder »Ich hab keine Lust mehr, den Leuten zu erklären, dass für die Dinge keine Nachfrage besteht«; stattdessen werde ich verkaufen, koste es, was es wolle, und zu diesem Zweck bis auf körperliche Gewalt so ziemlich alles einsetzen, denn wenn ich nichts verkaufe, bin ich hier total fehl am Platz.
Glang Snorrisson lebte nach diesem Gesetz, aber er mochte Leute nicht besonders, ein Leiden, das viele befällt, die über einen längeren Zeitraum mit der breiten Öffentlichkeit zu tun haben, und die beiden Leute auf der anderen Seite des Tresens machten ihn nervös. Einer war klein und sah harmlos aus, aber etwas ganz tief in Glangs Psyche, so tief, dass es womöglich in seinen Genen versteckt war, machte ihn nervös. Der andere Eindring … Kunde war fast noch ein Jugendlicher und konnte deshalb jeden Augenblick eine Straftat begehen.
Glang stellte sich der Situation, indem er nichts von dem verstand, was sie sagten, und stattdessen dämliche Beleidigungen in seiner Muttersprache von sich gab. Darin bestand so gut wie kein Risiko. Nur die Wache lernte Zwergisch, weshalb Glang wie vor den Kopf gestoßen war, als der beunruhigend harmlos Aussehende ihm in besserem Llamedos-Zwergisch, als Glang es in letzter Zeit sprach, antwortete: »Derlei Grobheiten freundlichen Fremden gegenüber beschämen deinen Bart und löschen die Schriften von Tak, alter Handelsmann.«
»Was hast du zu ihm gesagt?«, wollte Trev wissen, als Glang einen Schwall von Entschuldigungen ausstieß.
»Ach, das war bloß eine traditionelle Begrüßung«, sagte Nutt. »Geben Sie mir bitte den Ball?« Er nahm den Ball in die Hand und prellte ihn auf den Boden.
Gloing!
»Ich vermute, dass du den Trick kennst, wie man Schwefelgummi herstellt?«
»Das war der Name meines … meines Großvaters«, stammelte Glang.
»Ah, ein gutes Omen«, erwiderte Trev rasch. Er fing den Ball auf und ließ ihn wieder fallen. Gloing!
»Ich könnte die Außenhülle ausschneiden und zusammennähen, wenn du dich um die Blase kümmerst«, sagte Nutt, »und wir zahlen dir fünfzehn Dollar und gewähren dir eine Lizenz, mit der du so viele andere herstellen kannst, wie du willst.«
»Damit machst du ein Vermögen«, sagte Trev ermutigend.
Gloing! Gloing! machte der Ball und Trev fügte hinzu: »Dabei handelt es sich um eine Universitäts-Lizenz. Niemand würde es wagen, dagegen zu verstoßen.«
»Wie kommt es, dass du Schwefelgummi kennst?«, fragte Glang. Er sah aus wie jemand, der weiß, dass er völlig unterlegen ist, aber trotzdem kämpfend untergehen will.
»Weil der Zwergenkönig Rhys Lady Margolotta vor sechs Monaten ein Kleid aus Schwefelgummi und Leder geschenkt hat, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das Prinzip im Großen und Ganzen verstanden habe.«
»Ihr? Der Dunklen Lady? Sie kann einen mit einem bloßen Gedanken umbringen!«
»Sie ist meine Freundin«, sagte Nutt in aller Ruhe, »und ich werde dir helfen.«
Glenda wusste selbst nicht genau, wieso sie dem Troll so viel Trinkgeld gab. Er war schon etwas älter und ziemlich langsam, aber seine Polsterung war gut in Schuss, und er hatte einen Doppelregenschirm, und außerdem war es für Trolle kein Spaß, sich bis in diese weiter entfernten Viertel zu begeben, weil die Jugendbanden sie bis zur Hüfte mit Graffiti vollgesprüht hatten, ehe sie wieder draußen waren.
Auf dem Weg zu ihrer Haustür spürte sie verstohlene Blicke auf sich, aber es machte ihr nichts aus.
»Schon gut«, sagte sie zu Juliet. »Nimm dir eine Nacht frei, ja?«
»Ich gehe mit dir zur Arbeit«, sagte Juliet zu Glendas Verwunderung. »Wir brauchen das Geld, und ich kann Dad schlecht was von den fünfzig Dollar erzählen, oder?«
In Glendas Kopf fand eine kleine Kollision unterschiedlicher
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