Der Cocktailparty-Effekt
liegt im Jetzt, die Bestrafung in der Zukunft. Wird die Zukunft nicht ausgeblendet, wird auch gern rationalisiert: Ein Raucher argumentiert z. B., dass er vielleicht morgen bei einem Unfall umkommt und völlig vergebens auf den jetzigen Genuss verzichten musste. Oder er führt die Ausnahme an: „Auch Raucher werden 90.“
Beim Risikosport wie dem Bungee-Springen stellt sich freilich der mögliche negative Effekt nicht irgendwann in der Zukunft, sondern sofort ein − man ist schnell mausetot. Hier begibt sich der Mensch in Gefahr für ein ganz besonderes Erlebnis, für den Adrenalin-Kick. Dieses Glücksgefühl ist für ihn nicht nur um ein Vielfaches wichtiger als möglicherweise das Leben zu verlieren, sondern das Glücksgefühl hängt mit der Gefahr zusammen. Sie ermöglicht erst den Kick. Glücksforscher meinen, dass manche Menschen einfach intensive Sinnesreize suchen; sie wollen außergewöhnliche Emotionszustände erleben als Ausgleich zur Alltagsroutine. Das sind Personen mit hoch ausgeprägtem Sensation-Seeking, d. h. solche, die ein hohes Bedürfnis nach neuen Sinneseindrücken haben und dafür bereit sind, Risiken einzugehen. Also: Die einen finden ihr Glück im Nervenkitzel, die anderen nicht.
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Warum sind Zeugenaussagen oft so wenig zuverlässig?
Psychologische Untersuchungen zeigen, dass unser Gedächtnis ziemlich anfällig ist für Fehler und Manipulationen. Versuchsteilnehmern wurden beispielsweise Fotomontagen vorgelegt, in denen sie als Kind in einem Ballon zu sehen waren. In einer späteren Befragung gaben über 50 Prozent an, sich an eine Ballonfahrt zu erinnern, die aber in Wirklichkeit nie stattgefunden hatte. Auch Zeugen lassen sich in ihren Aussagen leicht manipulieren, zum Beispiel durch suggestive Fragen oder nachträgliche falsche Informationen. So führte eine Frage wie: „Haben Sie das Vorfahrt-achten-Schild gesehen?“ dazu, dass viele Versuchsteilnehmer sich an ein solches Schild erinnerten, obwohl in der zuvor gezeigten Unfallszene ein Stoppschild zu sehen war.
Besonders leicht können solche Fehler entstehen, wenn jemand körperlich und psychisch erschöpft ist oder unter Stress oder starker emotionaler Erregung steht, was bei Zeugen eines Verbrechens häufig der Fall ist. Dazu kommt, dass bei autobiografischen Erinnerungen (Erinnerungen an das eigene Leben) verschiedene Prozesse im Gehirn beteiligt sind. Informationen müssen gespeichert und wieder aus dem Gedächtnis abgerufen werden, gleichzeitig wird das Ereignis emotional bewertet und in Bezug zur eigenen Person gesetzt. Außerdem ist es erforderlich, sich Ereignisse bildhaft vorzustellen und sich mental an einen bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit zurückzuversetzen. Beim Erinnern an Vergangenes stammen die abgerufenen Informationen oft aus ganz verschiedenen Quellen: Bilder und akustische Informationen etwa werden in unterschiedlichen Hirnregionen gespeichert, dann aber gleichzeitig abgerufen. Dabei kann es leicht passieren, dass sich ein falsches „Puzzleteil“ einschmuggelt – wie eben ein bestimmtes Straßenschild, nach dem man gefragt wurde, das man aber nicht mit eigenen Augen gesehen hat.
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Wieso tratschen wir eigentlich so gerne?
Viele Menschen lesen gern den neuesten „Klatsch“ über Prominente. Und das, was Freunde, Nachbarn oder Arbeitskollegen in letzter Zeit getan haben, ist häufig das Hauptgesprächsthema. Studien haben gezeigt, dass sich 65 Prozent der Gesprächsinhalte um Klatsch und Tratsch drehen! Gemeint ist damit, dass man Neuigkeiten über andere austauscht – nicht jedoch, dass man schlecht über seine Mitmenschen redet. Solch „negativer Tratsch“ macht den Untersuchungen zufolge nur fünf Prozent der Gesprächsinhalte aus.
Es ist kein Zufall, dass die Neuigkeiten über andere oft bis in alle Einzelheiten diskutiert werden. Läuft da was zwischen den beiden Kollegen, und sie zeigen es nur nicht? Warum kommt die Freundin nicht mehr zu den Unternehmungen im Freundeskreis? Solche Diskussionen helfen dabei, aus dem Verhalten der anderen etwas für sich selbst zu lernen – zum Beispiel, erfolgreiches Verhalten abzuschauen oder die Fehler der anderen zu vermeiden. Gleichzeitig dient Klatsch auch dem Austausch sozialer Normvorstellungen, die dann im Gespräch akzeptiert oder verändert werden können. Daher ist es kein Zufall, dass oft über Prominente getratscht wird – denn diese gelten häufig als Leitfiguren für moralische Normen.
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