Der Code des Luzifer
waren schockiert. Die Komtess stellte den Ton aus und starrte Max an.
Schließlich brach Sayid das Schweigen.
»Ich hab nicht alles verstanden. Was war das da zum Schluss?«
Noch immer rührte sich niemand.
»Ein französischer Arzt behauptet, er habe bei der radiologischen Untersuchung von Max’ Gehirn nach dem Lawinenunfall eine Hirnaktivität festgestellt, wie sie häufig bei Gewalttätern anzutreffen sei«, sagte Sophie leise. »Bei Mördern.«
»Verdammter Mist«, zischte Sayid.
Alle sahen Max an. Er schob einen Ärmel hoch und zeigte Sophie und der Komtess die verblassten Kratzspuren. »Ich habe versucht, Zabala zu retten. Als er in die Tiefe stürzte, hat er meinen Arm zerkratzt und dabei die Uhr meines Vaters mitgerissen. Ich habe ihn nicht umgebracht. Aber ich habe den Mörder gesehen.«
»Hast du ihn erkannt?«, fragte Sophie hastig, und es klang beinahe beunruhigt.
Max sah ihr in die Augen und antwortete nach kurzem Zögern: »Nein, zu weit weg.«
Sie nickte und senkte den Blick.
Max wandte sich an die Komtess. »Ich schwöre es Ihnen, Komtess, ich habe ihn nicht umgebracht.«
Sie hatte sich nicht bewegt, hielt aber immer noch das Messer in ihrer Hand, als wollte sie sich damit verteidigen. Schließlich ließ sie es sinken und nickte.
»Natürlich nicht. Ich glaube dir. Aber auf jeden Fall steckst du jetzt ernstlich in Schwierigkeiten.« Sie sah zu dem stummen Bildschirm hinüber, und die anderen folgten ihrem Blick.
Gezeigt wurde ein Foto von Max; darunter stand in großen Buchstaben: Recherché pour meurtre.
Max Gordon: Gesucht wegen Mordes.
15
M ax hatte wie immer wenig einzupacken – mit kleinem Gepäck reiste es sich schneller. Während er seine Hosen und T-Shirts faltete und in den Rucksack stopfte, erwog er seine Möglichkeiten. Wie entkam er am besten der Polizei und den Verfolgern, die ihn töten wollten? Allmählich kam er sich vor wie ein Fisch im Netz. Er durfte auf keinen Fall in Panik geraten, denn dann beging man immer die größten Fehler. Also gut, keine Panik. Lieber einen Plan zurechtlegen.
»Du musst der Polizei alles erzählen, Max«, unterbrach Sayid seine Gedanken.
»Nein. Wenn ich mich jetzt stelle, werden wir das Rätsel niemals lösen. Hör zu, Sayid. Zabala wurde wegen einer Sache ermordet, die so wichtig war, dass ich sie nicht mit ihm sterben lassen kann. Die Polizei hat genug Beweismaterial, mich bis zum Beginn eines Prozesses einzusperren. Das Ganze ist eine abgekartete Sache.«
»Wie meinst du das?«, fragte Sophie.
Max, der immer noch nicht schlau aus ihr wurde, sah ihr in die Augen.
»Wie hat man Zabalas Leiche gefunden?«, fragte er. »Anscheinend hat es Tauwetter gegeben«, antwortete sie. »Nein, hat es nicht. Du hast doch auch die Nachrichten gesehen. Die sind ganz gezielt zu der Stelle gegangen, wo er abgestürzt ist.«
»Dann hat es ihnen jemand gesagt!«, rief Sayid.
»Ganz genau. Und wer konnte so gut Bescheid wissen?« »Der Mörder«, sagte Sophie ruhig.
Das war keine Vermutung, sondern eine nüchterne Feststellung. Aber warum klang das aus ihrem Mund so provozierend?, fragte sich Max. Vielleicht, weil sie es so gelassen ausgesprochen hatte?
Er nickte. »Irgendjemand ist hinter mir her, um an die Informationen heranzukommen, die ich besitze. Und mir die französische Polizei auf den Hals zu hetzen, ist eine fantastische Methode, mich in die Enge zu treiben, findest du nicht auch?«
»Du hast mich angelogen. Du warst in Zabalas Hütte, weil du etwas Bestimmtes gesucht hast. Was?«
»Ich wollte mehr über ihn herausfinden«, sagte Max, noch immer nicht bereit, ihr allzu viel zu verraten. Erst musste er wissen, ob sie irgendetwas mit dieser ganzen Sache zu tun hatte.
»Und deswegen bist du auch zu dem Château gefahren?« »Ja, weil ich erfahren hatte, dass er früher dort gearbeitet hat.«
»Und ist dir denn jetzt nicht alles klar?«, fragte Sophie, und es klang ziemlich gereizt. »Das sind die Tierschmuggler. Die stecken dahinter. Du hättest mir das alles früher sagen sollen. Du hättest mir vertrauen sollen.«
Max wusste, es ging um viel mehr als Tierschmuggel. Der Deutsche hatte in d’Abbadies Château gewartet, bis Max die Zeichnung auf dem Anhänger entdeckt hatte. Erst dann hatten sie angegriffen.
»Entschuldige, Sophie. Je weniger du weißt, desto besser. Ich habe nicht gewusst, wie gefährlich das werden würde.« Er wollte ihr immer noch nicht mehr verraten.
»Hast du irgendeine Vermutung, warum Zabala sterben musste?
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