Der Code des Luzifer
hin.
Max wollte sich den Rest des Tages ein wenig ausruhen unddann später Laurent Fauvre befragen. Hinter diesen mächtigen Mauern fühlte er sich zum ersten Mal seit Ewigkeiten sicher. Einer nach dem anderen schossen ihm jetzt die Gedanken durch den Kopf. Ihm wurde klar, dass die Freundschaft und die geschäftliche Verbindung zwischen Zabala und Laurent Fauvre das alles entscheidende Bindeglied bei diesem Rätsel war. Als Max das gezeichnete Dreieck auf den Atlas gelegt hatte, war es, als wiese die längere Seite ihm den Weg zu diesem verlassenen Ort. Zabala hätte den Erben seines Geheimnisses bestimmt nicht ohne Grund hier ans Ende der Welt geführt. Es musste dieses Ende der Welt sein. Und Max hoffte, Laurent Fauvre war der Grund.
Hinter einem verfallenen Teil der Stadt hatte man über die Jahre Gärten angelegt, in denen nach maurischer Tradition Wasser plätscherte, was der Anlage etwas Heiteres verlieh. Hier standen im Schatten von Palmengruppen drei oder vier Zelte. Max ließ den Anblick auf sich wirken. Es war eine richtige Oase. Mit den Zelten von Rucksacktouristen hatte das nichts zu tun. Das waren Beduinenzelte, kleinen Zirkuszelten vergleichbar … Nichts Luxuriöses, aber die diversen Stoffschichten, das spitze Dach, die Teppiche auf dem Boden – das alles erinnerte ein bisschen an Lawrence von Arabien. Fehlten bloß noch ein Kamel und ein …
Ein heftiges Schnaufen brachte Max’ Träumereien zu einem abrupten Ende. Er drehte sich um. Keine zehn Meter entfernt stand hinter einem Dornbusch ein Kamel und streckte ihm seine spuckeglänzende Zunge entgegen. Max wollte das Kompliment schon erwidern, als Sophie den Eingang eines Zeltes zurückschlug.
»Das ist deins, Max.«
Er trat ein. Das Berberzelt war aus Kamelhaar, Ziegenwolle und Leinwand gemacht, und wie in den anderen Zelten lagen auch hier handgewebte Teppiche, baumwollene Kissen und Sitzpolster über den Boden verstreut. Die Kühle im Innern war sofort zu spüren. Max ließ seinen Rucksack aufs Bett fallen.
»Es ist einfach, aber ich hoffe, du fühlst dich wohl. Zur Toilette und Dusche geht’s hier durch. Mein Vater hat nicht viele Angestellte und die sind vor allem fürs Füttern und für die Versorgung der Tiere zuständig, du musst also jemanden bitten, wenn du etwas gewaschen haben möchtest.«
»Das ist Luxus, verglichen mit den Zelten, in denen ich normalerweise schlafe«, sagte Max. »Und ich brauche kein Waschzeug, danke.«
»Gut.«
Sophie stand ziemlich dicht vor ihm und streckte die Hand aus, um ihm die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Instinktiv zog Max den Kopf zurück. Was machte sie da?
Sophie seufzte. »Herrgott, Max. Sei nicht kindisch.« Sie legte ihm die flache Hand auf die Stirn. »Du hast immer noch leichtes Fieber. Ich sag’s Papa.«
»Mach keine Umstände. Ich komm schon wieder in Ordnung.«
Max wandte sich ab, weil ihm plötzlich ganz heiß wurde und sein Herz schneller zu schlagen begann. Er fühlte sich wirklich krank, aber was er jetzt fühlte, hatte mit Fieber nichts zu tun. Er packte seine Sachen zum Wechseln aus. Die Angestellten im Riad hatten alles gewaschen und gebügelt. Eins anziehen, das andere in der Zwischenzeit waschen, das war Max’ Devise. Es war Zeit, wieder Shorts und Hemd anzuziehen. Zeit für Small Talk.
»Hast du auch ein eigenes Zelt?« Er bereute die Worte bereits,kaum dass sie ihm über die Lippen gekommen waren. Es hörte sich an, als wolle er sich selber einladen.
Sophie zog eine Augenbraue hoch und lächelte. »Ich hab ein Zimmer in einem der alten Häuser. Ich brauch ein bisschen mehr Beständigkeit, als ein Zelt sie vermittelt.«
Jetzt stand sie wieder dicht vor ihm. Max bemühte sich, ein ernstes, konzentriertes Gesicht zu machen. Er musste seine Shorts unbedingt auf dem Bett ausbreiten. Sophie berührte ihn an der Schulter.
Tapfer lächeln, Max! Cool! Lass dich nicht nervös machen. Sie ist bloß ein Mädchen.
»Was ist das?«, fragte Sophie und berührte den Anhänger.
Wie eine Raubkatze, die von einem Napf mit Fressen angelockt wird, den ein freundlicher Mensch ihr anbietet, war Max weiter auf der Hut. Wenn das Raubtier fraß, dann trotzdem mit einem wachsamen Auge auf die Person, die ihr das Futter gab, immer auf dem Sprung, einer eventuellen Falle zu entgehen. Max spürte die Gefahr, es lief ihm kalt den Rücken herunter.
»Den hab ich unterwegs gekriegt. Ein Freund hat ihn mir geschenkt«, sagte er so beiläufig wie möglich.
»Aber der ist sehr
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