Der Codex
wild wucherndem Grünzeug versunken waren. B o rabay schlug sich durch die hüfthohe Vegetation, schwang seine Machete und bahnte ihnen einen Pfad zu den am b e sten erhaltenen Behausungen. Er ging gebückt hinein. Tom hörte zuerst in der einen, dann in der anderen Hütte das Ratschen der Machete, das Stampfen von Füßen und g e murmelte Verwünschungen. Dann tauchte Borabay mit einer zuckenden kleinen Schlange auf. Er hatte sie mit der Spitze seiner Machete aufgespießt und warf sie in den Wald. »Hütten jetzt sauber. Ihr gehen rein, hängen Häng e matten auf und ruhen aus. Ich machen Essen.«
Tom schaute Sally an. Er glaubte, dass sein Herz so laut in seinem Brustkorb schlug, dass alle es hören mussten. O b wohl sie kein Wort wechselten, wussten beide, was nun kommen würde.
Sie betraten die kleinere Hütte. Innen war es warm und es roch nach Heu. Sonnenstrahlen stachen durch kleine Löcher im Blätterdach und sprenkelten den Raum mit nachmittä g lichem Licht. Tom hängte seine Matte auf und schaute Sally zu, die das Gleiche mit der ihren tat. Die Lichtflecke waren wie über ihr Haar verstreute Goldmünzen, die bei jeder Bewegung aufblitzten. Als Sally fertig war, trat Tom vor und nahm ihre Hand. Sie bebte leicht. Er zog sie an sich, streichelte ihr mit den Fingern übers Haar und küsste sie auf den Mund. Sally kam näher, ihr Körper berührte den se i nen, und er küsste sie erneut. Diesmal öffneten sich ihre Lippen. Er spürte ihre Zunge. Dann küsste er ihren Mund, ihr Kinn und ihren Hals. Sally zog ihn an sich und schlang die Arme um seinen Rücken. Tom küsste sie oben am Hemd, glitt nach unten und küsste jeden Knopf, den er öf f nete. Er enthüllte ihre Brüste und küsste auch sie, zuerst seitlich, dann rings um die harten und erigierten Warzen. Dann ließ er die Hand über ihren glatten Bauch gleiten. Er spürte, wie Sallys Hände seine Lendenmuskeln massierten. Er öffnete ihren Hosengürtel, kniete sich hin, küsste ihren Bauchnabel und umschlang sie mit den Händen, um sie, während sie ihre Hose herunterzog, festzuhalten. Sally schob das Becken vor und spreizte die Schenkel. Dabei a t mete sie flach, und als er sie pausenlos küsste und ihr G e säß festhielt, spürte er, wie ihre Finger sich in seine Schu l tern gruben und sie jäh Luft holte. Ein plötzliches Stöhnen. Ihr ganzer Körper erbebte.
Dann zog Sally ihn aus, und sie legten sich in die warme Finsternis und liebten sich, während draußen die Sonne unterging. Das Licht, das durch die kleinen Astlöcher der Hü t te schien, färbte sich rot und verblasste. Dann versank die Sonne hinter den Bäumen, und die Hütte lag in dämmer i ger Dunkelheit. Das einzige Geräusch waren die leisen Schreie, die diese seltsame Welt erfüllten, die sie umgab.
54
Borabays fröhliche Stimme weckte sie. Es war Nacht, die Luft war kühler. Der Geruch gebratenen Fleisches wehte durch die Hütte.
»Abendessen!«
Tom und Sally zogen sich an und traten ins Freie. Sie w a ren verlegen. Der Himmel war voller Sterne. Über ihnen spannte sich die Milchstraße wie ein Fluss aus Licht. Tom hatte noch nie eine so schwarze Nacht und einen so hellen Sternenhimmel gesehen.
Borabay saß am Feuer und wendete die Fleischspieße. Nebenbei bearbeitete er einen trockenen Kürbis, in den er Löcher bohrte. Ein Ende versah er mit einer Kerbe. Als er fe r tig war, hob er den Kürbis an den Mund und blies hinein. Er brachte einen lieblichen, leisen Ton hervor, dann noch einige andere. Borabay hörte auf und grinste.
»Wer möchte Musik hören?«
Er fing an zu spielen. Die umherschweifenden Klänge verbanden sich zu einer gespenstischen Melodie. Der Dschungel verfiel in Schweigen, als die reinen, klaren Töne, die er dem Kürbis entlockte, schneller, höher und wieder tiefer wurden. Die Akkorde plätscherten so deutlich und eilig dahin wie ein Gebirgsbach. Dazwischen gab es Momente der Stille, in denen die Melodie rings um sie her schier in der Luft zu schweben schien. Dann nahm Borabay das Lied wieder auf. Es endete mit einer Reihe von tiefen Klängen,
die so gespenstisch waren wie das Ächzen des Windes in einer Grotte.
Als er aufhörte, hielt die Stille eine Minute an. Dann fül l ten die Dschungelgeräusche nach und nach die Leere aus, die seine Musik hinterlassen hatte.
»Wunderschön«, sagte Sally.
»Das Talent musst du von deiner Mutter geerbt haben«, meinte Vernon. »Vater hat nämlich Blechohren.«
»Ja. Meine Mutter sehr schön singen.«
»Du
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