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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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böse Männer.«
    »Morgen?«, sagte Tom. »Vielen Dank, aber diese Verantwortung muss ich able h nen.«
    »Du keine Wahl«, erklärte Borabay. »Sie sagen, wenn du nicht tust, Tara-Krieger uns alle töten.«
    An diesem Abend entzündeten die Dorfbewohner ein Freudenfeuer, das ein Fest einleitete. Ein mehrgängiger Schmaus nahm seinen Anfang. Er wurde auf Blättern se r viert. Der Höhepunkt des Festessens war ein in einem Er d loch gebratener Tapir. Die Männer tanzten, dann erklang ein beklemmend fremdartiges Flötenkonzert mit Borabay als Solist. Alle gingen spät zu Bett. Einige Stunden später weckte Borabay sie wieder. Es war noch dunkel.
    »Wir jetzt gehen. Du sprechen zu Volk.«
    Tom schaute ihn an. »Ich muss eine Rede halten?«
    »Ich dir helfen.«
    »Das muss ich sehen«, sagte Philip.
    Das Freudenfeuer war mit frischem Brennstoff versorgt worden. Tom stellte fest, dass wirklich das ganze Dorf schweigend und respektvoll darauf wartete, dass er eine Ansprache hielt.
    »Du zu mir sagen, ich suchen zehn beste Krieger für Kampf aus, Tom«, sagte Bor a bay leise.
    »Kampf? Für welchen Kampf?«
    »Wir kämpfen gegen Hauser.«
    »Wir können doch nicht ...«
    »Sei still - tu, was ich sage«, zischte Borabay.
    Tom gab den erbetenen Befehl, und Borabay marschierte durch die Menge, klatschte in die Hände, klopfte verschi e denen Männern auf die Schulter, und fünf Minuten später standen zehn Krieger in einer Reihe neben ihnen. Sie waren bemalt, trugen Federschmuck und Halsketten sowie Bogen und Pfeilköcher.
    »Du jetzt Rede halten.«
    »Was soll ich denn sagen?«
    »Du sprechen große Worte. Wie du retten wirst Vater und tötest böse Männer. Ke i ne Sorgen machen. Was du auch sagen, ich gut reparieren.«
    »Vergiss bloß nicht, jedem ein Huhn im Pott zu garantieren«, meinte Philip.
    Tom trat vor und schaute den versammelten Dorfbewohnern ins Gesicht. Das Volksgemurmel ebbte schnell ab. Die Eingeborenen schauten ihn voller Hoffnung an. Tom spü r te, wie es ihm vor Angst kalt den Rücken hinunterlief. Er hatte keine A h nung, was er tun sollte.
    »Ahm ... Meine Damen und Herren ...«
    Borabay schenkte ihm einen missbilligenden Blick und schrie in rauflustigem To n fall etwas hervor, das viel wirkungsvoller klang als die mickrige Einleitung, die Tom g e rade zustande gebracht hatte. Ein Raunen ging durch die Menge; alle richteten ihre Aufmerksamkeit auf Tom. Tom hatte plötzlich das Gefühl, all dies schon einmal e r lebt zu haben. Dann fiel ihm ihre Abreise aus Pito Solo - und Don Alfonsos Ansprache an sein Volk - ein. Er musste ebenfalls eine solche Rede halten, selbst wenn sie nur aus Lügen und Phrasen bestand.
    Er atmete tief ein. »Freunde! Wir sind von einem fernen Ort namens Amerika ins Land der Tara gekommen!«
    Sobald das Wort Amerika fiel, machte sich - noch bevor Borabay mit der Überse t zung begann - Aufregung breit.
    »Wir sind viele tausend Kilometer mit einem Flugzeug, mit einem Einbaum und zu Fuß gereist. Wir waren vierzig Tage und Nächte unterwegs.«
    Borabay trug dies vor. Tom bemerkte nun, dass die Aufmerksamkeit der Menge allein ihm galt.
    »Das Volk der Tara leidet unter einem großen Übel. Ein Barbar namens Hauser ist mit seinen Söldnern vom and e ren Ende der Welt gekommen, um es auszurotten und seine Gräber zu plündern. Er hat euren Oberpriester entführt und eure Krieger get ö tet. In diesem Moment hält er sich in der Weißen Stadt auf und entweiht sie durch seine Anwese n heit.«
    Borabay übersetzte. Das Volk murmelte sein Einverständnis.
    »Wir, die vier Söhne von Maxwell Broadbent, sind g e kommen, um das Tara-Volk von diesem Mann zu befreien. Wir sind gekommen, um unseren Vater, Maxwell Broa d bent, aus der Finsternis seiner Gruft zu erretten.«
    Tom wartete, bis Borabay übersetzt hatte. Fünfhundert vom Feuerschein erhellte Gesichter schenkten ihm ungetei l te Aufmerksamkeit.
    »Mein Bruder Borabay wird uns in die Berge führen, wo wir die bösen Männer beobachten wollen, um einen A n griffsplan zu schmieden. Morgen werden wir gegen sie kämpfen.«
    Nach diesen Worten ertönten urplötzlich merkwürdige Laute, die wie ein schnelles Grunzen oder ein Lachen klangen - es war vermutlich die Tara-Entsprechung eines Jo h lens und Klatschens. Kniich verkroch sich in die Tiefen der Hemdtasche, um sich zu verstecken.
    »Du sie nun bitten zu beten und ein Opfer zu bringen«, sagte Borabay leise zu Tom.
    Tom räusperte sich. »Das Volk der Tara - ihr alle - spielt in der

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