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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Stadt.
    »Heutzutage gibt es keine versunkenen Städte mehr«, sagte Tom.
    »Da irren Sie sich«, sagte Sally. »Es gibt Dutzende, vielleicht sogar Hunderte. Sie liegen in Kambodscha, Burma, in der Wüste Gobi - und besonders hier, in Mittelamerika. Wie die Ausgrabungsstätte Q.«
    »Die Ausgrabungsstätte Q?«
    »Aus ihr strömt die Beute seit dreißig Jahren nur so heraus und treibt die Archäologen in den Wahnsinn. Man weiß, dass es sich um eine große Stadt der Mayas handeln muss, die irgendwo im guatemaltekischen Tiefland liegt, aber man kann sie nicht finden. Inzwischen nehmen Räuber sie Stein für Stein auseinander und verkaufen sie auf dem Schwarzmarkt.«
    »Vater hat sich in Bars rumgetrieben«, sagte Vernon. »Er hat für Indianer, Holzfäller und Goldprospektoren Runden geschmissen und ihrem Tratsch über Ruinen und versu n kene Städte gelauscht. Er hat sogar mehrere indianische Sprachen gelernt. Weißt du noch, Tom, dass er sie auf Di n nerpartys manchmal gesprochen hat?«
    »Ich hab immer geglaubt, er hätte sie erfunden.«
    »Hör mal«, sagte Vernon. »Denk doch einen Augenblick nach. Vater würde doch nicht selbst eine Grabkammer bauen, um sich darin bestatten zu lassen. Er würde einfach eine von denen nehmen, die er längst ausgeraubt hat.«
    Eine Weile sagte niemand ein Wort. Dann meinte Tom: »Vernon, das ist genial.«
    »Und er hat die einheimischen Indianer dazu bewegt, ihm zu helfen.«
    Das Feuer knisterte. Es herrschte Totenstille.
    »Aber Vater hat nie etwas über eine Weiße Stadt erzählt«, warf Tom ein.
    Vernon lächelte. »Genau. Und weißt du warum? Weil es die Stadt ist, in der er seine große Entdeckung gemacht hat -weil es die Stadt ist, in der alles anfing. Als er hier ankam, war er pleite, und als er zurückkehrte, hatte er eine Bootsladung voller Schätze bei sich und hat dann seine Galerie aus dem Boden gestampft.«
    »Es klingt logisch.«
    »Da hast du verdammt Recht. Ich wette alles, was ich h a be, dass er dorthin zurückgekehrt ist, um sich bestatten zu lassen! Der Plan ist perfekt. In dieser so genannten Weißen Stadt muss es jede Menge vorhandene Grabkammern g e ben. Vater wusste, wo sie sind, weil er sie selbst ausgeplü n dert hat. Er brauchte nur zurückzukehren und sich mit Hi l fe einheimischer Indianer in einer dieser Kammern niede r zulassen. Die Weiße Stadt existiert wirklich, Tom.«
    »Ich bin davon überzeugt«, sagte Sally.
    »Ich weiß sogar, wie Vater sich die Hilfe der Indianer erkauft hat«, sagte Vernon mit einem breiter werdenden Lächeln.
    »Und wie?«
    »Erinnerst du dich noch an die Quittungen, die der Pol i zist aus Santa Fe in Vaters Haus für diese schönen französ i schen und deutschen Kochtöpfe gefunden hat? Vater hat sie vor seinem Verschwinden bestellt. Damit hat er die Einhe i mischen bezahlt - mit Kochtöpfen!«
    Don Alfonso räusperte sich laut und demonstrativ. Als er die Aufmerksamkeit der anderen auf sich gezogen hatte, sagte er: »Das ist doch alles albern.«
    »Und wieso?«
    »Weil niemand die Weiße Stadt betreten kann. Ihr Vater hätte sie nie finden können. Und selbst wenn er sie gefu n den hätte - sie wird von Dämonen bewohnt, die Menschen töten und ihnen die Seele rauben. Dort gibt es Winde, die einen zurückwehen, und Nebel, die Auge und Geist ve r wirren. Und eine Quelle, die die Erinnerung auslöscht.« Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein, das ist unmöglich.«
    »Welchen Fluss muss man nehmen, um dorthin zu gelangen?«
    Don Alfonso runzelte die Stirn. Seine großen Augen hinter den verschmutzten Brillengläsern schauten überaus u n glücklich drein. »Was wollen Sie mit diesem nutzlosen Wi s sen anstellen? Ich habe doch gesagt, dass es unmöglich ist.«
    »Es ist nicht unmöglich. Außerdem wollen wir dorthin.«
    Don Alfonso verbrachte eine geraume Weile damit, Tom anzustarren. Dann seufzte er. »Der Macaturi wird Sie einen Teil des Weges bringen, aber weiter als zu den Wasserfällen kommt man nicht. Die Sierra Azul liegt viele Tage hinter den Fällen, hinter Bergen, Tälern und noch mehr Bergen. Man kann unmöglich dorthin reisen. Auch Ihr Vater kann es nicht geschafft haben.«
    »Sie kennen unseren Vater nicht, Don Alfonso.«
    Don Alfonso stopfte seine Pfeife. Sein besorgter Blick wanderte über das Feuer. Er schwitzte. Die Hand, mit der er die Pfeife hielt, zitterte.
    »Morgen«, sagte Tom, »fahren wir den Macaturi hinauf und machen uns auf den Weg in die Sierra Azul.«
    Don Alfonso stierte in die

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