Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
Vom Netzwerk:
war. Und der fing gerade erst an zu erzählen.
    »Und
Franz, bevor ich weiterrede: Hier läuft eine ziemlich heftige Show ab. Ganz
genau blicke ich auch noch nicht durch, aber dass das nichts für Warmduscher
ist, das ist sicher. Mein Handy habe ich in der Hektik leider irgendwo
verschlampt, aber unter der Nummer, mit der ich dich gerade anrufe, bin ich
jederzeit erreichbar. Kommst du noch mit?«
    »Klar«,
knurrte Haderlein hektisch, da er in der Tat größte Mühe hatte, dem Redeschwall
Lagerfelds schriftlich zu folgen. Trotzdem brannte ihm etwas unter den Nägeln.
»Sag mal, ist dein alter Kumpel Jahn in der Nähe? Ich hätte da so einige Fragen
an ihn.« Haderlein konnte ein eher gequältes Lachen Bernds vernehmen.
    »Du
kannst mir glauben, Franz, die habe ich auch. Auf dem Flug hierher hat er mir
ein bisschen was erzählt, aber zum Kern der Sache bin auch ich noch nicht
vorgestoßen. Fakt ist, Hans Günther ist mit seinem Exkollegen von der
Bundeswehr, Ewald Schweigert, irgendwohin aufgebrochen, um eine ganz
gefährliche Nummer abzuziehen. Ich glaube, es handelt sich um eine Art
Befreiungsaktion, aber das weiß ich auch nur aus dritter Hand. Tina hat es mir
erzählt.«
    So
langsam kam Haderlein wirklich nicht mehr mit. Ewald? Befreiungsaktion? Tina?
Was war bei Lagerfeld los, zum Teufel?
    »Wer ist
denn jetzt schon wieder diese Tina? Du redest in Rätseln, Bernd. Und was hat
sie dir alles erzählt, diese Tina?«
    Zum
ersten Mal machte Lagerfeld eine kurze, nachdenkliche Pause. »Tina ist die
Tochter von Ewald und sitzt mir gerade gegenüber. Was sie mir erzählt hat,
willst du wissen? Tja, Franz, das wirst du nicht glauben.«
    Tina
faltete die Hände und legte sie auf den Tisch. Lagerfeld spürte, dass es ihr
schwerfiel, darüber zu reden, aber für sich behalten wollte sie ihr Wissen
offensichtlich auch nicht.
    »Es
begann alles im letzten Sommer im August. HG ,
also Skipper, wie sie ihn hier alle nennen, hat uns seine neue Freundin
vorgestellt. Marit Evensen aus Stavanger. Er landete hier mit dem Hubschrauber,
und als er ausstieg, war sofort klar: Skipper ist glücklich. Mit Marit war es
dasselbe, aber sie ist eher der zurückhaltende Typ. Beide waren so verliebt,
das war richtig süß. Skipper war aufgeregt und wollte ihr hier alles zeigen.
Ich habe mich für ihn gefreut, weil Hans Günther sich bisher immer schwergetan
hatte, die Richtige zu finden.«
    »Das kann
ich mir vorstellen«, warf Lagerfeld mit einem leichten Lächeln ein. »Er war
schon in seiner Jugend ein Perfektionist, selbst was die Frauen betraf. Wenn
ihm ein Grübchen hinterm Ohr nicht gefallen hat, ließ er das Mädel eben sausen.
Die hättest du ihm dann nackt auf den Bauch binden können, er hätte sie nicht
angerührt. So ist er halt, der HG .« Versonnen
schlürfte Lagerfeld an seinem Kaffee.
    »Eben«,
nahm Tina Schweigert ihre Erzählung wieder auf, »aber im letzten Sommer hatte
Amors Pfeil ihn mit voller Wucht getroffen. Die zwei waren wie Magnete, die du
nicht mehr auseinanderbringst. Und sie haben ja auch wirklich gut
zueinandergepasst. Skipper ist im Grunde ein Abenteurer, wie er im Buche steht,
aber Marit war auch nicht ohne. In Stavanger hat sie als Personalchefin auf
einer Ölbohrinsel draußen auf dem Meer gearbeitet. Sechs Wochen Arbeit, sechs
Wochen frei, allein unter Männern. Damit muss man als Frau erst einmal
klarkommen – noch dazu, wenn man so gut aussieht wie Marit.«
    »Und wie
haben sich die beiden kennengelernt?«, wollte Lagerfeld wissen.
    »Skipper
hatte gerade mit seinem Partner und dessen Schiff in Stavanger festgemacht, als
die Hubschrauberpiloten und ein Teil der Besatzung der Bohrinsel, für die Marit
zuständig war, mit einem Magen-Darm-Virus infiziert wurden und Marit einen
Ersatz suchen musste. Sie fand Skipper, der sie anschließend zwei Tage lang durch
die Gegend flog. Das war’s. Von da an waren Skipper und seine Marit ein Herz
und eine Seele.« Sie lächelte Lagerfeld traurig an.
    »Sag mal,
hast du eigentlich ein Foto von Marit?«, fragte Lagerfeld plötzlich.
    Tina
überlegte, stand dann kommentarlos auf und verschwand in ihrem Zimmer. Als sie
zurückkam, hielt sie ein Bild in einem Aluminiumrahmen in der Hand. Sie legte
es auf den Tisch, setzte sich auf ihren Stuhl und nahm einen langen Schluck von
ihrem Tee.
    Lagerfeld
zog das Bild zu sich und ließ es auf sich wirken. Ewald, Tina, HG und Marit Evensen standen lachend vor einem
Helikopter. Marit Evensen war eine verdammt gut aussehende Frau mit

Weitere Kostenlose Bücher