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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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russische Zigarette,
eine Belomorkanal mit einer Banderole, welche die alte Flagge der Sowjetunion zierte.
Eine gelbe Sichel auf rotem Grund. Die Art von Zigaretten, die den Enthaupteten
zuhauf in seiner Kiste bedeckt hatte. Aber wie kam diese Zigarette unter die
Treppe im Haus des Barons? Haderlein überlegte, während er die Belomorkanal in
eine kleine Plastiktüte fallen ließ.
    Draußen
übergab er sie der Spusi mit dem Hinweis, das Ding genauestens auf DNA -Spuren untersuchen zu lassen, ging dann, einer
plötzlichen Eingebung folgend, zurück ins Haus und stieg die Treppe hinauf.
    Das
Schlafzimmer der Haushälterin war schnell gefunden. Leise ging er hinein und
schaute sich um. Hatte er es sich doch gedacht. Das Zimmer war ordentlich und
aufgeräumt. An den schmucklosen Wänden hingen ein paar eingerahmte
unpersönliche Fotografien. Weder war das Bett zerwühlt, noch sah sonst etwas
auch nur irgendwie benutzt aus. Nein, Frau Falkenberg hatte heute Abend mit
Sicherheit noch nicht in diesem Bett gelegen. Stattdessen hatte sie ihm Mist
erzählt. Ihn von Angesicht zu Angesicht angelogen.
    Haderlein
schlich die Treppe wieder hinunter und trat dann in die gute Stube. Dort
verabschiedete er sich umgehend von der Haushälterin, ohne sich etwas von
seiner Entdeckung anmerken zu lassen, und überließ sie der Obhut der
Polizeipsychologin. Dann leinte er Riemenschneider an und begab sich in den
Garten, wo er der Spurensicherung Bescheid gab, den ersten Stock des Hauses,
besonders das Zimmer von Frau Falkenberg, aufs Gründlichste nach Spuren
abzusuchen und alle Räume abzufotografieren. In Gedanken versunken steuerte er
mit Riemenschneider das Eingangstor an.
    »Na, Herr
Kommissar, endlich Schluss für heute Nacht? Fahren Sie jetzt nach Hause?«,
fragte ihn ein Polizist.
    »Wie
bitte?«, schreckte Haderlein aus seinen Gedanken hoch, die noch immer bei Frau
Falkenberg und ihrem unbenutzten Bett geweilt hatten. Ȁh, nein, jemand von
euch müsste bitte Riemenschneider und mich heimfahren.« Haderlein war doch
etwas müde. Sein Adrenalinpegel begann zu sinken, und der lange Tag machte sich
in seiner nachlassenden Konzentrationsfähigkeit bemerkbar.
    »Ja,
haben Sie etwa was getrunken, Herr Haderlein, oder haben Sie Ihren
Autoschlüssel verloren?«, fragte der Polizist.
    Der
Hauptkommissar blickte ihn verwirrt an. Was sollte denn jetzt der Quatsch? Der
Typ hatte ihn doch heute vor nicht allzu langer Zeit auch hergefahren. Er
musste doch wissen, dass er gerade über kein Auto verfügte. Aber in dem Gesicht
des Beamten war nichts Scherzhaftes zu erkennen. Haderlein rieb sich die
Schläfe, wahrscheinlich redeten sie nur gerade aneinander vorbei.
    »Nein,
ich habe nichts getrunken, aber der Kollege Lagerfeld hat sich heute Abend
meinen Landrover ausgeliehen. Also kann ich im Moment nicht über ihn verfügen
und bin deshalb auf Ihre Hilfe angewiesen. Wenn Sie also so freundlich wären?«
    Jetzt
müsste es eigentlich auch der Blödeste begriffen haben, und trotzdem machte der
Polizeibeamte keinerlei Anstalten, ihn zu seinem Streifenwagen zu begleiten,
sondern betrachtete ihn vielmehr wie einen Geistesgestörten, der nicht mehr
Herr der eigenen Sinne war.
    »Aber,
äh, Herr Kriminalhauptkommissar«, sagte der Beamte fast entschuldigend, »Ihr
Landrover steht doch da vorn, nur fünfzig Meter von hier.«
    Haderlein
schaute ihn an, als hätte er gerade von der sensationellen Landung
außerirdischer Wesen mit durchsichtigen Köpfen erzählt. Mit durchsichtigen
Köpfen mit einem riesigen Vakuum als Inhalt.
    »Sie
können ihn nur nicht sehen, weil der Nebel so dicht ist«, fuhr er fort und
schaute den Hauptkommissar mitleidig an. Es war ja auch schon sehr spät, und
der Jüngste war Haderlein auch nicht mehr.
    Dieser
irrwitzige Tag schien und schien kein Ende nehmen zu wollen. Aber das hier war
nun wirklich lustig. Da hatte der Lauf des Lebens mal, egal wie und warum, ein
Streifenhörnchen in eine Sackgasse geführt. Super. Aber der Hauptkommissar
wusste schon, wie er wieder Klarheit in dessen Gedankengänge bringen konnte.
    »Fünfzig
Euro, dass da vorn nicht mein Landrover steht«, sagte er lakonisch. »Dort steht
vielleicht ein Auto, vielleicht sogar ein Landrover, irgendein Landrover,
vielleicht sogar einer in der gleichen Farbe wie meiner, aber nie und nimmer
mein eigener Freelander mit meinem Kennzeichen. Und wenn ich recht habe, dann
werden Sie mich als Gegenleistung einen Monat lang durch die Gegend
kutschieren,

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