Der Consul
regiert das Deutsche Reich.« Er lehnte sich zurück und musterte mich eine Weile. »Viel Erfolg haben Sie bisher ja nicht gehabt.«
»Das ist richtig, Herr Ministerpräsident. Wir tun alles, um es zu ändern.« Warum kam ich mir vor wie ein Würstchen?
»Sind schwierige Fälle, nicht wahr?«
»Jawohl, Herr Ministerpräsident.«
»Was für Fragen haben Sie denn?« Er gab sich jovial.
»Ich muss wissen, ob Ihnen etwas aufgefallen ist im Hotel Elephant.«
»Nein, nichts im Zusammenhang mit einem Mord. Mir ist nur aufgefallen, dass das Zimmermädchen ausnehmend hübsch war. Schade, dass sie falsch gepolt ist. Das stimmt doch, Herr Kommissar.«
»Ich weiß es nicht, Herr Ministerpräsident. Es sieht so aus. Aber wir Kriminalisten brauchen Beweise.«
»Ja, ja. Da haben wir Politiker es leichter, wollten Sie sagen.«
»Wann haben Sie Herrn Hitler das letzte Mal gesehen?« Ich zog es vor, seine Frage nicht zu beantworten, er nahm es mir nicht übel.
»Wenn ich das noch so genau wüsste. Ich bin gegen halb zehn, zehn angekommen. Dann habe ich mich frisch gemacht, eine Kleinigkeit gegessen. Herr Hitler war kein großer Esser, Sie verstehen. Aber er ging spät schlafen.« Er lächelte freundlich. »Ich glaube, es war gegen Mitternacht, vielleicht halb eins, eins. Wir hatten ein Gespräch in seiner Hotelsuite. Es ging um die verlorene Wahl und was wir tun konnten, um die nächste Wahl zu gewinnen. In Deutschland wurde ja pausenlos gewählt, wenn nicht im Reich, dann in den Ländern. Das hat jetzt Gott sei Dank ein Ende.«
»Haben Sie sich gestritten?«
Einen Augenblick funkelten Görings Augen böse, dann lächelte er mich an. »Sie müssen das fragen«, sagte er, wie um es sich selbst zu erklären. »Nein, natürlich nicht. Wir hatten nicht in jeder Frage die gleiche Meinung, aber einen Streit, nein, einen Streit würde ich das nicht nennen.«
»Haben Sie Personen aus Hitlers Begleitung gesehen?«
»Sie meinen Schaub, Hoffmann und Kameraden.« Er mochte diese Leute nicht.
»Jawohl, Herr Ministerpräsident.«
»Nein, von denen ist mir keiner über den Weg gelaufen. Ermitteln Sie denn auch gegen die Kommune?«
»Ich habe vor kurzem Kippenberger verhört.«
»Der streitet natürlich alles ab.«
»Ich habe nichts gegen ihn in der Hand.«
»Sie würden ihn glatt laufenlassen.«
»Möglich, Herr Ministerpräsident. Das verlangt die Strafprozessordnung. Es gibt keinen dringenden Tatverdacht. Jedenfalls nicht in unseren Fällen.«
»Ich will Ihnen mal was sagen.« Er hob die Stimme. »Mit diesen Kinkerlitzchen ist es bald vorbei. Die Kommune ist immer an etwas schuld. Die haben im Krieg die Leute aufgehetzt gegen die Front.« Ein scharfer Blick. »Waren Sie Soldat?«
»Jawohl, Herr Ministerpräsident, Unteroffizier.«
»Haben Sie Auszeichnungen?« »EK eins, Herr Ministerpräsident.«
»Auch Sie wurden verraten von den Spartakisten.«
»Jawohl, Herr Ministerpräsident.«
»Und dann haben die meisten schon vergessen, dass die Kommune ein paarmal den Aufstand versucht hat. 1919, 1920, 1921, 1923. Ich sage nur Rote Ruhrarmee. Das sind Marionetten an Moskaus Hand. Sie lügen, betrügen und morden, auch Ihre Kameraden. Diese Leute sind ehrlos. Da brauche ich keine Beweise. Mir genügt das Wissen, dass jemand Mitglied in der KP oder in irgendeiner ihrer Tarnorganisationen ist. Wir machen Schluss damit, dass der Staat sich selbst behindert. Wenn wir in Preußen das vorexerzieren, müssen die anderen Länder mitziehen. Haben Sie das verstanden?«
»Jawohl, Herr Ministerpräsident, aber ...«
»Nicht >aber »Wir durchsuchen die Umgebung der Oberspree. Es könnte sein, dass Herr Röhm dort ermordet wurde. Wenn wir den Tatort finden, entdecken wir möglicherweise Spuren, die uns zu den Tätern fuhren. Oder Zeugen, die etwas gesehen haben. Oft verstehen die Menschen die Bedeutung einer Beobachtung erst, wenn wir sie befragen.«
»Und wie kommen Sie auf die Oberspree?«
Ich berichtete Göring von unseren Schwimmversuchen.
»Ich nenne so etwas ein Glücksspiel, Herr
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