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Der Cop und die Lady

Der Cop und die Lady

Titel: Der Cop und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Sanders
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beendete dann jedoch das Gespräch, ohne ihm etwas von ihrer Amnesie erzählt zu haben. Seine Stimme hatte keinerlei Erinnerung in ihr geweckt, und nach dem Anruf fühlte sie sich einsamer als vorher.
    Ihre Hand schwebte über den Tasten. Mike hatte gesagt, dass sie ihn anrufen könne, falls sie etwas brauchen sollte. Aber sie konnte ihm nicht erklären, was sie brauchte, denn sie wusste es selbst nicht. Alles was sie wusste, war, dass sie sich danach sehnte, seine Stimme zu hören. Doch wenn sie ihn anrufen würde, wäre ihr seine Stimme bestimmt nicht genug. Sie würde ihn sehen wollen, und wenn sie ihn sehen würde, würde sie sich wünschen, ihn zu berühren …
    „Vergiss es”, sagte sie laut. „Du fühlst dich nur deshalb zu ihm hingezogen, weil er im Moment der einzige Mann in deinem Leben ist. Alles nur Einbildung. Es wird nicht mehr lange dauern, und du kehrst in dein wirkliches Leben zurück, und dann wirst du ihn ganz schnell vergessen haben.” Aber ihre Worte hatten einen zweifelnden Unterton, der sich nicht überhören ließ.
    Vielleicht war es am besten, wenn sie versuchte zu arbeiten. Also setzte sie sich an den Schreibtisch und begann, eine Fachzeitschrift durchzublättern. Armand hatte sie gedrängt, den Abend mit ihm und seiner Familie zu verbringen, sie hatte jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass sie lieber ein bisschen in ihren Sachen herumkramen wolle, um auf diese Weise vielleicht ein paar Erinnerungsschnipsel auszugraben. Doch nun erschien ihr plötzlich alles, was sie bisher über ihr Leben herausgefunden hatte, deprimierend.
    Zumindest hatte sie bisher noch keinen Hinweis auf ein Fehlverhalten in ihrer Vergangenheit finden können. Das war immerhin tröstlich. Allerdings schien es auch nichts zu geben, an dem sie wirklich Spaß hatte - außer an ihrem Beruf.
    Ganz zu schweigen von Leidenschaft. Leidenschaft war anscheinend in ihrem Leben nicht vorgesehen. Sie hatte vorhin Dutzende von alten Briefen und Postkarten herausgekramt, die bis auf ihre Collegezeiten zurückgingen, doch etwas wirklich Intimes hatte sie nicht entdeckt. Kein Hinweis auf Liebe -oder Hass. Alle ihre Beziehungen schienen maßvoll und vernünftig zu sein, sehr kontrolliert.
    Wie ihre Wohnung mit ihrer geschmackvoll dezenten Möblierung und den gedeckten Farben. Und ihr Tagebuch mit diesen knappen, geschäftsmäßigen Eintragungen. Wie ihre Kleidung, so zweckmäßig und so … so beige. Das einzig Aufregende an ihrer Garderobe waren ihre Dessous, die überraschenderweise sehr sexy und farbenfroh waren. Aber es sah nicht danach aus, als würde sie jemals ein anderer als sie selbst zu Gesicht bekommen.
    Obwohl es ihr schwer fiel, kam Nina jetzt nicht umhin festzustellen, dass ihr ihr Leben ziemlich kalt und leer erschien. Es war das Leben eines Zuschauers, nicht das eines Spielers. Nun, jetzt hast du dein Abenteuer, sagte sie sich. Etwas Abenteuerlicheres als angeschossen zu werden und dabei das Gedächtnis zu verlieren war schwer vorstellbar.
    Nach etwa einer Stunde machte sie sich einen Kamillentee und legte sich mit ihrem Tagebuch, in dem sie die Eindrücke des Tages festhalten wollte, ins Bett.
    Sie schrieb fast sieben Seiten voll und beendete ihre Eintragungen mit der Frage: Und was kommt als nächstes?
    Nina klappte das Tagebuch zu, machte das Licht aus und lag anschließend noch eine Weile mit offenen Augen im Dunkeln. Fraglos hatte sie beim Niederschreiben ihrer letzten Worte nicht ihre Amnesie im Sinn gehabt, sondern Mike Novalis und seine Abschiedsworte: Wir bleiben in Verbindung. Was er wohl damit gemeint hatte?

5. KAPITEL
    Als Mike am nächsten Tag das Büro seines Vorgesetzten betrat, fand er Morris Hecht mit einem kleinen, mürrisch dreinblickenden Mann in den Fünfzigern vor.
    Mike packte den Fremden auf Anhieb in eine Schublade: Bei jemandem, der am Samstag in einem grauen Flanellanzug herumrannte, konnte es sich nur um einen FBI-Agenten handeln. Einen Moment später bestätigte sich Mikes Vermutung.
    Hecht stellte ihm den Mann als David Irons vom FBI vor. In Irons Händen lag der Fall Zakroff und Duchesne.
    Der FBI-Mann hielt eine Kopie des Berichts in Händen, den Mike seinem Chef am vergangenen Abend auf den Schreibtisch gelegt hatte. „Wie ich gehört habe, untersuchen Sie eine Schießerei, die sich in den frühen Morgenstunden des Donnerstags ereignet hat”, eröffnete Irons die Unterredung, wobei er den Blick nur etwa für eine Zehntelsekunde von dem Blatt in seiner Hand nahm.
    Mike lehnte

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