Der Cop und die Lady
Gefahr.”
Mikes jahrelange Erfahrung sagte ihm, dass das nicht stimmte. Alles in ihm schrie nach Widerspruch. „Wie kann man zu dem Schluss kommen, dass sie nicht in Gefahr schwebt, wo auf sie geschossen wurde? Ich bin noch immer der Meinung …”
„Hören Sie, Novalis”, schaltete sich Irons jetzt wieder ein, „ich kenne Ihre Personalakte und weiß, dass Sie früher als Undercover gearbeitet haben. Sie waren bekannt dafür, sich von Zeit zu Zeit Ihre eigenen Spielregeln zurechtzubasteln. Nichts gegen einen unorthodoxen Cop - die Polizei braucht Leute, die mitdenken. Allerdings nur, solange die Sache nic ht nach hinten los geht. Was bei Ihnen, wenn mich nicht alles täuscht, ja leider der Fall war. Bei Ihnen scheint immer alles nach dem gleichen Strickmuster abzulaufen - sobald eine attraktive Frau in einen Fall involviert ist, sind Sie total von der Rolle.”
Mike wollte zornig auffahren, aber er hielt sich zurück. Mit undurchdringlichem Gesicht starrte er Irons an.
„Also machen Sie jetzt keine Schwierigkeiten, Novalis”, fuhr Irons nun fort,
„halten Sie sich von der Dennison fern, ebenso wie von der Firma Zakroff und Duchesne.” Er lächelte dünn, aber seine Stimme hatte einen stählernen Unterton.
„Das ist mein letztes Wort.” Ohne eine Antwort abzuwarten, nickte er Hecht zu und ging zur Tür.
Sobald der FBI-Mann den Raum verlassen hatte, öffnete Hecht eine Schreibtischschublade und holte eine Zigarrenkiste heraus. „Glattzüngiger Schreibtischhengst”, brummte er verächtlich. „Hätte Politiker werden sollen.”
Mike starrte noch immer auf die Stelle, wo Irons eben noch gestanden hatte, und öffnete langsam die Fäuste.
„Sie haben sich ja ziemlich aufgeführt”, bemerkte Hecht und räusperte sich.
„Der Typ mag ein arroganter Schnösel sein, aber er ist im Recht. Also vergessen Sie die Sache und kümmern Sie sich wieder um Ihre anderen Angelegenheiten.”
Mike wandte sich um und starrte seinen Vorgesetzten wütend an. „Bitte. Wenn Sie unbedingt wollen.” Damit ging er zur Tür.
Am frühen Nachmittag, als Nina einkaufen ging, fiel ihr auf, dass der blau-weiße Polizeiwagen, der noch letzte Nacht vor ihrem Haus geparkt ha tte, verschwunden war.
Ihre erste Reaktion war Erleichterung. Sie stand also nicht länger unter polizeilicher Beobachtung. Dann aber fühlte sie Ärger in sich aufkommen. Hätte Mike sie nicht wenigstens anrufen und ihr die veränderten Umstände mitteilen können? Wäre das nicht ein Gebot reiner Höflichkeit gewesen? Sie versuchte sich einzureden, dass sie keinen Grund hatte, sich verletzt zu fühlen. Mike Novalis schuldete ihr nichts. Auch wenn es kurz gefunkt hatte zwischen ihnen - was bedeutete das schon? Für Mike Novalis war sie nichts anderes als ein Routinefall.
Aber so oft sie sich das auch sagte, so recht glauben mochte sie es doch nicht.
Irgendwie klang es falsch. Zwischen Mike und ihr war etwas, dessen war sie sich sicher. Was dieses Etwas allerdings ausmachte, konnte sie nicht benennen.
Später, nachdem sie wieder zu Hause war und die Lebensmittel, die sie gekauft hatte, im Kühlschrank verstaute, fiel ihr ein, dass sie, wenn sie nicht länger unter polizeilicher Bewachung stand, auch ungeschützt war. Ob sie Angst haben musste?
Sie verwarf den Gedanken. Mike hätte es nicht zugelassen, dass die Polizei abgezogen wurde, wenn für sie Gefahr bestünde. Dessen war sie sich sicher.
Woher sie diese Sicherheit nahm, wusste sie allerdings nicht.
Deshalb war sie nicht allzu überrascht, als Mike am späten Nachmittag vor ihrer Tür stand. Als er sich erkundigte, ob alles in Ordnung sei, erwiderte sie leichthin:
„Ist das eine offizielle Anfrage?”
Doch als er sie mit einer seltsamen Hilflosigkeit, die ihr neu an ihm war, ansah und ihre Frage mit nein beantwortete, wusste sie, dass sich in ihrer Beziehung etwas Entscheidendes verändert hatte. Mike war nicht aus beruflichen Gründen hier. Er war gekommen, weil er sie sehen wollte. Dieser Gedanke erregte und erschreckte sie zugleich. Und jetzt? überlegte sie. Was möchte ich denn überhaupt?
Mike hatte sich lange mit der Frage herumgequält, was er Nina eigentlich erzählen sollte, und hatte schließlich beschlossen, ihr die offizielle Version zu liefern. Natürlich ohne preiszugeben, dass ihr Brötchengeber vom FBI überwacht wurde.
„Und was ist mit der Pistole?”
„Nun, sie ist nicht registriert, deshalb kann ich sie Ihnen nicht zurückgeben.”
Sie schüttelte sich. „Ich will
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