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Der Cop und die Lady

Der Cop und die Lady

Titel: Der Cop und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Sanders
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waren vier Jahre zusammen. Er war der beste Freund, den ich jemals hatte.”
    Als die Erinnerung, die er so lange verdrängt hatte, plötzlich zurückkehrte, befürchtete er einen Moment, in Tränen auszubrechen. Er schluckte, dann sprach er weiter, wobei er sich bemühte, seine Stimme so flach und unbeteiligt wie möglich klingen zu lassen, so als würde er die Geschichte eines anderen erzählen, aber er spürte, dass ihm das in keiner Weise gelang; er klang, als sei er am Ende.
    „Es ist jetzt drei Jahre her. Jack und ich waren auf eine große Drogensache angesetzt - in Zusammenarbeit mit der DEA. Wir sollten einen Schmugglerring, der Kokain und Heroin von Texas raufbrachte, unterwandern. Man wollte uns zu Helden machen. Doch am Ende stellte sich die ganze Sache als die größte Pleite heraus, die unsere Abteilung je zu verkraften hatte.” Plötzlich hatte er einen bitteren Geschmack im Mund. „Als es soweit war, lief alles falsch. Sie hatten den Stoff beiseite geschafft und erwarteten uns schon.”
    Er schloss die Augen. Die Dunkelheit verschaffte ihm Erleichterung - doch dann sah er wieder eine andere Dunkelheit vor sich, in einer leeren Lagerhalle mitten in der Nacht. Die plötzlich vom grellen Aufflammen des Mündungsfeuers der Maschinenpistolen zerfetzt wurde, und die Stille wurde zerrissen von dem ohrenbetäubenden Rattern der Gewehrsalven und von Schreien. Der lauteste Schrei entrang sich seiner eigenen Kehle. Er öffnete die Augen. „Jack musste dran glauben. Er trug zwar eine kugelsichere Weste, aber sie pusteten ihm einfach die Beine weg. Er verblutete innerhalb von neunzig Sekunden.”
    Mike schaute auf seine Hände, die noch immer auf dem Tisch lagen, und sah überrascht, dass sie zitterten. Dabei hatte er ihr das Schlimmste noch gar nicht erzählt. „Seitdem arbeite ich allein. Weil ich nicht an Jack erinnert werden will.
    Und das ist auch der Grund für meine Reaktion, als Sie nach meinem Partner gefragt haben. So, und jetzt ist es genug - mehr will ich nicht erzählen.”
    Mike verfiel in Schweigen, aber die Qual, die in seinem Tonfall gelegen hatte, hallte in Nina nach. Auch sie hatte in den vergangenen Tagen mit Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit Bekanntschaft gemacht. Auch ihr war das Gefühl, sich ganz und gar verloren zu fühlen, nicht fremd. Sie wollte den Blick abwenden von diesem trostlosen, von hilfloser Verzweiflung gezeichneten Gesicht, aber es gelang ihr nicht. Als sie die Hand nach Mike ausstreckte, fast so, als wollte sie ihm durch ihre Berührung etwas von der Last, die er auf den Schultern trug, abnehmen, sah sie, wie in den Tiefen dieser blauen Augen eine winzige Flamme emporzüngelte. Was war es? Eine Warnung? Oder eine Bitte?
    Nina ließ die Hand sinken. Einen langen Moment starrte sie Mike einfach an, der mit einem Ausdruck von Anspannung zurückstarrte, die Lippen halb geöffnet, als wolle er etwas sagen. Aber er sagte nichts. Anstelle von Trauer und Verzweiflung konnte Nina nun Bewegtheit, Zweifel, Wachsamkeit und Verlangen in seinem Gesicht lesen. Ja, Verlangen - ach, und sie verlangte es nicht weniger nach ihm.
    Willst du den Rest deines Lebens damit verbringen, Angst zu haben vor dem, was du begehrst? fragte sie sich. Diese Frage drängte sich ihr so heftig auf, dass sie fast schon befürchtete, sie laut ausgesprochen zu haben. Sie hob wieder die Hand, und diesmal ließ sie sie nicht wieder sinken. Zärtlich und getrieben von einer inneren Kraft, die sie nicht selbst steuern konnte, berührte sie Mikes Gesicht, zeichnete mit einer Fingerspitze den Schwung seiner Augenbrauen nach und dann, kühner geworden, streichelte sie mit der offenen Hand über seine Wange.
    Die ganze Zeit über sah Mike sie an, und es gelang ihr nicht, den Blick von diesen feurigen, eindringlichen Augen abzuwenden. Nina hatte eine Grenze überschritten, und sie wusste es. Jetzt gab es keinen Raum mehr für Stolz, Höflichkeiten oder Ausreden zwischen ihnen beiden. In seinem Blick lag das nackte Begehren, ein Begehren, von dem sie wusste, dass es ebenso der Spiegel ihres eigenen Verlangens war. Bei dieser Erkenntnis wurde sie plötzlich von einer köstlichen, warmen Welle der Lust überspült. Sie fühlte, wie sie schwach wurde, und frohlockte - paradoxerweise - gleichzeitig über ihre Stärke.
    Mike stand auf und zog sie von ihrem Stuhl hoch. Nun standen sie sich gegenüber, so nah, dass sie sich berührten. Nina spürte die Anziehungskraft, die von ihm ausging; ihre Körper strebten, Magneten

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