Der Cop und die Lady
auf, als hätte er Juliens Bemerkung verstanden. Nina seufzte.
„Nein, Julien, das war nicht der Hund, sondern der Einbrecher - oh, das weißt du ja noch gar nicht, na, ich werde es dir gleich erzählen.”
Plötzlich fühlte sich Nina sterbenselend. Sie hätte sich am liebsten ins Bett verkrochen und die letzte halbe Stunde einfach vergessen. Als sie an ihr Bett dachte, fiel ihr Mike ein, und sie spürte wieder seinen Körper auf ihrem und hatte den Geschmack seines Mundes auf ihrer Zunge. Ihre Haut begann zu prickeln.
Ein betörendes Bild stieg vor ihrem geistigen Auge auf. Mike, warm und nackt zwischen ihren weichen grauen Laken, streckte die Hände nach ihr aus und zog sie in seine Arme … Als sie den Blick hob, kehrte schlagartig die Realität zurück.
Mike war angezogen und bereit zu gehen. Sein Gesicht war ausdruckslos.
Sie spielte mit dem Gedanken, ihn nach unten zur Haustür zu begleiten, in der Hoffnung, dass ihr das Gelegenheit geben würde, noch ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Doch als sie aufstehen wollte, sank sie mit einem Stöhnen wieder in die Polster zurück und presste sich die Hand auf die Stirn.
„Nina, was ist?” Das war Mikes Stimme. Ebenso wie der Arm, der um ihre Schulter lag, der von Mike war. Nina zog Stärke daraus, doch sie war von den mittlerweile schon vertrauten gleißenden Blitzen zu abgelenkt, um es zu bemerken. Ihr geistiges Auge durchdrang die Helligkeit, und nun sah Nina eine lebhafte kleine Szene vor sich: Julien Duchesnes Profil zeichnete sich gegen etwas Weißes, das an ein im Wind flatterndes Laken erinnerte, ab. Sein feines blondes Haar war sturmzerzaust, und der Boden, auf dem er stand, schwankte.
Nina erhaschte noch einen kurzen Blick auf dunkle Wellen mit weißen Schaumkronen, dann verblasste das Bild, und sie wurde gewahr, dass Mikes Arm noch immer um ihre Schulter lag, während Julien, der ihre Hand drückte, ihn von der anderen Seite her mit seinen Blicken fast erdolchte. Sie fühlte sich wie ein Fußball, an dem zwei kleine Jungs herumzerrten.
„Oh, bitte, hört auf”, murmelte sie gereizt und stand auf. „Julien, hast du ein Boot?”
Julien sah sie scharf an. „Warum? Ja, ein Segelboot. Die Diamantina. Sie liegt im Hafen von Long Beach Island. Warum fragst du?”
„Ich hatte eben so etwas wie eine Erinnerung. Ich war mit dir auf dem Boot.
Stimmt das, bin ich schon mal dort gewesen?”
Für einen Moment spiegelte sich Überraschung auf seinem Gesicht, und er ließ einige Zeit verstreichen, ehe er antwortete. „Ja. Natürlich warst du schon dort.
Genau gesagt, haben wir uns an Bord der Diamantina verlobt.”
„Hört sich an, als hätten Sie sich das eben erst ausgedacht”, schaltete sich Mike grob ein.
Nina schaute ihn neugierig an und fragte sich, was er damit wohl sagen wollte.
Julien schluckte seinen Zorn herunter und bemühte sich um einen sachlichen Ton.
„Falls meine Worte etwa zögerlich geklungen haben sollten, dann nur deshalb, weil ich keinerlei Veranlassung sehe, meine Privatangelegenheiten in Ihrer Anwesenheit mit meiner Verlobten zu diskutieren. Und nun denke ich, dass Sie Ihre Mission hier beendet haben, Officer.”
Mike warf einen letzten Blick in die Runde. Bildete Nina es sich nur ein, oder schaute er sie wirklich länger an, als es für einen Abschiedsblick notwendig gewesen wäre? In seinen Augen lag eine Botschaft, aber sie konnte sie nicht entziffern. Sie fragte sich, was er wohl in ihrem Gesicht las. Sie spürte, wie ihre Lippen zu zittern begannen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Warum gab er ihr nicht einmal die Hand zum Abschied? Ach, wenn er doch einfach durchs Zimmer auf sie zukäme und sie in den Arm nähme! Dann wäre alles mit einemmal ganz einfach. Sie müsste sich ganz schnell entscheiden. Und es würde ihr mit Sicherheit nicht schwerfallen …
„Ja”, erwiderte Mike. „Sie haben recht, meine Mission ist beendet.” Er nickte knapp zum Abschied. „Miss Dennison. Mr. Duchesne.” Dann machte er Sig ein Zeichen, ihm zu folgen.
„Auf Wiedersehen, Officer”, sagte Julien förmlich. Nina öffnete den Mund, ohne dass sie wusste, was sie sagen wollte, doch zu spät. Mike war schon fort.
Um die angespannte Atmosphäre etwas aufzulockern, beschloss sie, Kaffee zu kochen. Julien kam mit in die Küche, setzte sich an den Tisch und sah ihr zu. Als sie seine Blicke, die sie als unangenehm besitzergreifend empfand, auf sich spürte, wurde ihr bewusst, dass sie nur einen Bademantel trug.
„Ich ziehe
Weitere Kostenlose Bücher