Der Cop und die Lady
erkundigte er sich vorsichtig. Er zog mit dem Zeigefinger einen kleinen Kreis auf seinem Kopf. „So etwa?”
Nina nickte.
„Ich will verdammt sein”, murmelte Mike mehr zu sich selbst. „Irons.” Soweit er wusste, waren sich Nina und Irons niemals begegnet. Wie war es dann möglich, dass sie ihm eine detaillierte Beschreibung von dem FBI-Mann geben konnte?
„Du weißt, wer er ist?” fragte Nina hoffnungsvoll. Ein zögerndes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Dann glaubst du mir also?”
„Eine Menge Fragen auf einmal ‘… Jedenfalls hat es sich so angehört, als würdest du David Irons, den FBI-Agenten, der die Untersuchung im Fall Zakroff und Duchesne leitet, beschreiben.” Mike verzog die Lippen zu einem wölfischen Grinsen. „Er mag mich zwar nicht besonders, aber dass er so weit gehen würde, den Versuch zu unternehmen, mich zu erschießen, kann ich mir nur schwer vorstellen.”
„Ich bin noch nicht fertig. Mike. Erinnerst du dich an die erste Vision, die ich hatte? Die beiden Männer in einem kleinen Zimmer? Der eine von beiden hat sich mittlerweile als Julien entpuppt. Und der andere war der, den ich eben auch gesehen habe. Dieser Irons.”
Mike starrte sie nachdenklich an. „Es könnte Sinn machen - wenn Irons und Julien zusammenarbeiten …”
Er unterbrach sich, als ihm die Bedeutung seiner Worte klar wurde. Ihm stockte fast der Atem. Hatte Irons womöglich die Seiten gewechselt? Bisher war Mike davon ausgegangen, dass Julien das FBI an der Nase herumführte, dass er nur vorgab, mit ihm zusammenzuarbeiten, um in aller Ruhe seine Pläne durchziehen zu können. Doch was war, wenn Irons und Duchesne gemeinsame Sache machten? Vielleicht steckte ja sogar Irons hinter den Mordanschlägen auf Nina?
Doch warum?
Die ganze Angelegenheit wurde immer undurchsichtiger. Und nicht nur das -
Mike bekam es langsam mit der Angst. Die Zeit verrann, und es war absehbar, dass Hecht über kurz oder lang von seinem Auftritt auf dem Flughafen erfahren und die Fahndung nach ihm einleiten würde.
„Ich muss mir das alles in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Los, wir holen jetzt das Fax, und dann machen wir uns schleunigst vom Acker.”
Während Mike die westliche Vorstadt von Philadelphia durchquerte, studierte Nina das Fax, das auf drei Seiten Werteinschätzungen von fünfzehn Smaragden enthielt. Keine der Beschreibungen jedoch passte auf den Edelstein, der sich jetzt in Charleys Besitz befand. Alle Seiten trugen dasselbe Datum vom Juni dieses Jahres. Zu diesem Zeitpunkt hatte die letzte Edelsteinauktion in Kolumbien stattgefunden.
„Ich vermute, dass das Beschreibungen von Steinen sind, die ich für Z & D
angekauft habe, als ich das letztemal in Kolumbien war. Aber der Smaragd, den ich Charley geschickt habe, ist nicht dabei.”
Ein brütendes Schweigen breitete sich aus. Mike nahm ihre Hand und drückte sie. „Wir werden schon herausfinden, was hinter der Sache steckt. Ich schwöre es dir.”
Nina empfand den Druck seiner Hand als tröstlich und wurde nach und nach ruhiger.
Sie spekulierten herum, weshalb Nina den Smaragd an ihren Bruder geschickt haben könnte, und manche der Vermutungen entsetzten sie. Es war zum Beispiel nicht ganz von der Hand zu weisen, dass sie den Stein gestohlen haben könnte.
Aber warum hätte sie ihn dann zusammen mit den Unterlagen an Charley schicken sollen? Nein, das machte keinen Sinn.
Als Nina laut darüber nachdachte, dass sie den Smaragd vielleicht hatte in Sicherheit bringen wollen, erschien Mike das schon einleuchtender. Immerhin war ihre Wohnung durchsucht worden.
„Möglicherweise bist du ja rein zufällig über einen Schmuggeldeal gestolpert, und der Smaragd und die Unterlagen sind die Beweise dafür. Vielleicht wolltest du dir erst über dein weiteres Vorgehen klarwerden und hast beschlossen, die Sachen solange bei deinem Bruder zu deponieren.”
„Die Idee gefällt mir.” Ninas Gesicht hellte sich auf. Gleich darauf aber wurde es wieder düster, und sie schüttelte den Kopf. „Nein, sie hat einen Haken. Armand kann ich mir beim besten Willen nicht als Schmuggler vorstellen.”
„Wer sagt denn, dass er etwas davon gewusst hat?” Aber natürlich kann er etwas gewusst haben, fügte Mike in Gedanken hinzu. Ebenso wie Nina selbst. Noch immer gab es keinen stichhaltigen Beweis dafür, dass sie unschuldig war. Einzig sein Gefühl sagte ihm, dass sie mit der Sache nichts zu tun hatte. Aber das konnte ebensogut reines Wunschdenken sein.
Mike fasste
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