Der Countdown

das offenbar mit Pentaerythritol-Tetranitrat gemischt wurde. Unsichtbar für das menschliche Auge.
    “Was hältst du davon, Tony?”
    “Ich habe keine Ahnung, wie das hier vor sich ging.” Takayasu deutete auf seinen Laptop. “Sieh dir diese Tierüberreste an. Es scheint sich um ein ausgewachsenes Tier und zwei Junge gehandelt zu haben. Und sieh dir jetzt mal das Durchschnittsgewicht dieser Hirschart an.”
    “Ich verstehe, was du meinst.”
    “Was auch immer hier explodiert ist, muss im Verhältnis zu seiner Größe von enormer Sprengkraft gewesen sein. Dreißig, vierzig Mal stärker, als das, was wir so kennen. Ich habe so etwas noch nie gesehen.”
    “Aber was ist es? Wir haben keine Komponenten gefunden.”
    “Ich weiß es nicht. Es ist, als ob es nicht existieren würde.”
    Takayasu führte noch eine letzte Analyse durch, bevor er alles zusammenpackte. Die ersten Resultate verunsicherten ihn.
    “Karen, wir müssen wieder zurück ins Labor, um mehr Tests durchzuführen und dieser Sache auf den Grund zu gehen.”
    “Ich sage unserem Piloten Bescheid.”

54. KAPITEL
    C old Butte, Montana
    Als er Samara vom Fenster aus erblickte, stellte Jake sein Bier auf den Fernseher und ging hinaus zur Auffahrt, um sie abzufangen.
    Noch bevor sie aussteigen konnte, stand er neben ihrem Van.
    “Was ist los?”, fragte sie.
    “Wo warst du?”
    “Great Falls. Ein Treffen des medizinischen Teams für den Papstbesuch. Warum?”
    “Weder an der Schule noch in der Klinik wusste jemand davon etwas.”
    “Es wussten nur wenige. Es ging um Geheimhaltung. Warum hast du dort angerufen? Ich habe dir doch einen Zettel hinterlassen.”
    “Sag mir, was hier vor sich geht, Samara.”
    “Wovon redest du?”
    “Du sitzt die ganze Zeit an diesem verdammten Computer. Oder flüsterst mit irgendjemandem am Handy. Du drängst uns, nach Seattle zu fahren, und verschwindest dann nach Great Falls. Was ist los?”
    Jede Wärme schwand aus Samaras Gesicht.
    “Geh von der Tür weg”, sagte sie.
    Jake trat einen Schritt zurück.
    “Was zur Hölle ist los, Samara?”
    “Schrei mich bitte nicht an.”
    Sie nahm ihre Sachen und versuchte, um ihn herumzugehen, doch er hielt sie am Arm fest.
    “Lass mich los.”
    “Ich habe dir eine Frage gestellt. Warum schleichst du dich aus dem Haus?”
    “Hast du getrunken?”
    “Hast du dich mit diesem Typ aus Seattle getroffen? Ist es das? Habe ich recht?”
    “Was? Ich fasse es nicht!”
    “Verdammt, Samara! Wir haben alles für dich verlassen! Haben alles aufgegeben! Und du benimmst dich, als ob wir nicht einmal hier wären!”
    Eisige Wut brannte in ihren Augen. Dann bemerkte Jake, dass Logan hinter ihnen in der Tür stand.
    “Lass mich jetzt los und reiß dich zusammen.”
    Jake zögerte einen Augenblick, bevor er ihren Arm freigab.
    “Ich habe es dir gesagt”, sagte sie. “Ich absolviere online weiterführende Schwesterkurse. Ich spreche außerdem mit meinen Freunden in London und Bagdad. Ich hatte ein Leben, bevor wir uns trafen. Du weißt das alles, Jake. Und ich bin heute nach Great Falls gefahren, um den Besuch vorzubereiten.”
    Während er sie anstarrte, begriff er, dass sie Fremde füreinander waren. Er fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und ging dann die Auffahrt hinunter.
    “Dad!”
    Logan wollte ihm hinterherlaufen, doch Samara hob die Hand, um ihn davon abzuhalten.
    “Lass ihn gehen. Er muss sich beruhigen.”
    “Dad!”
    Jake gab eine einsame Figur ab, als er bis ans Ende ihrer langen Zufahrt trottete. Dort stand er dann und starrte über das weite Land. Als es allmählich Abend wurde, kehrte er zum Haus zurück, blieb jedoch davor stehen. Er setzte sich schließlich auf den Picknicktisch und betrachtete nachdenklich den Sonnenuntergang.
    Samara beobachtete ihn vom Küchenfenster aus, während sie das Abendessen zubereitete.
    Logan und sie aßen ohne ihn.
    Danach ging sie zu ihm und stellte einen Teller neben ihn. Ein großes Hühnchen-Sandwich, gebackene Bohnen und Coleslaw-Salat. Dazu brachte sie ihm einen großen Keramikbecher schwarzen Kaffees.
    Jake musste bald für einen Fuhrauftrag los, der ihn mehrere Tage von zu Hause fernhalten würde.
    “Bist du in der Lage zu fahren?”, fragte sie.
    “Ich habe das Bier kaum angerührt.”
    Jake sagte nichts mehr, und Samara ging ins Haus zurück.
    Nachdem er gegessen hatte, saß er weiterhin dort draußen. Er haderte mit der Situation, bis es dunkel wurde. Der Irak hatte ihn fertiggemacht, daran bestand kein