Der Countdown
absuchen.”
“Was? Er soll die Wälder unter die Lupe nehmen?”
“Erinnere ihn an die isländische Studie über Polizeieinsätze in bewaldetem Gebiet. Arnie wird wissen, wovon ich rede. Er hat mir überhaupt erst davon erzählt. Wenn er fertig ist, ruf mich an.”
“Mach ich, aber es ist dein Kopf in der Schlinge, wenn Stotter davon erfährt. Denn was ihn angeht, ist der Fall abgeschlossen.”
“Sag ihm, ich übernehme die Verantwortung. Das sollte die Sache für dich und Arnie leichter machen.”
Nach dem Anruf fuhr Graham gedankenverloren weiter. Maggie vermutete, dass er über den Tarver-Fall gesprochen hatte, fragte jedoch nicht weiter nach. Auch nicht, als sie an einer Raststätte hielten, um zu tanken und etwas zu sich zu nehmen.
Als sie sich später wieder auf dem Freeway befanden, bemerkten sie den Wagen nicht, der sie verfolgte. Ein blauer Chevrolet Impala mit getönten Scheiben und einer Stoßstange, die an der Fahrerseite verbeult war.
Derselbe Impala, der Maggie vor ein paar Nächten gefolgt war.
Dieses Mal hatte einer der beiden Männer einen kleinen Sender an Grahams Wagen angebracht. Das Signal wurde einwandfrei auf den Laptop übertragen, mit dessen Hilfe Maggies und Grahams Bewegungen überwacht wurden.
56. KAPITEL
L as Vegas, Nevada
Zwei Hunde tauchten aus dem Gerippe eines rostigen Sattelschleppers auf.
Große Tiere mit Würgehalsbändern an langen Ketten, die über den dreckigen kotverschmutzten Boden schleiften, als sie sich argwöhnisch ihrem Besitzer näherten.
Karl Dixon.
Die Hunde schlichen vorwärts, knurrend, mit eingekniffenem Schwanz und narbenübersätem Fell. Halb verhungert und heimtückisch, so, wie Dixon sie haben wollte. Die, die nicht heimtückisch genug waren, wurden hinten bei der Ölgrube beerdigt.
Dixon schob die dicke Zigarre von einem Mundwinkel in den anderen und setzte die Schüssel mit rohem Schweinefleisch ab. In der anderen Hand hielt er einen mit Stacheldraht umwickelten Eisenstab, an dem Haarbüschel und Hautfetzen hingen.
Während die hungrigen Hunde sich nervös dem Futter näherten, biss Dixon auf seine Zigarre, entblößte seine braunen Zähne und hob den Stab über den Kopf.
Die Hunde zuckten zusammen und kläfften.
Befriedigt fing Dixon den Schlag ab.
“Nicht heute, Jungs. Ihr habt noch etwas zu tun.”
Glucksend warf er den Stab zur Seite, nahm die Zigarre aus dem Mund, spie aus und betrachtete sein Königreich.
Desert Truck Land.
Ungefähr sechzig Traktoren und Anhänger, die von einem dichten, mit Stacheldraht gekrönten Maschendrahtzaun umgeben waren. Sein Betrieb befand sich auf einem früheren Auktionsgelände, dort wo die Eisenbahnschienen West Hazienda abteilten, westlich des Las Vegas Boulevard und des Interstate Highways 15.
Dixon hatte gerne Macht über die Dinge in seiner Welt. Seine Hunde, seine Exfrauen und seine krummen Geschäfte. Während er ins Büro zurückging, rechnete er die Verkäufe der letzten Woche, die er mit Kunden aus Montreal, Portland und Tulsa abgeschlossen hatte, zusammen. Sie summierten sich bei ihm auf ungefähr hundertfünfzigtausend Dollar. Dank eines kreativen Umgangs mit Buchhaltung und Fahrtenschreibern sowie anderer kleiner Tricks und Kniffe.
Den Zufall sollte man den Idioten überlassen.
Dixon hatte bei einem Deal noch nie den Kürzeren gezogen. Und das würde auch niemals geschehen. So betrieb er nun mal sein Geschäft.
Er war vorsichtig. Keine Komplikationen, lautete sein Motto.
Er war erst ein paar Schritte gegangen, als er innehielt.
“Was ist das denn?”, sagte er zu sich.
Er spähte zu seinem Büro am anderen Ende des Geländes, einer schäbigen Holzhütte mit geräuschvoller Klimaanlage, die auf Blöcken von Waschbeton errichtet war. Ein Mann und eine Frau, die aus einem Sedan gestiegen waren, gingen gerade hinein und sprachen mit Wanda, der ehemaligen Showtänzerin, die Dixons Sekretärin und Geliebte war.
Dixon war ziemlich weit entfernt, doch er konnte sie alle durch das große Fenster deutlich erkennen, das zum Gelände hinausging. Seine Fähigkeit, Situationen intuitiv richtig zu deuten, rührte von seiner Tätigkeit als Lügendetektor-Tester beim Militär her.
Damals hatte er für zehntausend Dollar die Ergebnisse gefälscht.
Als Dixon sich dem Büro näherte, hatte er wegen dieser Fremden ein mulmiges Gefühl. Die Art, wie sie Wanda Unterlagen zeigten, ihre Körpersprache.
Das waren keine Fernfahrer.
Sie sahen nach Cops aus.
Und Wanda war nicht gerade die Hellste
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