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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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Dann machte er sich daran zu überprüfen, ob sich auf oder rund um den Zeltplatz Blutspuren befanden.
    Als jemand, der fünfzehn Jahre im Dienst war, an der RCMP-Akademie, verschiedenen Universitäten und in Kriminallaboren in Deutschland, Schweden, Japan und den USA gearbeitet hatte, galt Danton in Kanada und den USA als Experte für Blutspuren an Tatorten. Er hatte ein ausgeprägtes Interesse für die Methode der Chemolumineszenz-Reaktion.
    Für das bloße Auge unsichtbare Blutspuren wurden dabei sichtbar gemacht, indem man eine Lösung aus Wasser, Natriumperborat, Natriumkarbonat und Luminol auf eine bestimmte Fläche auftrug. Wenn die Lösung mit Blut in Berührung kam, auch nur mit minimalen Rückständen, reagierte sie, indem sie unter ultraviolettem Licht hellblau leuchtete.
    Danton zog einen Schutzanzug mit Kapuze an, setzte eine Atemmaske auf und streifte sich die Latexhandschuhe über. An seinem Kopf befestigte er eine spezielle Chirurgen-Stirnlampe, die über LED-Beleuchtung und eine Lupe verfügte. Er bereitete eine große Menge der Lösung zu und schüttete sie dann in einen Zylinder, der einer Sauerstoffflasche ähnelte. Er verband den Zylinder mit einem Schlauch und einer Sprühvorrichtung und schnallte ihn sich auf den Rücken.
    In der schwarzen, mondlosen Nacht machte sich Danton an die Arbeit.
    Abschnitt für Abschnitt.
    Erst sprühte er, dann leuchtete er alles mit der UV-Lampe aus.
    Sprühen. Ausleuchten.
    Er hatte jede Studie zur Verwendung von Luminol im Freien verschlungen.
    Die russischen, schwedischen und isländischen Studien zeigten, dass auch Monate oder gar Jahre die Blutspuren nicht endgültig auslöschten, egal ob in der Zwischenzeit Regen und Schnee gefallen war. Von besonderem Interesse war die Studie, die menschliches Blut auf einem jahrhundertealten Stein der Wikinger nachwies, der für feierliche Rituale benutzt worden war.
    Jeder, der zufällig auf Danton gestoßen wäre, hätte ein surreales Ballett verfolgt, als er sich wie ein Künstler geduldig Stück für Stück voranarbeitete.
    Zuerst den Lagerplatz. Dann den Boden, den Picknicktisch, die Bäume.
    Alles blieb so dunkel wie der Himmel.
    Alles negativ.
    Danton folgte dem kurzen Pfad bis zum Flussufer und arbeitete sich von dort langsam wieder zurück.
    Sprühen. Ausleuchten.
    Wenige Schritte vom Wasser entfernt blieb er stehen.
    Zwei kleine Kreise leuchteten blau.
    Das Blut deines Bruders schreit zu mir von der Erde.
    Wie die meisten Experten für Blutspuren kannte Danton diese Passage aus dem Buch Genesis nur zu gut.
    Er machte weiter, arbeitete sich vom Flussufer in Richtung Zeltplatz hoch.
    Sprühen. Ausleuchten.
    Immer mehr blaue Tröpfchen leuchteten auf, bis sie eine Art Milchstraße aus Blut bildeten.
    In der nächsten halben Stunde bearbeitete Danton akribisch das Areal rund um den Zeltplatz.
    Sprühen. Ausleuchten.
    Die Lösung drohte ihm auszugehen, und er wollte schon fast einpacken, als zwischen den Büschen etwas aufleuchtete.
    Wie ein entfernter Stern.
    Ein Stein von der Größe einer Grapefruit mit bläulichen Schmierspuren.
    Danton untersuchte ihn.
    Nun, dies dürfte wohl deine Mordwaffe sein.

65. KAPITEL
    G reat Falls, Montana
    In dieser Nacht öffnete sich ein Spalt zwischen den geschlossenen Vorhängen des ruhigen Zimmers, das unweit des Swimming Pools und jenseits des gepflegten Innenhofs des Motels lag.
    Ein Fernglas richtete sich auf die Zimmer, die Graham und Maggie bewohnten. Die Stille war trügerisch. Der Atem des Spähers beschleunigte sich.
    Entspann dich, versuchte Sid sich zu beruhigen.
    Grillen zirpten, während er an einem Rädchen des Zielfernrohrs drehte.
    Sid und Faker hatten Schichten bei ihrer Dauerüberwachung eingeführt, weil ein kritischer Punkt der Operation erreicht war. Das bezeugten die Schlagzeilen auf den Titelseiten der Zeitungen, die säuberlich auf dem Schreibtisch aufgereiht lagen.
    Der Papst würde am Morgen in Montana eintreffen. Die Operation des Netzwerks war weit fortgeschritten und lief wie vorgesehen. Seit jedoch Graham, der RCMP Officer aus Alberta, in den USA aufgetaucht war, drängten Sid und Faker auf Gegenmaßnahmen. Sie wussten, dass es ihrerseits schon operative Aktivitäten in Kanada gegeben hatte.
    Sie konnten nicht zulassen, dass eine viel wichtigere Mission dadurch in Gefahr geriet.
    Als Sid und Faker vor ein paar Tagen den Abschuss forderten, hatte man ihnen befohlen, sich ruhig zu verhalten, die Zielobjekte nur zu beobachten und regelmäßig darüber zu

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