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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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berichten.
    Doch nun stand mehr auf dem Spiel. Die Gefahr nahm stetig zu. Die Zeit wurde knapp, und sie drängten weiterhin auf eine endgültige Lösung.
    Faker sprach leise in das Satellitentelefon. Seine Stimme war so gedämpft, dass Sid Mühe hatte, ihn zu verstehen. Immer wieder nahm Faker den Hörer kurz vom Ohr, um ihm aktuelle Meldungen zuzuflüstern.
    “Einige von ihnen werden nervös”, sagte er zu Sid. “Weil die Gefahr für den Kurier immer mehr zunimmt.”
    Natürlich, nickte Sid. Das Risiko, die ganze Mission abblasen zu müssen, war riesengroß.
    “Einige wollen, dass wir uns jetzt um die Bedrohung kümmern. Andere sagen, es gefährde die Operation, weil es Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Es würde zu einem Reiseabbruch, strengeren Sicherheitsmaßnahmen oder sogar zu einer Aufdeckung ihres Netzwerks führen.”
    Sid konnte die Diskussion nicht mehr ertragen.
    Seit dem Tag, an dem ihn seine minderjährige Mutter auf einer Kirchenbank in Brooklyn aussetzte, hatte er sich sein ganzes Leben lang danach gesehnt, Teil von etwas Größerem zu sein. Er brannte darauf, Geschichte zu schreiben.
    Als Faker sich wieder dem Telefon widmete, dachte Sid an all die Arbeit, die sie bereits in die Operation investiert hatten. Sie hatten Risikofaktoren ausgeschaltet, um überhaupt dieses Stadium erreichen zu können. Die finalen Maßnahmen in Virginia und Kanada bewiesen, dass alle Bedrohungen der Mission effizient beseitigt werden konnten.
    “Das ist alles.” Faker beendete das Gespräch. “Unser Befehl lautet, nicht einzugreifen. Wir sollen observieren und berichten.”
    Sid schüttelte den Kopf.
    “Begreifen sie denn nicht, wie gefährlich der kanadische Cop ist?”, sagte er. “Sie machen einen gravierenden Fehler.”
    “Ich stimme dir zu.” Faker stellte sich mit seinem eigenen Fernglas neben Sid ans Fenster. “Ich habe dem Portier erzählt, dass wir in einem Fall von Ehebruch ermitteln. Ich gab ihm Schmiergeld, damit er uns sofort benachrichtigt, wenn die beiden etwas unternehmen.”
    “Gut, dann werden wir auch etwas unternehmen, nötigenfalls entgegen dem Befehl.”
    “Wir werden tun, was notwendig ist, um den Erfolg sicherzustellen, mein Bruder.”
    Sid starrte weiter durch sein Fernglas.

66. KAPITEL
    G reat Falls, Montana
    Knapp zwei Stunden vor Sonnenaufgang klingelte neben Grahams Bett das Telefon.
    Im Halbschlaf griff er nach dem Hörer.
    “Corporal Graham, hier ist Teale von der Forensik. Ich haben Ihnen gerade die Fotos rübergeschickt.”
    “Okay, bleiben Sie dran.” Graham ging an seinen Laptop, öffnete seinen E-Mail-Account, fand den Anhang und öffnete ihn ebenfalls. Jake Conlin schaute ihm entgegen, glatzköpfig und mit einem Spitzbart. Die anderen Fotos zeigten ihn im linken und rechten Profil. “Ich habe sie. Großartig. Danke, Simon. Ich muss los.”
    Graham rief in Maggies Zimmer an.
    Etwa vierzig Minuten später befanden sie sich wieder in der Sky Road Truck Mall.
    In dem rund um die Uhr geöffneten Verwaltungsbüro machte Graham Kopien der Fotos. Sie begannen die Ermittlungen in dem großen Restaurant.
    Country-Musik, der Duft von starkem Kaffee, gebratenem Speck und das Klirren von Besteck erfüllten die Luft, während sie den Gästen Jakes aktualisiertes Foto zeigten und sie um Hilfe baten.
    Sie befragten Fernfahrer mit blutunterlaufenen Augen, die bereits die ganze Nacht gefahren waren, und Frühaufsteher, die sich gerade bereit für die Straße machten. Sie gingen von Tisch zu Tisch, ernteten mal ein Kopfschütteln oder ein Achselzucken, mal ein “Kommt mir bekannt vor”, ein “Kann sein, ich erinnere mich nicht”, ein “Ich bin nicht sicher”, ein “Viel Glück” oder “Ich werde für Sie beten”.
    Maggie wurde immer unruhiger, als sie das Restaurant in Richtung Kaufhaus verließen. An der Kasse trafen sie als Erstes einen großen Mann mit einem abgegriffenen Cowboyhut, der Zahnpasta und Shampoo bezahlte. Maggie bat ihn um Hilfe.
    “Sicher, Darling.” Sein Lächeln verblasste, als er begriff, dass Graham zu ihr gehörte. “Bin gerade erst aus Denver gekommen. Ich bin völlig erschlagen, aber los, zeigen Sie mir Ihre Bilder.”
    Der Cowboy betrachtete die Fotos und strich sich über die Bartstoppeln.
    “Und jetzt erklären Sie mir das bitte noch mal. Wer fragt mich, und worum geht es überhaupt?”
    “Ich bin seine Frau, und er hat unseren Sohn bei sich. Ich muss mit ihm sprechen.”
    “Oh. Ich möchte in keinen Familienstreit verwickelt werden, verstehen

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