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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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spricht Corporal Daniel Graham von der Royal Canadian Mounted Police in Calgary.”
    “Polizei?”
    “Ja. Sir, es tut mir leid, Sie zu Hause zu stören, doch es ist wichtig, dass ich Ihre Beziehung zu Raymond, Anita, Tommy und Emily Tarver, wohnhaft in Washington, D. C., überprüfe.”
    Stille breitete sich aus, als Tarver die Situation erfasste und hart schluckte.
    “Anita ist meine Schwiegertochter. Tommy und Emily sind meine Enkel.” Tarver räusperte sich. “Raymond ist mein Sohn. Warum rufen Sie an?”
    Als Graham ihm die Nachricht überbrachte, ließ Jackson Tarver einfach den Hörer fallen.

10.KAPITEL
    C algary, Alberta, Kanada
    Die zahnärztlichen Krankenakten bestätigten, dass es sich bei den Opfern um Anita, Tommy und Emily handelte.
    Ray Tarvers Körper hatte man noch immer nicht gefunden.
    Die Tragödie landete auf den Titelseiten der Zeitungen von Calgary. Die Schlagzeilen lauteten:
Fluss-Unglück tötet vier Amerikaner
und
US-Familie stirbt in den Bergen.
Der
Calgary Herald
und die
Calgary Sun
zeigten Fotos der Tarvers und Bilder der Fundorte der Leichen sowie Kartenmaterial. Aus Gesprächen mit schockierten Freunden der Tarvers ging hervor, dass Ray Tarver ein freiberuflicher Journalist und Anita eine Teilzeit-Bibliothekarin waren. Tommy und Emily wurden als die “nettesten Kinder überhaupt” beschrieben.
    Auf den Websites der
Washington Post
und der
Washington Times
war auch nicht mehr zu erfahren, dachte Graham, bevor er Jackson Tarver am Flughafen von Calgary abholte. Mit Tarvers Pass und dem Führerschein erkannte er die Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn, auch wenn der alte Tarver dünnes weißes Haar hatte, das er säuberlich gescheitelt trug.
    Jackson Tarver war ein siebenundsechzig Jahre alter Englischlehrer im Ruhestand. Sein Handschlag war kräftig für jemanden, dessen Welt zusammengebrochen war. Er bestand darauf, “sich gleich der Sache anzunehmen”, sodass Graham ihn zu seinem Hotel fuhr, wo sie eine ruhige Nische im Restaurant fanden. Tarver rührte seinen Kaffee nicht an. Er saß nur da und drehte an seinem Ehering.
    “Seit Ihrem Anruf bete ich, dass es sich hier um einen Irrtum handelt”, sagte Tarver. “Ich muss mich mit meinen eigenen Augen überzeugen, dass es wirklich geschehen ist. Ich hoffe, Sie verstehen das?”
    Graham verstand. Er schlug die Akte auf und zeigte Farbfotos von Anita, Tommy und Emily Tarper auf ihren Autopsietischen.
    Schmerz zeigte sich in Jacksons Gesicht, und er wandte sich ab.
    Graham gab ihm etwas Zeit und berührte dann Tarvers Arm, um sicherzustellen, dass er ihm zuhörte.
    “Unsere Leute haben schon das hiesige US-Konsulat benachrichtigt. Sie werden Ihnen bei der Flugbuchung, den Bestattungsvorbereitungen und der Überführung helfen”, sagte Graham. “Sie werden Ihnen auch bei der Verschickung ihrer Habseligkeiten behilflich sein, wenn wir die Untersuchung abgeschlossen haben. Hier sind einige Formulare, die Sie diesbezüglich benötigen werden.”
    Graham schob Tarver einen Umschlag zu. Der ältere Mann brauchte einen Augenblick, um sich zu fassen.
    “Wissen Sie, wie es geschehen ist?”
    “Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass ihr Kanu im Faust River kenterte.”
    “Und sie trugen keine Schwimmwesten?”
    “Nein.”
    “Ich verstehe das einfach nicht. Ray war so vorsichtig. Als alles noch in Ordnung war, war er mit Anita und den Kindern im Yellowstone-Nationalpark. Er war vertraut mit der Wildnis. Um Himmels willen, er war ein Eagle Scout.”
    “Sie sagten: ‘Als alles noch in Ordnung war.’“ Graham machte sich eine Notiz.
    “Ray war Reporter im Washingtoner Büro der Nachrichtenagentur World Press Alliance.”
    “An welcher Art von Themen arbeitete er?”
    “Er war investigativer Journalist, arbeitete an Enthüllungsgeschichten aller Art.”
    Graham nickte.
    “Dann überwarf er sich mit seinen Herausgebern. Ungefähr vor einem Jahr hatte er genug und entschloss sich, es als Freiberufler zu versuchen.”
    “Wie hat das funktioniert?”
    “Es war hart. Anita machte sich Sorgen. Schließlich hatte er einen gut bezahlten Job mit Sozialleistungen gekündigt.”
    “Warum hat er sich nicht nach einem anderen Reporterjob umgesehen?”
    “Ray hatte immer das Gefühl, einer ganz großen Story auf der Spur zu sein. Bis dahin lieh er sich immer Geld von uns, um die Rechnungen zu bezahlen, war ständig knapp bei Kasse und machte sich Sorgen um Anita und die Kinder. Vor etwa sechs Monaten schloss er eine besondere

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