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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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verlor ständig die Beherrschung, stritt sich dauernd mit Mom. Logans Freund Robbie hatte gesagt, dass es bei seinen Eltern auch so gewesen war, bevor sie sich scheiden ließen.
    Logan wollte nicht, dass seine Eltern sich scheiden ließen.
    Er wollte sie beide. Zusammen.
    Dann kam der allerschlimmste Moment in seinem Leben, auf dem Fußballfeld und mit seinem Trainer Mr. Ullman. Es erschreckte Logan, dass sein Vater sich mit ihm prügeln wollte. Und Mr. Ullman hatte einen Ausdruck im Gesicht – als ob sein Dad übergeschnappt sei. In der Nacht hörte er Mom in ihrem Zimmer weinen. Einige Monate später schien es wieder besser zu sein, doch Logan hatte noch immer Angst, dass seine Eltern sich scheiden lassen würden.
    Dann geschah es.
    Nicht mit Anwälten und vor Gericht und mit viel Papier, wie Robbie es erzählt hatte.
    Dad überraschte Logan einfach vor der Schule. Tauchte einfach mit seinem Truck dort auf.
    “Wir müssen los, Sohn.”
    Dad sagte nicht, wohin sie fahren würden oder warum. Am Anfang war es wie ein aufregendes Abenteuer. Sie fuhren einfach und fuhren. Doch als sie die Stadt hinter sich ließen, wurde die Miene seines Dads ganz ernst, und Logan bekam Angst.
    “Das hier wird das Schwerste sein, mit dem du je fertig werden musstest, Sohn. Es wird für dich keinen Sinn ergeben. Es ergibt auch für mich keinen Sinn. Deine Mutter liebt einen anderen Mann und möchte mit ihm zusammenleben.”
    “Das ist eine Lüge!”
    “Ich wünschte, das wäre es. Es tut mir leid. Ich weiß, es ist hart, doch bitte, hör mir zu. Es gibt keinen anderen Weg, es zu sagen. Deine Mom und ich … wir trennen uns. Und du wirst ab jetzt bei mir leben.”
    “Dreh doch einfach um, Dad.”
    “Ich kann nicht. Da gibt es komplizierte Vorschriften. Gesetze und Regeln, denen wir folgen müssen. Viele Veränderungen, von denen ich dir später erzähle. Doch das Wesentliche ist, dass wir nie mehr nach Hause zurückkönnen.”
    Nie mehr nach Hause können.
    “Nein! Du bringst mich sofort nach Hause!”
    “Das geht nicht. Da sind diese Gesetze und Bestimmungen.”
    “Dann lass mich sie anrufen. Ich will mit Mom sprechen!”
    “Logan, es geht nicht.”
    Er wollte seinen Dad schlagen, verfehlte ihn aber. Etwas in Logan zerbrach. Schmerz umhüllte jede Faser seines Körpers. Es tat so weh, dass er nicht verstand, warum er nicht blutete.
    Danach fühlte er nichts mehr.
    Als sie an einem Truck-stop in der Nähe von Barstow hielten, schlich Logan sich zu einem Münztelefon neben der Toilette und versuchte von dort aus, seine Mom anzurufen. Erst konnte er sich nicht an die Nummer des Buchladens erinnern, dann hatte er Schwierigkeiten, ein Ferngespräch anzumelden. Gerade als sich der Operator meldete, war die Leitung plötzlich tot.
    Sein Vater hatte den Anruf unterbrochen, den Hörer wieder aufgelegt und Logan zurück zum Truck gezogen.
    “Sohn, ich habe dir doch gesagt, dass wir sie nicht anrufen dürfen. Wir müssen uns an die Regeln halten, die Gesetze und Vorschriften. Es tut mir leid, aber so ist es nun mal.”
    Logan weinte mehrere hundert Meilen lang, während die kalifornische Wüste an ihnen vorbeizog, und versuchte zu verstehen, was ein neunjähriger Junge niemals verstehen konnte.
    Er wusste nur, dass etwas, was er geliebt hatte, gerade aus seinem Leben verschwunden war.
    Dass etwas, was er brauchte, nun fort war.
    Und er konnte nichts tun, als darüber zu weinen.
    Als sie die Vororte von Las Vegas erreichten, eröffnete ihm sein Dad, dass sie jemanden treffen würden. Er telefonierte kurz mit seinem neuen Handy, und sie gingen zu einem Restaurant in einem dieser großen Hotels, wo eine Frau bereits auf sie wartete und ihnen zuwinkte.
    “Logan, das ist Samara. Samara, dies ist mein Sohn Logan.”
    “Hallo, Logan.” Sie hatte einen ausländisch klingenden Akzent, und ihre Hand war kalt, als er sie schüttelte. “Dein Vater hat mir schon viel von dir erzählt.”
    Logan scherte sich einen Dreck darum.
    Genauso wie er sich einen Dreck um den Banana Split scherte, den sein Vater ihm bestellte. Als ob damit alles wieder gut wäre.
    “Sohn, ich habe niemandem davon erzählt, aber Samara half mir durch einige ziemlich schreckliche Zeiten im Irak. Sie hat mein Leben gerettet. Sie ist Krankenschwester und stammt aus England. Jetzt arbeitet sie hier in den Staaten – in einer Gegend in Montana, in der sie nicht genug Krankenschwestern haben. Dort werden wir in Zukunft leben. In Montana, zusammen mit Samara.”
    “Nein, das

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