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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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wie Elodie es auszudrücken beliebte. Philippe staunte immer wieder aufs Neue, wie es sein konnte, dass ein so unerbittlich spießiges Paar eine so unkonventionelle Tochter wie Mimi gezeugt hatte. Er erinnerte sich, wie sie erstmals ihre Haare in diesem herrlich satten Rotton färbte. Der Schock der Eltern – und ihre kaum verhohlene Missbilligung – hatte Wochen angedauert. Na ja, im Grunde waren es anständige, nette Leute und Elena war eine hervorragende Köchin. Philippe beschloss, sich ihr zu Ehren einer Rasur zu unterziehen und ihr einen Strauß Rosen mitzubringen.
    Elena packte. Im Laufe der Jahre hatte Sam Gelegenheit genug gehabt zu begreifen, dass es sich hierbei um ein Ritual handelte, das er keinesfalls stören, sondern nur mit großem Fingerspitzengefühl begleiten durfte. Elena gefiel es nicht, wenn man ihr beim Packen zusah. Sie hasste es, wenn man ihr dabei half. Auch wollte sie nicht auf ihr Tun angesprochen werden. Die Beziehung zu ihrem Koffer und dessen Inhalt glich einer mystischen Verbindung, und wehe dem, der den Bann brach. Deshalb beschloss Sam, sich mit einem guten Buch ins Wohnzimmer zu verziehen.
    Elena war im Begriff, für zwei oder drei Tage nach Paris zu reisen, das Ergebnis eines langen und umständlichen Anrufs ihres Chefs Frank Knox. Die Pariser Niederlassung hatte Probleme mit ihrem wichtigsten Klienten, dem Vorstand einer Gruppe von Luxushotels. Man fühlte sich vernachlässigt vor allem von der Zentrale des Knox-Versicherungskonzerns und war der Meinung, dass die Qualität der Dienstleistungen, die man erhielt, einer zusätzlichen Bestätigung bedurfte. Mit anderen Worten, die Herren vom Vorstand fühlten sich ungeliebt. Wäre es Elena möglich, erkundigte sich Frank, nach Paris zu fliegen, um die Wogen zu glätten? Und falls der Eindruck entstehen würde, sie hätte den weiten Weg von Los Angeles nur deshalb auf sich genommen, um bei einem gemeinsamen Abendessen mit ihnen zu plaudern, umso besser. Im Gegenzug bestand Frank darauf, dass sie ihren Urlaub um eine Woche verlängerte. Als Sam die Neuigkeit erfuhr, hatte er höchst verständnisvoll reagiert. Er war in den nächsten Tagen ohnehin beschäftigt, und ihre Rückkehr würde einen guten Grund bieten, ausgiebig zu feiern.
    Er stand auf und horchte an der Schlafzimmertür. Er meinte ein Rauschen der Dusche zu hören, das aus Elenas Bad zu ihm herüberdrang, ein deutlicher Hinweis, dass die Herausforderung des Kofferpackens erfolgreich bewältigt worden war. Also ging er in die Küche und öffnete eine Flasche Rosé der Domaine Ott, die Reboul für sie dagelassen hatte. Mit zwei Gläsern in der Hand kehrte er ins Wohnzimmer zurück, just als Elena, die Haare nass und in ein Handtuch gewickelt, aus der gegenüberliegenden Tür trat.
    »Fertig?«, fragte Sam.
    »Fertig.« Elena trank einen Schluck Wein und stellte das Glas ab. »Du weißt hoffentlich noch, dass du gesagt hast, wir würden nach meiner Rückkehr aus Paris feiern? Nun …« Sie öffnete das Handtuch und ließ es zu Boden fallen, was Sam den Atem raubte. »Wie wäre es mit einer Generalprobe?«

11. Kapitel
    W irst du mich vermissen?«
    Elena, im schwarzen Großstadtoutfit der Karriere frau, wartete auf den Aufruf des frühabendlichen Fluges nach Paris, während sie mit Sam in der Flughafenbar eine Tasse Kaffee trank.
    »Wie soll ich ohne dich überleben?« Sams Hand streichelte unter dem Tisch ihr seidiges Knie. »Im Ernst, ich würde dich liebend gerne begleiten, aber ich muss vor der Präsentation noch alle möglichen Dinge erledigen. Du kennst mich – ich bin ein Sklave meiner Arbeit. Einem gemütlichen Abend mit meinem Laptop kann ich einfach nicht widerstehen.«
    Elena lächelte. »Mimi hat mir neulich ein fantastisches Wort beigebracht. Blageur . Konnte direkt auf dich gemünzt sein.«
    »Klingt gut. Was bedeutet es?«
    »Witzbold. Aufschneider. Jemand, der keine Ahnung hat, wovon er redet.«
    »Dann passe ich ja bestens in unsere Zeit. Klingt so, als wäre ich zu Höherem berufen.« Sam warf einen Blick auf die Abflugtafel. »Du musst los. Grüß mir Paris.«
    Ein Kuss, ein Winken, ein absichtsvoll schmachtender Blick und weg war sie.
    Philippe überflog ein letztes Mal den Artikel, dem er soeben noch ein paar rhetorische Glanzlichter aufgesetzt hatte, drückte auf die Schaltfläche, die seinen Beitrag zum Redaktionstisch beförderte, und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Das war für ihn einer der befriedigendsten Augenblicke seiner Arbeit. Morgen

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