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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Kristallkübel in seiner Reichweite stand. Patrimonio kostete vorsichtig, hob anerkennend die Augenbrauen und beugte sich mit gerunzelter Stirn vor. Nun war er es, der einer Beruhigung bedurfte. »Es gibt da nur ein kleines Problem.« Er zuckte die Achseln, als wolle er zeigen, wie unwichtig es war. »Dieser Davin, salaud, diese kleine Kanaille von der Zeitung. Ich hoffe, dass er in Zukunft darauf verzichten wird, solchen Unsinn zu verzapfen; ich erinnere mich, dass Sie ankündigten, Sie würden sich um ihn kümmern.«
    Wapping musterte ihn einen Augenblick schweigend. »Wie ich unlängst sagte, ich glaube nicht, dass Sie etwas über die Einzelheiten wissen wollen.«
    Patrimonio lehnte sich in seinem Sessel zurück und winkte mit seiner manikürten Hand ab. »Nein, nein. Es ist nur …« Er verstummte und richtete sein Augenmerk wieder auf den Champagner.
    »Gut.« Wapping hob sein Glas. »Na denn. Auf den wohlverdienten Erfolg.«
    Fünf Minuten später befand sich Patrimonio in einem Wassertaxi, das ihn nach Marseille zurückbrachte.
    Ray Prendergast, obwohl von Natur aus kein Feinschmecker, hatte unlängst begonnen, sich mit Freuden und zunehmendem Interesse seinen Mahlzeiten zu widmen. Frankreich mochte bei gewissen Leuten als Paradies gelten, dachte er, aber nicht bei ihm. Abgesehen von dem Kauderwelsch, das man hier sprach, stand es in seinen Augen auch um die französische Küche nicht zum Besten. Ständig pfuschte man an den Gerichten herum – all die Soßen und der ganze Schnickschnack, niemand wusste mehr, was er eigentlich zu sich nahm. Doch dann hatte ihm vor ein paar Tagen jemand von Geoffrey’s in Antibes erzählt. Eine Offenbarung, die sein Leben von Grund auf verändert hatte.
    Geoffrey’s of London war ein internationales Restaurant- und Supermarktimperium – kein anderes Wort konnte ihm gerecht werden –, das sich der Aufgabe verschrieben hatte, die Geschmacksknospen der ausgehungerten, im Exil lebenden Angelsachsen zu verwöhnen, die Heimweh nach ehrlicher britischer Kost hatten. Dort erhielt man alles, was man für die traditionellen Lieblingsgerichte der britischen Küche brauchte: Speck, dick fetttriefende Bratwürste, gebackene Bohnen, Schweinefleischpasteten, Rindfleischcurry. Es gab Stilton im Sortiment, den einzig wahren englischen Blauschimmelkäse, und Old-Speckled-Hen-Bier mit dem kräfti gem Hopfengeschmack. Sogar Porridge wurde angeboten, und nicht zu vergessen McVitie’s verdauungsfördernde Scho kokekse. Und als er erfuhr, dass die Fisch- und Meeresfrüchteabteilung einen Lieferservice per Boot unterhielt, gelangte Rey Prendergast zu der Schlussfolgerung, dass Fortuna ihm endlich hold war.
    Er hatte es sich gerade mit einem Schinkensandwich und einer von Tiny de Salis ausgeliehenen Porno-DVD gemütlich gemacht, als sein Handy klingelte. Es war Lord Wapping, der ihm ein paar Fragen zu stellen wünschte.
    »Du hast in letzter Zeit einige gemeinsame Mahlzeiten verpasst, Ray. Mein Küchenchef macht sich schon Sorgen. Alles in Ordnung mit dir?«
    »Besser als je zuvor, Billy.« Er war ungefähr bis zur Mitte der enthusiastischen Schilderung seiner neuen gastrono mischen Entdeckung gekommen, als Wapping ihn unterbrach.
    »Ein anderes Mal, Ray. Ich muss wissen, wie weit die Sache mit diesem kleinen Wichser von der Zeitung gediehen ist. Wie ist der neueste Stand?«
    »Nun, die Jungs haben ihre Hausaufgaben gemacht, sind voll ausgerüstet und warten auf den richtigen Moment für ihren Einsatz. Die Wahl des Zeitpunkts ist spielentscheidend, du verstehst, was ich meine? Aber Dave meinte, heute Nacht könnte es endlich so weit sein. Er wird mich anrufen, sobald der Auftrag erledigt ist. Ich sage dir Bescheid, wenn ich die Vollzugsmeldung erhalte.«
    Wapping nickte. »Tu das, Ray. Ach übrigens, dieses Geoffrey’s oder wie der Saftladen heißt, auf den du so scharf bist – gibt’s da auch Bücklinge?«
    »Da kommt er ja.« Wie auf Kommando klappten Brian und Dave das Visier ihrer Sturzhelme herunter und ließen die Motorräder per Kickstarter an. Sie hatten den ganzen Abend darauf gewartet, dass Philippe Davin endlich das Büro verließ. Er war heute später dran als sonst, ein gutes Omen. Die Froschfresser hockten alle am Trog, um sich das Abendessen einzuverleiben, sodass auf den Straßen weniger Verkehr als sonst herrschte und es ihnen leichter fiel, das Opfer aus sicherer Entfernung im Auge zu behalten.
    Sie folgten Philippe im Abstand von etwa hundert Metern, als er durch ein

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