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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Labyrinth von Nebenstraßen und Gassen fuhr, die am Ende zum Alten Hafen führten. Das war der entscheidende Moment. Würde er irgendwo in der von Menschen wimmelnden Innenstadt zu Abend essen oder sich über die weniger belebte Corniche nach Hause begeben?
    Er fuhr am Vieux Port entlang nach Süden und danach geradeaus. Brian und Dave tauschten das Daumen-hoch-Zeichen aus; er fuhr nach Hause.
    Die Luft war noch warm, und die Meeresbrise hatte eine angenehm salzige Note. Die Corniche war nicht gerade menschenleer – das war sie selten –, aber es herrschte nur wenig Verkehr. Philippe entspannte sich auf seinem Sitz, zufrieden, dass er zur Abwechslung einmal nicht ständig irgendwelchen geisteskranken Autofahrern ausweichen musste, die ihre Abneigung gegen Motorradfahrer kultivierten.
    Hinter ihm heulte ein Motor auf, und er warf einen raschen Blick zur Seite, als die große Kawasaki ihn überholte. Sie fädelte sich unmittelbar vor ihm rechts ein und wurde langsamer. Das fand Philippe seltsam. Dann hörte er, wie sich eine weitere Maschine näherte, und entdeckte ein zweites Motorrad in seinem Rückspiegel. In diesem Augenblick wusste er, dass er in der Klemme steckte wie die Füllung im Sandwich. Ein Entführungsversuch nach klassischem Muster. Mit seinem Roller, der keinen leistungsstarken Motor besaß, hatte er keine Chance, den beiden zu entkommen. Verzweifelt dachte er über einen Ausweg nach.
    Doch schon setzte das Motorrad hinter ihm zum Überholen an und kam dabei so dicht heran, dass es den Motorroller um ein Haar streifte. Brians Stiefel, Schuhgröße 47, rammten sich in Philippes Knie, er schrie auf und versuchte gegenzusteuern, aber der Roller geriet ins Schlittern und verlor schließlich das Gleichgewicht. Philippe flog in hohem Bogen aus dem Sattel und schlidderte quer über die Fahrbahn. Sein letzter bewusster Gedanke war, dass es besser gewesen wäre, wenn er den Sturzhelm aufgesetzt hätte. Dann spürte er einen stechenden Schmerz, und Dunkelheit umfing ihn.
    »Super«, sagte Dave. »Alles ist so gelaufen, wie ich es mir dachte.« Sie saßen wieder in ihrem gemieteten Lieferwagen, nachdem sie die Motorräder ordnungsgemäß hinter der Gare Marseille- Saint-Charles abgestellt hatten, dem Hauptbahnhof des Groß raums Marseille.
    Wenig später erstattete er seinem Vorgesetzten Bericht, wobei er mit Selbstlob nicht geizte.
    »Alles in Butter, Raymond. Gute, saubere Arbeit. Keine Zeugen.«
    »Und der Schaden?«, fragte Ray Prendergast.
    Dave verdrehte die Augen. »Hab nicht angehalten, um ihn zu fragen, Mann! Aber Fußball wird er die nächsten Wochen nicht spielen, so viel ist sicher.«
    Lord Wapping schien zufrieden zu sein, als er die Vollzugsmeldung erhielt, und eine Spur erleichtert. Eine Aufheiterung hatte er auch bitter nötig, denn die Banken machtem ihm mit ihren E-Mails schon den ganzen Tag die Hölle heiß. Sie wurden fortwährend zudringlicher und stellten ihre Fragen immer direkter: Wo bleibt unser Geld? Wir brauchen es umgehend zurück. Wapping hätte ihnen gerne mitgeteilt, dass sie es sich irgendwohin schieben sollten, aber er konnte auf die Schnelle keinen Ersatz beschaffen. Die Summe war einfach zu groß. So saß er da und brütete vor sich hin, ein Glas Champagner in der Hand. Er ging als Favorit ins Rennen um den lukrativen Küstenausbau, und er und Patrimonio taten alles, was in ihrer Macht stand, um dem Ausschuss die Arbeit zu versüßen. Dennoch hatte er das vage Gefühl, dass in diesem Rennen der Außenseiter zu gewinnen drohte, der Amerikaner und seine verdammten Strandhütten.
    Früher, in der guten alten Buchmacherzeit, hatte es ge wöhnlich eine Chance gegeben, Einfluss auf d en Ausgang eines Rennens zu nehmen. Die Jockeys – einige zumindest – waren dafür bekannt, dass sie nichts gegen klammheimliche Zuwen dungen hatten. Mit der Unterstützung eines hilfsbereiten Stall burschen konnte man dafür sorgen, dass bestimmte Pferde, hochsensible Geschöpfe, die sie waren, am Tag des Rennens außer Form waren. Somit ließ sich die Leistung eines vielversprechenden Außenseiters an den jeweiligen geschäftlichen Bedarf anpassen. Das nannte man schmieren .
    Wapping starrte in die Schwärze des Mittelmeers, während er seinen Gedanken nachhing.
    Als Sam seinen Laptop zuklappte, war es fast Mitternacht. Zu spät, um bei Elena anzuläuten, fand er. Deshalb war ihr Anruf eine angenehme Überraschung.
    »Sam, ich hoffe, ich habe dich nicht aufgeweckt, aber nach dem heutigen Abend

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