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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Reling schnippte und wieder hineinging.
    Das Schnellboot bahnte sich lautlos den Weg zur Hauptgangway und kam zum Stillstand, dümpelte auf der Dünung vor sich hin. »Okay«, sagte Sam. »Los geht’s. Geben Sie Laut.«
    Flo nahm das Megafon und bat um die Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen. Sie warteten. Keine Reaktion.
    »Offensichtlich verstehen die kein Wort Französisch«, erklärte Daphne. »Geben Sie mal her.« Sie nahm das Megafon, stand auf und spreizte ein wenig die Beine, um sich gegen die Bewegung des Schnellboots zu wappnen.
    »Ahoi! Floating Pound! Ahoi!« Ihre Stimme, ein machtvolles Instrument, schallte über das Meer und wurde als Echo von dem mächtigen Rumpf der Jacht zurückgeworfen. »Ein medizinischer Notfall! Ich wiederhole, es handelt sich um einen medizinischen Notfall!«
    Eine Gestalt tauchte auf der Schwelle einer Tür hinter der Eignerkabine auf und spähte zum Schnellboot hinunter.
    »Sie da oben! Junger Mann! Ich sage es nochmals: Das ist ein medizinischer Notfall. Und jetzt lassen Sie die Gangway runter, damit der Arzt an Bord kommen kann. Zack, zack, wenn ich bitten darf!«
    Eine zweite Gestalt erschien, und nach kurzer Beratung wurde die Zugangstreppe heruntergelassen. Eine überraschend behände Daphne, gefolgt von Sam und Flo, kletterte voran an Deck. Sie musterte die beiden Crewmitglieder von Kopf bis Fuß und befand rasch, dass es ihnen eindeutig an Format mangelte. »Ich muss umgehend mit jemandem sprechen, der hier eine leitende Funktion hat. Ich sagte, umgehend! «
    Die erste Feuerprobe für Sams Verkleidung stand bevor. Er rückte seine Gesichtsmaske und Brille zurecht und erinnerte sich noch einmal daran, dass er kein Wort Englisch verstand, während eine zwergenhafte Gestalt, im Halbdunkel blinzelnd, von der anderen Seite des Decks auf ihn zukam.
    »Was soll das Ganze?« Ray Prendergast war einigermaßen ungehalten. Um ein wenig Erleichterung von der zunehmend gespannten Atmosphäre auf dem Schiff zu finden, hatte er es sich mit einem seiner uralten Lieblingsfilme gemütlich gemacht, einem Klassiker unter den DVDs, in dem John Wayne im Alleingang den japanischen Stützpunkt Iwojima erobert. Und jetzt hatte man ihn einfach aus der Geschichte herausgerissen, mitten in einer spannenden Szene. Er sah Sam an und reckte bedrohlich das Kinn vor. »Wer zum Teufel sind Sie? Und was haben Sie hier zu suchen?«
    Sam sah Daphne an und zuckte die Achseln, der Inbegriff eines Menschen, der keinen Ton versteht. Sie trat einen Schritt auf Prendergast zu, den sie um einiges überragte, und blickte von oben auf ihn herab. »Dieser Herr ist Dr. Ginoux. Bedauer licherweise spricht er kein Wort Englisch, aber ich kann für ihn dolmetschen. Und ich fürchte, wir haben höchst beunruhigende und unangenehme Neuigkeiten für Sie.« Sie wandte sich Sam zu und wiederholte ihre Worte in rasantem Französisch. Sam nickte und bedeutete ihr mit einer Handbewegung fortzufahren.
    »Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben sich zwei der Deckarbeiter auf einem Boot von der Elfenbeinküste, das unlängst in Marseille vor Anker gegangen ist, eine Tropische Spastische Paraparese zugezogen. Das ist eine Viruserkrankung, die zu einem langsamen und qualvollen Tod führt, wenn sie nicht gleich in den Anfangsstadien entdeckt und behandelt wird. Sie ist außerdem hochgradig ansteckend.« Daphne legte eine Pause ein, um die Wirkung ihrer Worte auf Prendergast zu beobachten, und stellte ermutigt fest, dass seine kriegerische Miene einem besorgten Stirnrunzeln gewichen war.
    Sie fuhr fort. »Für die Quarantänebehörden hier im Hafen gilt das als Notfall; wir und einige andere medizinische Dienste wurden beauftragt, alle Schiffe zu inspizieren, die Häfen außerhalb Frankreichs angelaufen und jüngst bei uns angelegt haben.«
    Prendergasts kriegerische Miene kehrte zurück. »Moment mal. Dieses Schiff ist aus England gekommen. Wir waren nicht einmal in der Nähe der verdammten Elfenbeinküste.«
    »Bedauere, aber die Bestimmungen der Behörden sind in dieser Hinsicht ganz klar. Es wäre beispielsweise möglich, dass Mitglieder Ihrer Besatzung Kontakt mit Besatzungsmitgliedern des infizierten Schiffes hatten. Können Sie sich dafür verbürgen, dass keine Fraternisierung stattgefunden hat?«
    Prendergast schwieg.
    »Natürlich können Sie das nicht«, fuhr Daphne fort. »Deshalb müssen wir bedauerlicherweise jede Kabine auf Spuren einer möglichen Ansteckung untersuchen. Zum Glück ist Dr. Ginoux in der Lage, diese

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