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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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einem gefährlichen Virus, der angeblich im Hafenviertel grassiert. Ich hoffe, dass beides zusammen langt.« Er sah die Figatelli-Brüder an. »Auf dem Schnellboot gibt es doch ein Megafon, oder?« Florian nickte und hob bestätigend den Daumen. »Gut. Nehmen wir einmal an, die Mitglieder des ambulanten medizinischen Notdienstes haben es geschafft, mit verbaler List und Tücke an Bord zu gelangen. An diesem Punkt ist Daphnes Einsatz von entscheidender Bedeutung. Vergesst nicht, ich bin ein französischer Arzt und spreche nur Französisch. Deshalb muss Daphne gleich zu Beginn klarstellen, dass sie meine Anweisungen ins Englische übersetzen wird. Falls es erforderlich sein sollte, können wir uns zur Beratung in irgendeine Ecke zurückziehen, wo mich niemand hören kann. Alles so weit klar?«
    Alle Köpfe rund um den Tisch nickten. »Gut. Ich möchte, dass einer der beiden Polizisten, am besten Flo, mit Daphne und mir an Bord geht. Jo bleibt im Schnellboot für den Fall, dass jemand klammheimlich zu türmen versucht. Und jetzt kommt der trickreiche Teil. Wir wissen nicht, was wir an Bord vorfinden werden. Wir kennen weder den Grundriss der Jacht noch die Verstecke, die sie bietet. Aber ich verlasse mich auf das Überraschungsmoment. Sie rechnen nicht mit uns, und deshalb wird Elena wahrscheinlich in irgendeiner Kabine eingesperrt sein.« Er verstummte und musterte die Anwesenden.
    »In diesem Fall könnte es sein, dass sie sich weigern, die Tür aufzuschließen. Dann kommt Flo ins Spiel mit aller Härte des Gesetzes. Via Daphne wird er ihnen mitteilen, dass sie Widerstand gegen die Staatsgewalt leisten und er die Tür eintritt, wenn sie nicht sofort geöffnet wird. Aber so weit wird es nicht kommen, denn wir haben es mit Engländern zu tun, die sich hüten werden, einen ausländischen Polizisten an der Ausübung seiner Pflicht zu hindern.«
    Philippe hob die Hand. »Angenommen, alles läuft nach Plan und ihr findet Elena. Wie wollt ihr sie von Bord schaffen? Wapping und seine Crew werden nicht tatenlos zuschauen und euch zum Abschied nachwinken.«
    Sam nickte. »Das haben wir bereits auf dem Rückweg von Korsika ausbaldowert. Sobald wir Elena gefunden haben, zieht Flo seine große hässliche Dienstwaffe und feuert einen Schuss ab – in die Luft, in die Decke, durch das Bullauge, egal wohin. Ein Schuss aus nächster Nähe hat zwei Auswirkungen: Er jagt den Anwesenden Angst ein, und er lässt sie vor Schreck erstarren. In diesem Fall stellt er darüber hinaus ein Signal für Jo dar, sich zu uns an Bord zu gesellen. Dann haben wir zwei bewaffnete Männer in unserer Begleitung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand dumm genug wäre, irgendwelche Mätzchen zu versuchen, wenn gleich zwei Waffen auf ihn gerichtet sind. Hinzu kommt, dass Daphne und ich ein halbes Dutzend Spritzen mit einem hochwirksamen Betäubungsmittel in unserem Arsenal haben – ein einziger kleiner Pikser würde einen Elefanten in die Knie zwingen. Und wie ich bereits sagte, wir haben die Überraschung auf unserer Seite. Also sollte eigentlich alles reibungslos über die Bühne gehen. Sonst noch was?«
    Flo hob die Hand. »Wir brauchen sechs Gläser.« Er bückte sich und holte eine dunkelgrüne Flasche mit einem handgeschriebenen Etikett hervor. »Um auf unseren Erfolg anzustoßen.«
    Sam lachte, und die Spannung wich aus dem Raum. »Klar, warum nicht?«
    Während Mimi die Gläser besorgte, erkundigte sich Daphne, was die Flasche enthielt. »Myrtei, chère Madame, Myrtei, der korsische Likör schlechthin. Sehr gut. Habe ich eigenhändig gebraut. In der Figatelli-Familie ist es Brauch, auf die Arbeit zu trinken, bevor wir sie verrichten. Das bringt Glück.«
    Die Gläser wurden gefüllt, man trank auf die Mission. Daphne, die zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Myrtei machte, erbebte bereits beim ersten Schluck vor Wonne. »O mein Gott, der ist in der Tat fantastisch. Erinnert mich an Owbridges, wissen Sie.« Als sie die verständnislosen Mienen der Tischrunde gewahrte, fügte sie hinzu: »Das ist ein Hustensaft, den ich früher während meiner Schulzeit bekam. Köstlich und er macht süchtig – meine Güte, wir Mädels haben uns nichts sehnlicher gewünscht, als uns einen Husten einzufangen.« Sie leerte ihr Glas auf einen Zug, blickte auf die Uhr, die an ihrer Tracht befestigt war, und erhob sich. Sam hörte das trockene Knistern, als gestärkte Stoffe gegeneinanderrieben. »Das hat mir mächtig gutgetan«, erklärte Daphne. »Nun bin ich zu

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