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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wiedersehens zu sein? Ja, nicht wahr?«
    Dann schlug er sich vor die Stirn.
    »Aber wenn ich an seinen Schmerz denke, fuhr er fort, zu sehen, daß sein armer Sohn geblendet worden ist! O, in dieser Welt mischt sich Freude und Schmerz doch immer!«
    Jedenfalls bewegte sich die Kibitka jetzt schneller vorwärts und legte, Michael Strogoff’s Rechnung nach, zehn bis zwölf Werst in der Stunde zurück.
    Am 28. August kamen die Reisenden durch den Flecken Balaïsk, achtzig Werft von Krasnojarsk, und am 29. durch Ribinsk, vierzig Werst von Balaïsk.
    Am folgenden Tage erreichte die kleine Gesellschaft in einer Entfernung von fünfunddreißig Werft Kamsk, einen größeren Ort, den der gleichnamige Fluß, ein kleiner von den Sayanskbergen herabkommender Nebenarm des Jeniseï bespült. Die Stadt bildet eigentlich nur eine rings um einen großen Platz errichtete Gruppe von hölzernen Häusern; über diese hinaus ragt aber der hohe Glockenthurm einer Kathedrale, deren goldenes Kreuz hell in der Sonne funkelte.
    Die Häuser waren verlassen. Kein Relais war bedient, kein Gasthof bewohnt; kein Pferd in den Ställen, kein Hausthier auf der Steppe. Man hatte die Befehle des moskowitischen Gouvernements mit peinlicher Strenge vollzogen. Was nicht fortgeschafft werden konnte, wurde zerstört.
    Als sie Kamsk verließen, theilte Michael Strogoff seinen beiden Reisegefährten mit, daß sie nun bis Irkutsk nur noch ein kleines Städtchen, Nishny-Udinsk, antreffen würden. Nikolaus antwortete, daß er dasselbe umso besser kenne, weil sich daselbst eine Telegraphenstation befinde. Erwies sich also auch Nishny-Udinsk so menschenleer wie Kamsk, so blieb ihm gar nichts Anderes übrig, als in der Hauptstadt Ostsibiriens Beschäftigung zu suchen.
    Die Kibitka konnte den Fluß an einer seichten Stelle ohne viel Beschwerde passiren und gelangte wieder auf die Straße, auf welcher nun, zwischen Jeniseï und einem seiner größten Zuflüsse, der Angara, die Irkutsk selbst berührt, wenigstens bezüglich der Wasserläufe, ein ernsthaftes Hinderniß nicht mehr zu gewärtigen war, wenn nicht vielleicht die Dinka noch ein solches bot. Die Reise konnte also aus diesen Gründen nicht mehr besonders verzögert werden.
    Zwischen Kamsk und dem nächsten Dorfe lag eine große Strecke von etwa einhundertdreißig Werft. Natürlich wurden unterwegs die nöthigen Pausen nicht versäumt, »ohne welche man sich, wie Nikolaus sagte, einen sehr gerechtfertigten Widerspruch des Pferdes zuziehen würde«. Nach stillschweigender liebereinkünst wußte das treue Thier, daß es nach je fünfzehn Werft ausruhen durfte, und wenn man, sei es auch mit einem Thiere, einen Vertrag abschließt, so muß er von beiden Theilen auch streng beobachtet werden.
    Nach Ueberschreitung des kleinen Biriusaflusses erreichte die Kibitka Viriusinsk am Morgen des 4. September.
    Dort entdeckte Nikolaus, als er sich nach Vervollständigung seines Mundvorraths umsah, glücklicher Weise ein Dutzend »Pogatchas«, das ist eine Art Kuchen aus Hammelfett mit einer großen Menge in Wasser gekochtem Reis. Dieser Zuwachs paßte recht gut zu dem Vorrath an Kumiß, mit dem die Kibitka in Krasnojarsk hinreichend versehen worden war.
    Hier wurde längere Zeit Station gemacht und die Reise erst am Nachmittag des 5. September fortgesetzt. Die Entfernung bis Irkutsk betrug nun fünfhundert Werft. Von dem Vortrab des Tartarenheeres zeigte sich keine Spur. Michael Strogoff glaubte also gegründete Aussicht zu haben, seine Reise binnen acht, höchstens zehn Tagen zu vollenden und vor dem Großfürsten zu erscheinen.
    Bei der Abfahrt aus Biriusinsk lief ein Hase, etwa dreißig Schritt vor der Kibitka, über den Weg.
    »O weh! rief Nikolaus.
    – Was ist Dir, Freund? fragte Michael Strogoff, wie es Blinde thun, welche das geringste Geräusch erregt.
    – Siehst Du nicht« … antwortete Nikolaus, dessen heiteres Gesicht sich plötzlich verdüstert hatte.
    Doch er unterbrach sich.
    »Ach nein, fuhr er fort, Du kannst ja nicht sehen: das ist gut für Dich, Väterchen.
    – Ich sehe aber auch nichts, sagte Nadia.
    – Desto besser, desto besser! Aber ich … ich sah …
    – Nun was denn? fragte Michael Strogoff dringender.
    – Einen Hafen, der unseren Weg kreuzte!« antwortete Nikolaus.
    Wenn ein Hase Jemandem über den Weg läuft, so hält das der Volks glaube in Rußland allgemein für das Vorzeichen eines drohenden Unglücks.
    Abergläubisch wie alle Russen hatte Nikolaus die Kibitka angehalten.
    Michael

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