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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Telegs und kommen, wenn uns kein Zwischenfall abhält, morgen zusammen in Jekaterinenburg an.
    – Herr Korpanoff, sagte Alcide Jolivet verbindlich, das ist ein Vorschlag, der aus sehr edelmüthigem Herzen kommt.
    – Ich bemerke noch, mein Herr, daß ich Ihnen deshalb nicht anbiete, meinen Tarantaß mit zu benutzen, weil er nur zwei Plätze enthält, die ich mit meiner Schwester nothwendiger Weise selbst brauche.
    – O, keine Entschuldigungen, mein Herr, antwortete Alcide Jolivet, mein College und ich würden mit Ihrem Pferde und dem Hintertheil unseres Halbtelegs nöthigenfalls bis an’s Ende der Welt kommen.
    – Mein Herr, fiel nun auch Harry Blount ein, wir nehmen Ihren großmüthigen Vorschlag an. Aber jener Jemschik …
    – O glauben Sie, es wird nicht das erste Mal gewesen sein, daß ihm solch’ kleiner Zufall zustieß, bemerkte Michael Strogoff.
    – Nun, warum kehrt er dann aber nicht zurück? Er wird recht gut wissen, daß er uns hier im Stiche gelassen hat, der Elende!
    – Er!? Er weiß sicher kein Sterbenswörtchen davon.
    – Was? Dieser brave Kerl sollte die Zerreißung des Telegs in zwei Hälften gar nicht bemerkt haben?
    – Nein, sicherlich nicht; der bringt seinen Vordertheil im besten Glauben von der Welt nach Jekaterinenburg hinein.
    – Sagt’ ich es Ihnen nicht vorher, Herr College, rief lachend Alcide Jolivet, daß uns nur die allerlustigste Geschichte passirt sei?
    – Nun denn, meine Herren, mahnte Michael Strogoff, wenn es Ihnen gefällig ist, mir zu folgen und meinen Wagen aufzusuchen …
    – Aber der Teleg? bemerkte der Engländer.
    – Fürchten Sie nicht, daß er uns davon fliege, mein lieber Blount, tröstete Alcide Jolivet, der steht hier so gut im Erdboden fest gewurzelt, daß er kommendes Frühjahr Knospen treiben müßte, wenn man ihn stehen ließe.
    – Kommen Sie also, meine Herren, sagte Michael Strogoff, wir wollen den Tarantaß nun hierher schaffen.«
    Der Franzose und der Engländer verließen ihre Bank, die aus einem Rücksitz zum Vordersitz geworden war, und folgten Michael Strogoff.
    Auch unterwegs plauderte Alcide Jolivet immer weiter in seiner rosenfarbenen Laune, welche eben Nichts zu zerstören im Stande war.
    »Meiner Treu, Herr Korpanoff, wandte er sich an Michael Strogoff, Sie ziehen uns hier allerdings aus einer argen Verlegenheit.
    – Ich that noch weiter nichts, mein Herr, erwiderte Michael Strogoff, als was jeder Andere an meiner Stelle ebenfalls gethan hätte. Wenn sich Reisende erst nicht mehr gegenseitig unterstützen wollen, möge man lieber gleich die Landstraßen sperren.
    – Wir bleiben Ihnen zu Gegendiensten verbunden, mein Herr. Im Fall Sie weit durch die Steppe reisen, könnten wir uns wohl auch noch einmal begegnen, und …«
    Alcide Jolivet fragte zwar nicht direct, wohin Michael Strogoff ginge, dieser aber erwiderte, um sich nicht den Schein der Heimlichthuerei zu geben:
    »Ich reise nach Omsk, meine Herren.
    – Und Herr Blount und ich, erklärte Alcide Jolivet, wir reisen eigentlich nur der Nase nach, dahin, wo es vielleicht eine Kugel, jedenfalls aber Neuigkeiten zu erwischen giebt.
    – Nach den empörten Provinzen? fragte Michael Strogoff mit einem gewissen Eifer.
    – Ganz recht, Herr Korpanoff, und wahrscheinlich begegnen wir uns dort wohl nicht wieder!
    – Wahrlich, mein Herr, antwortete Michael Strogoff, ich bin gar nicht lüstern nach einer Büchsenkugel oder einem Lanzenstiche und zu friedliebender Natur, um mich unnöthig dahin zu begeben, wo man sich herumschlägt.
    – Bedaure, mein Herr, bedaure, es sollte uns gewiß leid thun, so schnell von Ihnen wieder Abschied zu nehmen. Vielleicht will es unser guter Stern aber doch, daß wir wenigstens von Jekaterinenburg aus noch ein Stück Weges zusammen zurücklegen, und wäre es nur während weniger Tage?
    – Sie gehen vielleicht auch nach Omsk? fragte Michael Strogoff nach kurzer Ueberlegung.
    – Das wissen wir freilich selbst noch nicht, erwiderte Alcide Jolivet. Jedenfalls wenden wir uns direct nach Ichim und dort werden die Verhältnisse unseren weiteren Weg bestimmen.
    – Nun wohl, meine Herren, sagte Michael Strogoff, bis nach Ichim werden wir also zusammen sein.«
    Michael Strogoff hätte es gewiß vorgezogen, allein zu reisen, er konnte sich aber, ohne damit aufzufallen, nicht wohl von den beiden Reisenden absondern, welche des nämlichen Weges zogen wie er. Bei der von Alcide Jolivet ausgesprochenen Absicht, sammt seinem Begleiter in Ichim Halt zu machen und nicht

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