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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wort sie beobachtete, die sie Tag und Nacht bewachte, um das Wort »Sohn« einmal ihren Lippen entschlüpfen zu hören, während Marfa Strogoff’s außerordentliche Kaltblütigkeit vorläufig noch alle diese Bemühungen vereitelte.
    Inzwischen hatten sich bei dem Schmettern der Fanfaren der Oberbefehlshaber der Artillerie und der Großstallmeister des Emirs, begleitet von einer glänzenden Eskorte, zum Empfange Iwan Ogareff’s vor das Feldlager hinaus begeben.
    Als sie diesem nahe kamen, erwiesen sie ihm die höchsten Ehrenbezeigungen und luden ihn ein, ihnen nach dem Zelte Feofar-Khan’s zu folgen.
    Ruhig und gemessen wie immer erwiderte Iwan Ogareff nur sehr kühl die Höflichkeiten der zu seinem Empfange entgegengesendeten hohen Staatsbeamten. Er war nur sehr einfach gekleidet, trug aber – fast erschien es wie ein Ausdruck etwas prahlerischer Frechheit – noch russische Uniform.
    Gerade als er die Zügel seines Rosses faßte, um in den Kreis des Lagers zu reiten, drängte sich Sangarre durch die Reiter der Escorte, näherte sich ihm und blieb unbeweglich stehen.
    »Nichts? fragte Iwan Ogareff.
    – Nichts.
    – Sei geduldig.
    – Nähert sich die Stunde noch nicht, wo Du die alte Frau zum Reden zwingen wirst.
    – Sie kommt, Sangarre.
    – Wann wird das Weib sprechen sollen!
    – Sobald wir in Tomsk sind.
    – Und dahin kommen wir …?
    – Binnen drei Tagen.«
    Wie ein Blitz leuchtete es auf in Sangarre’s großen, schwarzen Augen, dann zog sie sich still und geschmeidig zurück.
    Iwan Ogareff gab seinem Pferde die Sporen und wendete sich, mit seinem Generalstabe im Gefolge, nach dem Zelte des Fürsten.
    Feofar-Khan war ein hochgewachsener Mann von vierzig Jahren, mit einem bleichen Gesicht, drohenden Augen und wilder Physiognomie. Der schwarze Bart wallte in kleinen Ringeln bis auf seine Brust herab. In seiner Kriegerkleidung, dem gold-und silbermaschigen Panzerhemd, dem von edeln Steinen glitzernden Degengehänge, mit dem krummen, einem Yatagan ähnlichen Säbel, dessen Scheide mit prächtigen Gemmen eingelegt war, den schnurenbesetzten Sporenstiefeln und der asiatischen Mütze, an der eine Aigrette feuerstrahlender Diamanten funkelte, bot Feofar-Khan mehr das fremdartige, als ehrfurchtgebietende Bild eines tartarischen Sardanapal, eines unumschränkten Herrschers, der über Leib und Blut seiner Unterthanen ganz nach Gutdünken verfügt, dessen persönliche Macht ohne Grenzen ist, und dem man, nach der in Bukhara lange herrschenden Sitte, ausschließlich den Namen »Emir« beilegte.
    Als Iwan Ogareff erschien, blieben die Großwürdenträger auf ihren goldbetreßten Kissen ruhig sitzen, Feosat-Khan dagegen erhob sich von dem reichen Divan im Hintergrunde des Zeltes, dessen Fußboden der weiche Sammet eines bukharischen Teppichs verhüllte.
    Der Emir näherte sich Iwan Ogareff und gab ihm einen Kuß; ein Zeichen, dessen Bedeutung Jener sehr wohl kannte. Dieser Kuß erhob den Unterbefehlshaber zum Vorsitzenden des Raths und stellte ihn zeitweilig über den Khodja.
    Hierauf wendete sich Feofar-Khan zu Iwan Ogareff.
    »Ich habe Dich nichts zu fragen, begann er, sprich Du selbst, Iwan, Du wirst hier nur Ohren finden, welche bereit sind, Deine Reden zu hören.
    – Takhsir 1 , erwiderte Iwan Ogareff, so höre, was ich zu sagen habe.«
    Iwan Ogareff sprach tartarisch und drückte sich mit dem emphatischen Schwunge aus, der die Sprache der Orientalen auszeichnet.
    »Takhsir, die Zeit ist unnützen Worten nicht hold! Du weißt, was ich an der Spitze Deiner Truppen gethan habe. Die Linien des Ichim und Irtysch sind in unserer Macht und die Turkomanenreiter können ihre Pferde in dem nun tartarisch gewordenen Strome tränken. Die Kirghisenhorden erheben sich auf den Ruf Feofar-Khan’s, und Dein ist die Hauptstraße Sibiriens vom Ichim bis nach Tomsk. Du kannst von hier aus Deine Heersäulen ebenso wohl nach dem Osten entsenden, wo die Sonne aufgeht, als hinaus nach dem Westen, wo sie sich niederlegt.
    – Und wenn ich mit der Sonne marschire? fragte der Emir, ohne daß ein Zug des Gesichts die Gedanken seines Innern verrieth.
    – Wenn Du mit der Sonne gehst, antwortete Iwan Ogareff, so wirst Du nach Europa zu gelangen und in schnellem Siegeslaufe die sibirischen Provinzen von Tobolsk bis nach den Bergen des Ural gewinnen.
    – Und wenn ich der Fackel des Himmels entgegen ziehe?
    – So wirst Du mit Irkutsk die reichen Gebiete des mittleren Asiens der tartarischen Herrschaft unterwerfen.
    – Doch die Armeen des

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