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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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Schuß, solange all diese Steinäste im Weg sind.«
    Ryan nickte wieder. Das Arboretum war ein großes Gebäude mit zwei riesigen Makroglasscheiben als Dach, um das Sonnenlicht einzulassen. Um der künstlerischen Gestaltung willen wurde das Makroglas von kunstvoll gemeißelten Marmorbäumen getragen. Insgesamt waren es acht Bäume mit steinernen Wurzeln und einem Geflecht von Ästen und Zweigen, die sich nach oben rankten und so ein stützendes Dach schufen.
    »Jane, kläre mich über das Arboretum auf. Es hat eine automatische Sprinkleranlage, falls ein Feuer ausbricht, richtig?«
    »Positiv.«
    Ryan dachte darüber nach, und plötzlich war alles ganz offensichtlich.
    »Jane, wie ist der Sauerstoffgehalt da drin?«
    Es gab eine kleine Pause, und Ryan war klar, daß die Frage sie überrascht hatte.
    »Dunkelzahn hat das Arboretum in ein Treibhaus umgewandelt. Er sagte, er wolle dort Orchideen züchten, also ist der Sauerstoffgehalt höher als üblich. Warum?«
    »Hast du darüber ebenfalls die Kontrolle?«
    »Positiv.«
    Ryan grinste. »Ich will, daß du den Sauerstoffgehalt langsam erhöhst.«
    »Bis wohin?«
    »Erhöhe ihn einfach beständig, aber nicht zu schnell, damit es nicht zu auffällig ist.«
    Dhins Stimme klang besorgt. »Boß, macht es dir was aus, uns in deine Pläne einzuweihen?«
    Ryan zwang sich, einen gelassenen Tonfall anzuschlagen. »Grind bekommt unseren Mann wegen der Marmorbäume nicht ins Visier, also werde ich sie in die Luft jagen.«
    »Ryan«, meldete sich Jane, »ich habe dich das noch nie gefragt und hoffe, dich das auch nie wieder fragen zu müssen, aber weißt du eigentlich, was, zum Teufel, du tust?«
    Ein Bild von Nadjas Gesicht erschien vor Ryans geistigem Auge. »Ich war noch nie so sicher. Ich gebe dir das Zeichen. Kurz bevor ich den Laden hochgehen lasse, aktivierst du die Sprinkler über Nadja und mir. Stell sie auf volle Leistung.«
    Jane kicherte. »Ich glaube, jetzt verstehe ich. Was ist mit dem Herz?« '
    »Ich werde es ihm abnehmen, bevor der Laden hochgeht.«
    »Ich verfolge es und sorge dafür, daß die Sprinkler es so gut wie möglich schützen.«
    Ryan nickte. »Also gut, Leute, diese Geschichte geht in unsere Bilanz ein. Wir wollen alle, daß sie positiv bleibt. Grind, du weißt, was du zu tun hast.«
    »Positiv.«
    »Wenn es drinnen übel wird, will ich Nadja da raus haben. Sie hat erste Priorität. Danach kommt das Drachenherz, dann ich. Ist das klar?«
    Eine Antwort war nicht nötig, und es kam auch keine. Jedes Teammitglied wußte ganz genau, was auf dem Spiel stand.
    »Jane, sollten die Dinge nicht wie geplant laufen, sind in meinem Safe bei Assets verschlüsselte Anweisungen. Führe sie buchstabengetreu aus.«
    Stille.
    Er erhob sich und ging rasch die Treppe zur Eingangstür hinauf. Es gab keinen Grund für Verstohlenheit. Burnout wußte, daß er kam, und er konnte die Eingänge beobachten. Ryan hatte nicht die geringste Chance, ihn zu überraschen.
    »Jetzt, Jane«, sagte er.
    »Ich erhöhe den Sauerstoffgehalt. In etwa fünf Minuten dürfte der Anteil kritisch werden.«
    Jetzt betrat er das Haus.
    Ryan ging durch die lautlose Dunkelheit, und obwohl er wußte, daß er nie mehr als fünfzig Meter von einem anderen Teammitglied entfernt war, fühlte er sich doch völlig allein. Während er unbezahlbare Kunstwerke passierte, stellte er fest, daß er immer nervöser wurde. Roxboroughs Selbstzweifel schlichen sich ein.
    Ryan holte mehrmals tief und regelmäßig Luft, um sich innerlich zu beruhigen. Doch als er schließlich die verschlossene Doppelglastür des Arboretums erreichte, hatte ihn wieder ein Anflug von innerer Aufregung gepackt und wollte nicht verschwinden.
    Er aktivierte das Handflächenschloß, und die Türen öffneten sich.
    Feuchte Hitze hüllte ihn ein, und er fing sofort an zu schwitzen. Der üppige Geruch nach fruchtbarer Erde und blühender Vegetation traf ihn, und einen Moment lang empfand er Trauer darüber, daß Burnout sich ausgerechnet diesen Ort ausgesucht hatte. In nur wenigen Minuten würde von der Schönheit ringsumher nichts mehr übrig sein.
    Es war schon eine Weile her, seit Ryan zuletzt im Arboretum gewesen war, und für einen kurzen Augenblick blieb er stehen und sah sich um, als sehe er das alles zum ersten Mal.
    Stilisierte Marmorbäume reckten sich zur Decke, und ihre Äste und Zweige bildeten die Stützen für die beiden Makroplastscheiben, aus denen das Dach bestand. Jeder Marmorbaum war über und über mit Efeu bewachsen, so daß

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