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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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fragte Cassie Marc beim Frühstück am nächsten Morgen so beiläufig wie möglich.
    Er warf ihr einen seltsamen Blick zu.
    „Ich fahre nirgendwo hin. Dieser Perverse schleicht wieder hier rum.“
    Cassie verschluckte sich fast an ihrem Rosinentoast. „Wie bitte?“
    „Erinnerst du dich daran, wie bei unserem letzten Familienurlaub ständig dieser Typ um die Hütte geschlichen ist und dich gestalkt hat?“
    O Gott, darauf wollte er hinaus.
    Sie schloss die Augen und zählte stumm bis zehn, dann antwortete sie spitz: „Ich erinnere mich daran, dass du behauptet hast, das wäre so. Aber außer dir hat den nie jemand gesehen.“
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Cassie, wie Linda große Augen machte, und betete inständig, sie würde jetzt nicht mit dieser Geistergeschichte anfangen.
    „Jedenfalls stimmt hier irgendwas nicht“, gab Marc seelenruhig zurück. „Heute Morgen war der Riegel zurückgeschoben, obwohl ich ganz sicher gestern Nacht abgesperrt habe.“
    „Das war ich“, konterte Cassie. „Ich konnte nicht schlafen und brauchte mal frische Luft. Und da habe ich wohl vergessen, ihn wieder vorzuschieben.“
    Noch während sie sprach, wurde ihr schlecht. Wenn das, was Marc sagte, stimmte, war ihr Traum letzte Nacht vielleicht doch real gewesen! Zumindest der Teil, in dem sie zum See hinuntergegangen war.
    „Jedenfalls kann es bestimmt nicht schaden, wenn ihr nicht ganz allein hier seid“, schloss Marc, als hätte sie ihm selbst gerade das beste Argument dafür geliefert.
    „Ist gut“, erwiderte Cassie ebenso gleichmütig und stand auf. „Ich bin dann heute allein unterwegs. Und kommt nicht auf die Idee, mich wieder zu suchen. Schönen Tag wünsch ich euch.“
    Sie vermied es, Linda anzusehen, die bisher noch kein Wort gesagt hatte. Aber genau das war ja das Problem. Wenn sie beide Marc vehement gedrängt hätten, wieder abzuhauen, hätte er wohl kaum was machen können. Aber Linda sah aus, als wäre sie ganz froh, dass er da war – und das nicht nur, weil sie verknallt in ihn war. Wahrscheinlich hatte er ihr so lange Horrormärchen erzählt, bis sie selbst das Gefühl hatte, zwei junge Frauen könnten auf keinen Fall allein in einer Hütte in den Bergen Tahoes überleben.
    „Wir fahren heute Nachmittag in die Stadt“, verkündete Marc, als Cassie mit ihrem Schwimmbeutel hinausrauschte. „Wir brauchen ein paar Lebensmittel.“
    „Wenn ich rechtzeitig wieder da bin, komme ich vielleicht mit, sonst fahrt einfach ohne mich los“, rief sie über die Schulter und beeilte sich dann, zum Strand zu kommen, bevor sie doch noch die Beherrschung verlor.
    Diesmal gab sie sich Mühe, beim Schwimmen nicht zu tief in ihren düsteren Gedanken zu versinken, und sie erreichte den Felsen ohne Probleme. David war noch nicht da, aber so früh hatte er sie wahrscheinlich auch nicht erwartet.
    Zum Glück hatte sie ihr Buch und den iPod dabei. Damit machte sie es sich in der Sonne gemütlich.
    „Ich wünschte, ich hätte eine Kamera. Du siehst wunderschön aus.“
    Wie immer spürte sie seine Stimme wie eine zärtliche Berührung, bevor sie ihn sah. Überrascht klappte sie ihr Buch zu. Es war spannend. Aber wieso hatte sie David nicht kommen gehört?
    Sie setzte sich auf. David stand noch auf dem Floß. Er hatte auf der vom Strand abgewandten Seite des Felsens angelegt und streckte ihr einladend die Hand hin.
    „Komm mit! Ich zeige dir, wo die Himbeeren wachsen.“
    Mit zwei Schritten war sie bei ihm, und er küsste sie leicht auf den Mund, bevor er ihr bedeutete, sich hinzusetzen. Mit dem Paddel stieß er sie vom Felsen ab, und wieder setzte das Floß die Reise von allein fort – allerdings nicht in Richtung von Davids Bucht, sondern auf das westliche Ufer zu, das dem öffentlichen Strand gegenüberlag.
    „Ich dachte, wir suchen uns ein Plätzchen, wo wir ungestört bleiben“, sagte David lächelnd. „Okay?“
    Cassie nickte stumm. Das Traumbild von letzter Nacht schoss ihr kurz durch den Kopf, wurde aber sofort von der Realität verdrängt, die einfach traumhaft war: Ein braun gebrannter, gut aussehender Typ mit unglaublich blauen Augen entführte sie auf einem Floß zu den schönsten Plätzen am Emerald Lake.
    Ein Typ, der sie mit einem einzigen Kuss völlig kopflos machte und sie wünschen ließ, sie wären noch viel schneller am Ufer.
    Immer mit der Ruhe, bremste ihre vernünftige Stimme sie aus. Vergiss nicht: Du wolltest ein bisschen mehr über ihn rausfinden, bevor du dich ihm wieder an den Hals

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