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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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macht sich doch nur Sorgen um …“
    „Fang bitte nicht damit an“, stöhnte Cassie. „Stell dir vor, deine Brüder wären ständig hinter dir her. Stell dir vor, Paul würde plötzlich hier auftauchen, sich einnisten und behaupten, es wäre viel zu gefährlich für uns, allein hier zu sein. Würdest du dann nicht auch ausrasten?“
    Linda kicherte. „Das würde ihm nicht mal im Traum einfallen.“
    „Eben. Aber stell dir vor, er stünde plötzlich vor der Tür. Wärst du dann außer dir vor Rührung, weil er sich Sorgen um dich macht, oder mega-angepisst, weil er sich ungebeten in dein Leben und deinen Urlaub einmischt?“
    „Ich weiß nicht“, erwiderte Linda nach einigem Zögern. „Wahrscheinlich wäre ich gerührt, weil es ihm so gar nicht ähnlich sieht.“
    Cassie seufzte. „Jaja, schon klar.“
    Sie drehte sich von Linda weg und zog sich die Decke über den Kopf.
    „Du bist doch sauer“, hörte sie Linda noch murmeln, aber sie antwortete nicht.
    Das Geräusch, das Cassie weckte, klang wie heftiger Regen, der gegen die Fensterscheibe prasselte, hörte jedoch sofort wieder auf. Als es kurz darauf noch einmal zu hören war, war sie wach genug, um es zu erkennen: Jemand warf kleine Steinchen an ihr Fenster.
    Ich sehne mich nach dir. Komm zu mir.
    Davids Stimme jagte ihr wie immer wohlige Schauer durch ihren Körper. Sie hielt sich nicht damit auf, aus dem Fenster zu schauen, sondern tapste auf nackten Füßen leise in den Wohnraum, schob den Riegel vor der Eingangstür zurück und ging zielstrebig zum Strand hinunter.
    Tatsächlich saß David dort auf einem der glatt geschliffenen Felsblöcke. Er trug Jeans, aber kein Oberteil, und sah im weichen Mondlicht einfach zum Anbeißen aus.
    „Ich konnte nicht bis morgen warten“, murmelte er, als er sie in die Arme zog und zärtlich küsste.
    Cassie erwiderte den Kuss hingebungsvoll. Jede seiner Berührungen schien ihren Körper zum Glühen zu bringen, und wieder verlangte alles in ihr danach, eins mit ihm zu werden. Sie schlang die Arme um ihn, ließ ihre Fingernägel leicht seinen Rücken hinuntergleiten – und erstarrte.
    Was sie dort unter ihren Fingerspitzen spürte, war falsch. Es fühlte sich nicht weich an wie Davids gebräunte Haut, sondern fest und hart, mit kleinen Vertiefungen darin. Schuppig. Wie Echsenhaut.
    Erschrocken riss sie die Augen auf, die sie bei Davids Kuss genüsslich geschlossen hatte. Doch was sie da küsste, war auf keinen Fall David – auch wenn es noch eine vage menschliche Form hatte. Statt Davids bronzefarbener Haut und den süßen Sommersprossen sah sie auch hier dunkle Schuppen. Statt in Davids blaue Augen blickte sie in wimpernlose Echsenaugen, die rötlich schimmerten. Und was sie festhielt, waren nicht Davids Hände, sondern mit Krallen bestückte Pranken.
    Mit einem Aufschrei versuchte sie, sich dem Griff zu entwinden, riss sich los und rannte. Obwohl sie in kürzester Zeit die Hütte erreichte und zitternd die Tür hinter sich schloss, schien sie das Ding nicht abschütteln zu können. Es hatte sie immer noch im Griff.
    „Schsch, schon gut. Ich bin es nur, Linda“, hörte sie die Stimme ihrer Freundin wie durch Nebelschwaden.
    Es dauerte einen Moment, bis sie sich so weit beruhigt hatte, dass sie sich nicht mehr gegen ihre beruhigenden Hände wehrte.
    „Du hattest einen Albtraum. Es war nur ein Traum“, wiederholte Linda immer wieder.
    „Es war so echt“, stöhnte Cassie und blickte sich panisch um.
    Sie befand sich tatsächlich in dem großen Doppelbett, das sie mit ihrer Freundin teilte. Aber die Kieselsteine am Fenster, Davids sehnsüchtige Stimme, sein wunderbarer Kuss, bevor er sich in dieses Ding verwandelt hatte … konnte man so realistisch träumen?
    „War ich wirklich die ganze Zeit hier?“, fragte sie.
    „Wo sollst du denn sonst gewesen sein?“, gab Linda zurück.
    „Hast du mich hier liegen und schlafen sehen?“
    „Na ja, ich bin aufgewacht, weil das Bett wie wild gewackelt hat. Du hast hier gesessen und um dich geschlagen.“
    Weil sie das Gefühl hatte, dass dieses Ding immer noch die Hände nach ihr ausstreckte. Aber das war ja hier in der Hütte gar nicht möglich. Also hatte sie doch nur geträumt – wenn auch außergewöhnlich intensiv und lebensecht.
    „Geht es wieder?“, fragte Linda besorgt.
    Seufzend ließ sich Cassie ins Kissen zurücksinken. „Ja, ich glaube schon.“
    Doch einschlafen konnte sie für den Rest der Nacht nicht wieder.
    „Wann fährst du denn heute?“,

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