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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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Himbeeren zu pflücken?“
    Das ließ sich Cassie nicht zwei Mal sagen. Die sonnengewärmten reifen Früchte brauchte man nur zu berühren, damit sie sich vom Strauch lösten, und in kurzer Zeit hatte sie eine schöne Portion für zwei zusammen, die sie in dem Pappschälchen sammelte, das David ihr reichte. Als es voll war, hatte er schon eine Decke auf dem Gras ausgebreitet und Pappteller mit Keksen und Crackern aufgestellt. Auch Getränkedosen zauberte er aus dem Rucksack. Mit einer Handbewegung lud er Cassie ein, es sich bequem zu machen.
    „Das ist wirklich eine schöne Überraschung“, sagte Cassie und nahm sich einen Schokokeks. „Woher kennst du all diese tollen Plätze hier am See? Hast du die alle selbst entdeckt?“
    Über Davids Gesicht fiel ein Schatten, den sie sich nicht erklären konnte, doch diesmal wich er ihrer Frage nicht aus.
    „Einige hat mir mein Dad gezeigt. Als ich klein war, waren wir oft hier. Meine Eltern hatten eine …“
    Er unterbrach sich, als hätte er schon zu viel gesagt. Doch Cassie war entschlossen, diesmal mehr über ihn zu erfahren.
    „Was, etwa eine Hütte? Das ist ja ein Zufall! Welche denn? Kann man sie von hier aus sehen?“
    „Ist doch egal, sie haben sie verkauft.“
    „Oh, schade. Komm, sag, welche war es? Vielleicht waren wir ja mal Nachbarn? Meine Mom und Pete haben unsere Hütte vor über zehn Jahren gekauft, da war ich sieben. Nein, warte acht. Ich wollte unbedingt meinen neunten Geburtstag hier feiern. Aber der ist im Februar, und Pete hat mir erklärt, dass hier dann alles tief verschneit ist. Also ist es elf Jahre her. Wann habt ihr eure Hütte verkauft?“
    David warf ihr einen seltsamen Blick zu, sagte aber nichts.
    Die Erkenntnis traf Cassie so plötzlich, dass sie sich fast an ihrem Keks verschluckte.
    „Ist nicht dein Ernst. Das gibt’s doch nicht! Mom und Pete haben die Hütte von deinen Eltern gekauft? Was für ein irrer Zufall! Da hätten wir uns ja fast schon damals kennenlernen können. Wie alt warst du da?“
    „Zwölf“, gab David einsilbig zurück.
    Also war er gar nicht so viel älter als sie. Bisher hatte er sein Alter nicht verraten, und Cassie hatte ihre Schätzung immer wieder revidiert. Mal kam er ihr fast jünger vor als sie, mal hätte sie ihn leicht für fünfundzwanzig oder älter gehalten. Es lag nicht am Aussehen, sondern an der Art, wie er sprach und sich bewegte. Bei allem, was mit dem See und dem Campen zu tun hatte, wirkte er unglaublich erfahren und gelassen. Aber wenn sie auf Dinge aus ihrem Leben zu sprechen kamen wie Musik, das College oder ihre Freunde, kam es ihr vor, als bekäme er sonst von der Welt nicht viel mit.
    Vielleicht ist er wirklich ein Einzelgänger und am liebsten hier draußen, dachte sie.
    Sie versuchte, noch ein wenig mehr über ihn und seine Familie herauszukitzeln, doch David lenkte sie geschickt ab, indem er ein Fernglas aus dem Rucksack zauberte und es ihr hinhielt.
    „Von hier aus gibt es noch mehr zu sehen. Magst du? Ich kann dir den Horst von einem Weißkopfadler zeigen …“
    Die Zeit verging wie im Flug. Diesmal hatte Cassie sich etwas besser im Griff, und auch, wenn sie jede Gelegenheit nutzten, sich zu küssen und zu streicheln, gelang es ihr diesmal – ohne das ganze Adrenalin in ihrem Körper –, nicht völlig den Kopf zu verlieren. Trotzdem nahm sie sich vor, bei ihrer nächsten Begegnung besser vorbereitet zu sein. Das Verlangen, mit David zu schlafen, war nach wie vor da, und es würde in den Wochen, die sie noch hier sein würde, auf jeden Fall irgendwann passieren. Deshalb musste sie heute in die Stadt und gewisse Dinge einkaufen, denn, wie ihre Mom immer sagte: Es schadet nie, selbst gut vorbereitet zu sein, anstatt sich auf andere zu verlassen.
    In der Mittagszeit hatten sie sich ein schattiges Plätzchen gesucht, und Cassie war nach der kurzen Nacht in Davids Armen eingedöst. Als sie wieder wach wurde, sah sie David ins Gesicht. Er hatte sich auf einen Ellenbogen gestützt und betrachtete sie mit einer Sehnsucht, die ihr einen Stich versetzte.
    „Hast du gut geschlafen?“, fragte er.
    „Wunderbar“, erwiderte sie.
    Nur widerwillig schaute sie auf ihre Armbanduhr. Es fiel ihr schwer, sich von diesem magischen Ort und von David zu trennen, aber sie konnte schlecht Marc bitten, ihr aus der Stadt Kondome mitzubringen. Jedenfalls nicht, falls sie noch eine Weile hierbleiben wollte.
    „Ich muss langsam wieder los“, erklärte sie. „Wir wollen heute Nachmittag in die Stadt

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