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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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Freude und Aufbruchstimmung breitete sich in ihm aus, und er ließ sich verblüfft auf den Felsen sinken. Das kam nicht von ihm selbst. Das war er.
    Normalerweise bemühte er sich, das Wesen, mit dem er seinen Körper teilte, zu ignorieren, so gut es ging – und die meiste Zeit tolerierte es das. Dann wieder gab es Phasen, wo er seinen Körper kaum noch unter Kontrolle hatte – wenn Neumond war oder das Ding etwas tun wollte, was David nicht freiwillig mitgemacht hätte.
    Und dann gab es die Momente, wo es geschickt die Gefühle und Impulse nutzte, die David sowieso hatte – beispielsweise bei allem, was mit Cassie zu tun hatte.
    Deshalb war es völlig unmöglich, dass er sich freute. Er hatte das Richtige getan und Cassie fortgeschickt, damit sie außer Gefahr war. Aber es hatte ihn alles gekostet – sein Glück, seinen Lebensmut, seine Zukunft.
    Worum ging es seinem dunklen Zwilling also?
    Nachdenklich hängte sich David den Beutel um, stieg auf das Floß und stieß sich vom Ufer ab. Doch anders als sonst nahm das Gefährt nicht von selbst Fahrt auf, getragen von der Strömung, die das Wesen kontrollierte. Oder die er selbst sich mithilfe der Kräfte, die er von dem Wesen lieh, dienstbar machte. Nach all der Zeit fiel es ihm manchmal schwer, eine klare Trennungslinie zwischen dem, was er tat und was das Wesen tat, zu ziehen.
    Wie auch? dachte er resigniert. Es ist ein Teil von mir.
    Aber ein Teil, der heute anscheinend auf seltsame Weise abgelenkt war.
    Was hat es vor? dachte David beunruhigt.
    Noch konnte Cassie nicht abgereist sein – inzwischen hatte sie wahrscheinlich die Hütte erreicht und war dabei, zu packen. Hatte er alles nur noch schlimmer gemacht, als er sie drängte, die Gegend zu verlassen?
    Weil er mit dem Floß ohne die tragende Strömung nur viel zu langsam vorankam, ließ sich David ins Wasser gleiten und schwamm in Richtung des Felsens. Auch das Wasser fühlte sich anders an als sonst. Es kam ihm leer vor.
    Er war es gewohnt, die körperlose Wesenheit in der einen oder anderen Art immer um sich zu spüren, doch jetzt war da nur ein schwaches Echo in seinem Körper.
    „Wo bist du?“, murmelte er mit zusammengebissenen Zähnen. Das Schwimmen strengte ihn viel mehr an als sonst, fast so, als wolle das Wasser ihn aufhalten.
    Als er den Felsen erreichte, hielt er sich erleichtert an dem rauen Stein fest, ohne sich jedoch hinaufzuziehen. Er wollte nur sichergehen, dass Cassie sich unbeschadet auf den Weg machte.
    Und schüttelte verzweifelt den Kopf, als er sie, mit einer Wasserflasche in der Hand, von der Hütte zum Strand laufen sah.
    „Nein, tu das nicht“, wollte er rufen, doch seine Stimme gehorchte ihm nicht.
    Hilflos musste er mit ansehen, wie sie sich hinhockte, den Verschluss aufschraubte und die Flasche mit Seewasser füllte.
    Noch immer brachte er keinen Ton heraus, obwohl er sich fühlte, als würde er sich die Kehle wund schreien.
    Als sie die Flasche sorgfältig wieder zudrehte und zur Hütte zurückging, schloss er verzweifelt die Augen. Gleichzeitig spürte er unglaublich starken Triumph in sich aufsteigen. Geschafft! Geschafft!
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Tritt in den Magen. Hier ging es gar nicht um Cassie. Nicht mal um ihn. Sie waren beide nur Werkzeuge in einem ausgeklügelten Plan gewesen. Bisher hatte es noch niemand geschafft, Seewasser von hier fortzubringen. Doch es hatte auch niemand einen wirklich starken Anreiz dafür gehabt. Bis jetzt.
    Keuchend stieß sich David vom Felsen ab und schwamm in Richtung Strand. Er musste sie aufhalten! Cassie hatte von Palo Alto erzählt, der Stadt auf der Halbinsel von San Francisco.
    „Von unserem Haus aus bin ich in ein paar Minuten am Bay Parc“, hatte sie erzählt. „Und mit dem Auto ist es nur eine halbe Stunde bis zur Half Moon Bay am Pazifik.“
    Ohne Wasser konnte das Wesen nicht existieren, so viel stand fest. Aber begrenzt auf den einsamen Emerald Lake, war seine Macht und das, was es anrichten konnte, überschaubar. Was sich drastisch ändern würde, wenn es die Bay oder das offene Meer erreichte: In einer großen Stadt hatte es eine viel größere Auswahl an potenziellen Opfern, die es übernehmen konnte. Lebewesen, die ihm nicht instinktiv widerstanden, weil sie selbst eine große dunkle Stelle in sich trugen, in die es sich einklinken konnte. Und die dann, anders als er, nur zu bereit wären, sich Cassie zu nähern, um das teuflische letzte große Ziel des Wesens zu erreichen …
    Obwohl er das Gefühl

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