Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Bahnhof.
„Trolle!“, glaubte Otto. „Die knurren immer, wenn sie im Blutrausch sind. Bestimmt haben sie das Lager überfallen und skalpieren nacheinander aller Bewohner.“
„Die sollen nur kommen“, knurrte nun seinerseits der Taure. „Vor ein paar handelsüblichen Trollen mache ich mir doch nicht in die Hose!“
„Es soll allerdings welche geben, die über vier Meter groß sind“, wusste der Kalmar zu berichten.
„Na, von mir aus“, antwortete R'n'B. „Vielleicht geb ich dir dann ja einen ab. Aber nur, wenn's sein muss.“
„Hallo?“, brachte sich Ben in Erinnerung, während er sich Jeans und T-Shirt anzog. „Wovon redet ihr eigentlich? Warum sollten wir von Trollen angegriffen werden?“
„Das weiß man bei denen nie“, mutmaßte Otto. „Aber vielleicht sind das ja auch Dreifingerorks. Die knurren auch gerne mal, besonders bei Vollmond. Haben wir heute Vollmond?“
„Die mach ich platt!“, behauptete der Stiermann und nahm seine Axt wieder zur Hand.
„Auch, wenn sie eine Armee von Grausespinnen im Schlepptau haben? Die reißen sogar so einen Brocken wie dich in Windeseile mit ihren Beißwerkzeugen in Stücke!“
„Da mach ich doch Eintopf draus!“
„Manchmal knurren aber auch die Felsenghule. In der Brunft zum Beispiel...“
„Ich unterbreche euch ja nur sehr ungern bei euren Fachgesprächen“, mischte sich Ben ein, bevor auch noch knurrende Zwerge oder grollende Oger in die Waagschale geworfen würden. „Vielleicht sollten wir einfach mal die Köpfe aus dem Zelt stecken und nachsehen.“
„Also ich tauch dann mal lieber ab“, entgegnete der Festlandkalmar in seinem Fass. „Denn wer weiß, vielleicht stehen ja auch ein paar Knochenkobolde genau vor unserem Zelt. Die knurren gerne, bevor sie anderleuts Köpfe rollen lassen.“
„Denen lass ich die Luft raus“, behauptete Rippenbiest. „Ich schau mal nach.“
Der Taure verließ das Zelt und ließ vorsorglich sein Hämmerchen kreisen. Als die Zeltklappe hinter ihm zufiel, schaute sich Ben zu seinen Freunden um. Otto war tatsächlich abgetaucht, und Charly schlief unglaublicherweise immer noch den Schlaf der Gerechten.
„Hoffentlich macht Rippenbiest keine Dummheiten“, redete der Erdling daher mit sich selbst und spielte kurz mit dem Gedanken, dem riesigen Tauren zu folgen. Doch gerade, als er den ersten Schritt tun wollte, kam sein muskulöser Zeltgenosse auch schon wieder zurück.
„Nichts! Keine Seele weit und breit. Alles schläft und alles in bester Ordnung. Aber woher kommt das ohrenbetäubende Knurren, Leute?“
„Es gibt auch unsichtbare Knurrer“, meinte Otto, der inzwischen wieder aufgetaucht war. „Die Dämmerdämonen zum Beispiel. Vielleicht hat einer von den Zahnschmerzen.“
„Den versenke ich in den Erdboden!“
„Oder auch gestaltlose Gestaltwandler mit Migräne?“
„Denen brech ich alle Knochen im Leib!“
„Knochen haben die aber nicht.“
„Ist mir egal. Irgendwas wird man denen wohl brechen können!“
„Fangt ihr zwei jetzt schon wieder an?“, schimpfte Ben, der von all den Wesen, die Otto ins Spiel brachte, noch nie gehört hatte. Beizeiten würde er wohl Herrn Dieter danach fragen. „Schaut euch doch mal lieber unseren guten Charly an.“
„Der schläft“, stellte Otto fest. „Na, und? Lass ihn doch.“
„Der schläft nicht nur“, meinte Ben und schmunzelte.
„Was meinst du?“, hakte der Taure nach. „Ist er tot?“
„Bestimmt haben die Dunkelelben ihn umgebracht!“, vermutete der Kalmar. „Ich hab gehört, dass die erst einmal eine Stunde lang vor sich hin knurren, und dann vergiften sie ihre Gegner mit Pilzsud.“
„Die hau ich aus der Jacke!“
„Quatsch mit Soße“, schimpfte Ben nun ein wenig lauter. „Charly ist nicht tot. Der schläft! Aber das hindert seinen Magen nicht daran zu knurren. Hört doch mal genau hin.“
Rippenbiest spitzte die Ohren und Otto … nun ja, Otto lauschte halt auch den Geräuschen, die Charlys Bauch da von sich gab. Und tatsächlich grummelte dessen Bauch geradezu unverschämt laut, während sein Besitzer selig schlummerte. Der Taure nahm dies zum Anlass, seinen müden Zeltgenossen ziemlich rüde aus dem Schlaf zu reißen.
„Aufstehen, du nutzloser Tagedieb!“, brüllte er los und kippte den dicken Jungen kurzerhand und ohne Mühe von seiner Liege.
Charly rieb sich daher zuerst den geprellten Hintern, danach die müden Augen.
„Hey, was soll das, Hornochse? Ist doch kein Küchendienst heute!“
„Das nicht,
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