Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
aufgeschrieben.“
Lisa drängelte sich zwischen den anderen hindurch zu Ben vor und reichte ihm lächelnd ein ziemlich vollgeschriebenes Schulheft.
„Willkommen zurück“, sagte sie scheu. „Ist ziemlich viel zu lesen, Ben. Aber du willst ja bei einem Test nicht ohne Vorbereitung dastehen.“
„Oh, danke“, stotterte Ben und schaute auf die endlosen Seiten des Heftes, die mit Lisas kleiner Handschrift vollgeschrieben waren. An die bevorstehenden Tests hatte er gar nicht mehr gedacht. „Gleich heute Abend fange ich an zu lernen.“
„Das glaubst du doch selber nicht“, dröhnte Charly. Heute Abend wird deine Rückkehr ins Leben gefeiert. Sollst mal sehen, was ich organisiert habe.“
„Aber Charly“, nörgelte Lisa und zupfte dem dicken Jungen am Ärmel. „Sicher ist Ben noch sehr schwach und außerdem hat er ja so viel Unterricht verpasst.“
„Scheiß auf den Unterricht!“, grummelte Charly, worauf hin sich seine ewige Begleiterin wieder hinter die anderen zurückzog und ein wenig vor sich hin schmollte.
„Da muss ich Charly ausnahmsweise Recht geben“, sagte nun Nessy, die sich unter Zuhilfenahme ihrer Ellbogen mühelos zu Ben durchkämpfte. Selbst Rippenbiest bekam einen Stoß in die Rippen ab, der ihn leise fluchen ließ.
„Gut, dass du wieder da bist“, sagte das Mädchen. „Außer dir kennt hier ja keiner was von Fußball. Ganz schön öde nur mit diesen Stümpern gegen den Ball zu treten. Hier, den hab ich für dich aufgehoben.“
Ben nahm seinen Strohhut in Empfang, setzte ihn sich auf den Kopf und lächelte unsicher. „Danke.“
„Nicht dafür“, meinte Nessy nur. „Weißt du schon, wer dir die Schlange auf den Leib gehetzt hat? Wir haben ja den guten alten Schlömi in Verdacht; der kann dich nicht ausstehen.“
„Nee, Meister Athrawon legt die Hand für den Kerl ins Feuer. Und ich glaube ihm. Außerdem hätte die Schlange jeden von uns erwischen können. Ich war halt nur zufällig in der Nähe, glaube ich.“
„Klar. Schlömi kann uns alle nicht leiden. Dem war's egal, wen von uns es erwischen würde!“, beharrte Kobanessa auf ihrer Meinung.
„Dann hätte er aber kaum die Schlange totgehauen“, meinte Elmar, der nun auch vor dem Zelt des Meisters in der Runde der Auserwählten aufgetaucht war.
„Ach geh zurück zu deiner Tekman und kämm ihr die Haare, Kleiner“, maulte Nessy. „Der Koch ist ein Arschloch. Vermutlich kann er halt weder Kinder, noch Schlangen leiden.“
Ben amüsierte sich königlich über den kleinen Disput seiner Kollegen und bewunderte die große Klappe des Mädchens mit der Baseballkappe. Während die beiden noch zankten (Elmar zog dabei logischerweise den Kürzeren), erschienen nun auch Flaad und (überraschenderweise) Jam in dem Kreis aus Neugierigen, der Ben inzwischen umschloss. Nachdem Flaad ihm die Hand gereicht, sich nach seinem Gesundheitszustand erkundigt und währenddessen ein paar rote Gummibärchen in sich hinein gestopft hatte, ließ der elegant gekleidete Jam seine Hände in den Hosentaschen stecken und sagte bloß: „Hör zu, Nebel. Ich kann dich zwar nicht leiden, aber tot wollte ich dich nicht sehen. Das Beste wird sein, du haust ab von hier. Wäre sicherer.“ Dann drehte sich der große Junge um und schritt von dannen. Ben hatte den Eindruck, aus dem Mund von Jam hörte sich das Gesagte beinahe wie ein Freundschaftsangebot an.
„Soll ich hinterher und ihm eine verpassen?“, wollte Charly wissen.
„Lass mal stecken“, sagte Ben und lachte befreit. „Ich denke, wir sollten eher deinen Vorschlag von vorhin aufnehmen und ein bisschen feiern, denkst du nicht auch?“
Alle Auserwählten, abgesehen von Jam und natürlich Ellen, die sich entschuldigen ließ, weil sie sich offenbar just zu dieser Stunde ausgiebig die Haare waschen musste, hatten sich zu vorgerückter Stunde in Bens Schlafzelt zu einem geselligen Beisammensein eingefunden. Zwar hatten sie Ottos Bottich hinausgeschoben und Rippenbiests Waffenarsenal ungeachtet seines Gemeckers ins Küchenzelt transferiert, doch herrschte auch so ein ziemliches Gedränge. Immerhin hatte Charly während Bens unfreiwilliger Abwesenheit ein wenig umdekoriert und vorbereitet: In der letzten Ausgabe der Nichts am Sonntag hatte man statt nichtssagender Reportagen großflächige Poster der Auserwählten veröffentlicht. Charly hatte es sich nicht nehmen lassen, diese von innen auf die Zeltwände zu kleben. Dem Konterfei Ellens hatte er offensichtlich per Kugelschreiber noch eine
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