Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
aufgeschossener, junger Kellner mit unglaublichen Segelohren erschien. Er öffnete den Mund und präsentierte dabei zwei große, nahezu nagetierverdächtige Schneidezähne und sprach die neuen Gäste an.
„Hello. What can I do for you, Gentlemen?“
Zum ersten Mal wurde Ben nicht in seiner eigenen Sprache angeredet, seit er im Nichts war. Vermutlich weil hier verschiedene Dimensionen und dazu noch verschiedene Nationalitäten zusammenkamen. Ben versuchte umständlich, dem Kellner zu erklären, welche Sprache sie bevorzugten.
„Klar kann ich sie verstehen, werte Gäste. In meinem Gewerbe muss man so ziemlich alle Sprachen sprechen, sonst kann man einpacken. Bei den Bewohnern dieser Dimension spricht ja jeder dieselbe Sprache. Aber bei den Menschen aus der anderen Welt versteht ja keiner den anderen.“
„Stimmt. Aus welcher Welt kommen sie?“, fragte Ben neugierig.
Der offensichtlich recht geschwätzige Kellner setzte sich rittlings auf den freien Stuhl an ihrem Tisch und legte die Speisekarten beiseite. „Ich darf doch?“
„Ja, sicher. Wir würden uns freuen, ein bisschen über sie und dieses Dorf zu erfahren.“
„Nun, ich bin hier geboren, habe aber schon unendlich viele Wesen aus anderen Dimensionen kennen gelernt hier in der sogenannten Mitte der Mitte. Und wenn ich genug gespart habe, werde ich auch einmal durch die andere Dimension reisen.“
„Ist das denn so einfach?“
„Wenn man die richtigen Tore kennt und die Schlüssel dazu hat, dann ja.“
„Haben denn viele Leute diese Schlüssel?“, wollte Ben weiter wissen.
„Nein, natürlich nicht. Das ist nur den allerwenigsten gegeben. Aber einige der wenigen Glücklichen lassen sich bezahlen für die Schlüssel. Und für ihr Wissen um die Durchgänge. Aber dazu muss man sehr, sehr viel Geld haben. So wie die Japaner da hinten etwa. Da werde ich noch lange sparen müssen. Leider.“
„Gibt es denn keinen anderen Weg, zu reisen? Ich habe zum Beispiel selbst den offiziellen Übergang im Westen benutzt.“
„Ja, davon habe ich auch schon einmal gehört. Aber das ist noch schwieriger, als das Erkaufen der entsprechenden illegalen Informationen. Millionen Formulare muss man da erst ausfüllen, Jahrelang auf die Bearbeitung des Antrags warten, ein berechtigtes Interesse nachweisen und so weiter und so fort. Und dann lungert man alle Nase lang in irgendwelchen Behörden herum, um sich durch den Papierkram zu hangeln. Kaum einer hält diese Prozedur bis zum Schluss durch.“
„Das kennen wir. Und – sagen sie bitte – kommen viele aus der anderen Dimension hierher?“
„Nein, nicht viele. Nur die Superreichen, und solche wie sie. Ich kenne sie nämlich aus der Heut- und Morgenpost. Ben Nebel, nicht wahr? Die meisten anderen kommen mit Bussen, mit den Autos, zu Fuß oder wie auch immer hierher, vor allem, um die Mitte der Mitte zu bewundern. Aus anderen Dimensionen kommen nur wenige. Uns kennt ja dort auch kaum jemand.“
Die Asiaten in der Ecke des Lokals riefen dem Kellner irgendwas Japanisches zu. Der antwortet in gleicher Weise. „So, wenn ich nun ihre Bestellung aufnehmen dürfte. Die Herren mit den zahllosen Kameras dort hinten wünschen offenbar zu zahlen.“
Die Auserwählten blätterten in der mehr als umfangreichen Speisekarte und fanden Spezialitäten aller Länder vor. Sie entschieden sich schließlich für vier extragroße Portionen deftiger Hausmannskost und für vier riesige Colas.
„Und was darf ich den Katzen unter dem Tisch servieren?“
„Stellen sie denen einfach einen großen Teller mit gekochtem Rindfleisch hin. Und eine Schale Milch. Das haben sie sich redlich verdient.“
„Gerne, ehrenwerte Auserwählte.“
Der Segelohrenmann ging derweil zum Nebentisch und kassierte von den Japanern ein ansehnliches Trinkgeld. Dann marschierte er in die Küche und gab dem Koch – seinem eineiigen Zwillingsbruder – die Bestellung durch. Die Hüterkandidaten brauchten nicht lange auf ihr Essen zu warten und waren mehr als zufrieden damit. Bei einer zweiten kalten Cola gönnten sie sich schließlich die Ruhe und Muße, einige Augenblicke lang gemütlich aus dem Fenster zu schauen. Das weiße Schloss und der gepflegte Platz daneben schienen die großen Attraktionen in der Gegend zu sein. Denn in deren Nähe hielten sich die meisten Touristen auf: Menschen, diverse Tiere auf zwei, drei und vier - manches mal noch mehr - Beinen, Flaabesse in allen möglichen Farben, Monster aller Gewichtsklassen, Fiederlinge, Haarlinge
Weitere Kostenlose Bücher