Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
Vom Netzwerk:
Augen. Wie eure. Ich kann sie mir vorstellen: Grüne, braune, blaue und graue Augen. Auch wenn ich nie im Leben eine Farbe gesehen habe. Und erst, wenn wir für jeden von uns ein Paar Augen besitzen, können wir hinaus.“
    „Was soll das heißen?  Für jeden ein Paar Augen?“ fragte Ben sehr laut und hatte eine leise Befürchtung.
    „Kommt mit, ich werde es euch gerne zeigen“, dachte der alte Sandmann und schien beinahe ein wenig zu schmunzeln. Er verließ das große Wohngewölbe und gelangte durch den Seitenarm zurück in den langen Hauptstollen. Ihm folgten die geladenen Gäste mit ihren Katzen. Schließlich bildete die Familie des Alten das Schlusslicht. Sozusagen als Deckung. Auch das passte Ben nicht in den Kram. Wieder dachte er an die Kirmes: Schießbude, Schießbude, Schießbude... Kannte der Alte auch nicht, wie es schien. Gut zu wissen.
    Luna hielt seine Flinte immer noch in der Hand. Er folgt den anderen Söhnen und Töchtern der Sonne mit einigem Abstand. Sicher war sicher.
    Der kleine Trupp ging durch den Stollengang an anderen Verzweigungen nach rechts und links vorbei. Sie endeten offenbar in Vorratskammern, Kakteenbeeten und weiteren Wohnhöhlen. In ihnen saßen die anderen Familien, teilweise noch beim Essen. Sie waren vom Aussehen her und auch zahlenmäßig vergleichbar mit der Familie des, des...wie hieß der große Alte überhaupt, fragte sich Ben. Und wieder waren seine Gedanken gelesen worden.
    „Wir haben keine Namen“, dachte der Alte in Bens Kopf. „Wozu auch, wir sprechen uns gegenseitig nur mit Gedanken an. Hören die anderen nur in unseren Köpfen. Wenn ich jemandem etwas mitteilen will, denke ich ihm die Nachricht in sein Gehirn. Nicht wie ihr, die dann erst mal sagen müssen Du, Ben, hör mal...“
    Klang logisch. Sie kamen gemeinsam an etwa zwei Dutzend Seitengängen des steinernen Korridors vorbei, bis der alte Herr ohne Namen endlich stehen blieb. Weit im Osten. Und dort schien es etwas heller zu sein, als im bisherigen Teil des Stollens. Kein Wunder, denn nicht einmal einen Viertelkilometer vor sich erkannten sie die Öffnung im Gestein, von der dieser Blinde erzählt, besser gesagt, gedacht hatte. Der Stollen endete dort in einem Ausgang zu einer Landschaft, die offensichtlich von sanftem Sonnenschein beschienen wurde. Am liebsten würden die Gäste jetzt schon hinauslaufen und im Freien tanzen. Nur eine einzige Sonne, die traumhafte Landschaft, endlich wieder Tag und Nacht. Aber erst einmal hatte der Alte ihnen noch seine Wassergebühren mitzuteilen.
    „Ich weiß, ihr schaut lieber nach vorne, da wo die Freiheit lockt. Aber bevor ihr aus unserer Gastfreundschaft entlassen seid, schaut erst einmal in die Nische zu eurer Rechten“, dachte der Alte in ihre Köpfe.
    Sie konnten die Taschenlampen ausschalten und wieder in ihren Rucksäcken verstauen. Hell genug war es jetzt auch so. Sie schauten gehorsam nach rechts. Und das versetzte ihnen einen mindestens mittleren Schock. Augen! In der knapp einen halben Meter tief in die schwarze Steinwand eingebetteten Nische waren Regalreihen eingemeißelt. Acht Stück untereinander von jeweils rund eineinhalb Metern Länge. Und was darauf ausgestellt war, erschien einfach nur schrecklich! Dort auf den schwarzen Steinplatten standen sowas wie Reagenzgläser aus Bergkristall. In der Form eines Wasserglases. Oben mit einem Korken aus trockenem Kaktus dicht verschlossen. In den durchsichtigen Behältern befand sich eine klare Flüssigkeit. Vermutlich Alkohol, destilliert aus Kakteenpflanzen. Und dazu noch wer weiß was für geheimnisvolle Substanzen, die sich die schlauen Sandmenschen hatten einfallen lassen. Aber das war ja alles nicht schlimm. Schlimm war nur, was in der Flüssigkeit schwamm und traurig aus dem Glas hinaus in die düstere Welt hinausglotzte. Es waren nämlich Augen. Menschliche Augen. Grüne, blaue, braune, graue und andere tote Augen, die für die ehemaligen Besitzer derselben nicht mehr von Nutzen waren. Sie schwammen verbunden mit Blutgefäßen und Nervensträngen in der traurigen Brühe. Die Menschen, die hier zu Gast waren, schreckten angewidert zurück vor Hornhaut, Lederhaut, Linse, Iris, Augenkammer und Glaskörper. Menschliche Augen! Und auch dem Tauren war nicht wohl bei diesem Anblick. Vielleicht schwammen bald schon die ersten Taurenaugen mit den anderen um die Wette.
    „Seht nur, ihr Kinder der Sonne. Das ist unsere Zukunft“, dachte der Obersandmann triumphal. „Noch sind es nur achtzig Paar. Doch

Weitere Kostenlose Bücher