Der Dämonen-Parasit
zahlreichen Wege erreichen, die durch den Park führen.
Der gesamte Park wird praktisch von einem See durchschnitten. Er verläuft von Westen nach Osten. An Sommertagen sind seine Ufer von den Londonern belegt, die sich Boote mieten, schwimmen wollen oder einfach nur Sonne tanken möchten.
Im Winter verirren sich höchstens die jogger an den See. Und wenn er zugefroren ist, die Schlittschuhläufer. Mir war nicht bekannt, ob sich lichtscheues Gesindel nachts innerhalb des Parks herumtrieb, rechnen mußten wir mit allem.
Trotz aller Bemühungen sahen wir den Schatten nicht. Er hatte sich versteckt.
Irgendwann blieben wir stehen. Wir waren bereits so weit vorgelaufen, daß wir am Rand der dunklen Wasserfläche standen, über die der Wind fuhr und die Oberfläche zu einem kräuselnden Wellenmeer machte. Zum See hin fiel das Gelände leicht ab. Der Grasboden unter unseren Schuhen war naß und leicht rutschig.
Suko hob die Schultern. »Sieht nicht so aus, als würden wir Erfolg haben.«
Ich gab ihm recht. Trotzdem wollte ich noch nicht aufgeben. Ich hatte mich da in etwas verbissen, denn ich dachte an die Gefahr, die diese Schatten für die Menschen darstellten. Wenn sie einmal über sie herfielen, hatten sie keine Chance.
Mein Blick glitt über die Wasserfläche. Etwa zehn Yards weiter brannte eine Laterne. Ihr Schein erreichte auch das Wasser. Die kräuselnden Wellen erzeugten blitzende Reflexe.
»Ich glaube, wir haben Pech«, sagte der neben mir stehende Suko. Da sah ich den Schein.
Er tanzte plötzlich auf dem Wasser. Die Entfernung war schlecht abzuschätzen, aber das Grün des Schattens hob sich deutlich von der Oberfläche ab. Ich streckte den Arm aus.
Suko wußte Bescheid und knirschte mit den Zähnen. »Leider können wir nicht über das Wasser laufen«, schimpfte er.
»Aber fahren.«
Bevor Suko reagieren konnte, war ich schon unterwegs. Ich hatte links von uns einen Steg entdeckt. Dazu gehörte auch ein kleines Bootshaus aus Holz, in dem die Kähne den Winter über geschützt standen. Zwei Boote befanden sich, aus welchem Grund auch immer, draußen. Sie waren festgezurrt, und eins von ihnen wurde sogar durch eine Plane geschützt. In das zweite war Regenwasser gelaufen. Das konnten wir vergessen.
Als Suko kam, löste ich bereits die Plane.
Vor uns dümpelte ein Elektroboot im Wasser. Ich hoffte nur, daß die Batterie es noch tat. Wenn nicht, lag als Fortbewegungsmittel noch ein Ruder im Boot.
»Los, rein!«
Ich hatte die Worte kaum ausgesprochen, da enterte der Chinese bereits das Boot.
Wie tief der künstliche See war, wußten wir beide nicht. Zum Glück war er nicht zugefroren, und zum Glück funktionierte auch die Batterie noch. Ich merkte es, als ich den Hebel herumlegte.
Das Boot nahm Fahrt auf.
Ich steuerte. Ein kleines Lenkrad aus Kunststoff schimmerte weiß. Suko hockte neben mir auf der Holzbank. Er hielt seine rechte Hand hoch, hatte auch die Lampe genommen und schaltete sie ein. Der lange Strahl glitt über die dunkle Wasserfläche. Wenn er die Wellen traf, blitzte es auf. Wo er langsam zerfaserte, befand sich auch der hin-und hertanzende Schatten. Unser Ziel!
Ich hielt direkt darauf zu. Mit einer Hand brauchte ich nur zu lenken. Die andere umfaßte das Kreuz. Ich wollte sehen, ob ich den Schatten damit nicht packen konnte. Er hatte irgend etwas mit Asmodis zu tun, und gegen den Teufel half mein Kreuz, weil Asmodis das Böse an sich war, wie es auch die christliche Religion lehrte.
Ein wenig hatte sich mein Kreuz erwärmt. Es reagierte auf die Strahlung des Bösen, und ich drückte uns beide Daumen, daß mein Kreuz es schaffen würde, auch den Schatten zu vernichten, wenn es einen längeren Kontakt mit ihm bekam.
Der Schatten rührte sich nicht.
Die Hälfte der Distanz hatten wir hinter uns gelassen. Der Schatten tanzte auf dem Wasser, wenigstens kam es uns so vor. Es war allerdings eine Täuschung, weil sich die Wellen bewegten. Unser Gegner selbst blieb ruhig.
Wir sahen auch seine Augen.
Zwei helle, weiße Kreisel schwebten in der Luft, und die eckige Form des Schattens erinnerte mich irgendwie an eine Comicfigur, die ich irgendwann einmal gesehen hatte.
»Wenn alles nichts hilft, nehme ich meinen Stab!« flüsterte mir Suko zu. Damit war ich einverstanden.
Leise summte der E-Motor des Bootes. Ich korrigierte ein wenig die Lenkung. Hinter uns platschte das Wasser. Wellen liefen heran und brachen sich klatschend am Rumpf des Schiffes.
Der grüne Schatten rührte sich nicht.
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