Der Dämonen-Parasit
Finger das lebensrettende Kreuz ergreifen konnten, wurde ich von dem grünschwarzen Parasitendiener umfangen. Wie ein Mantel schloß sich seine Gestalt um mich.
Alles veränderte sich.
Es war die Kälte, die sich dafür verantwortlich zeigte. Hatte ich sie bei den ersten Angriffen nur an einem oder zwei Teilen meines Körpers gespürt, so kroch sie nun in Blitzesschnelle hoch und umwob mich wie ein kalter Ring aus Eisen.
Das ging an die Substanz. Ich hatte das Gefühl, in einer Gefriertruhe zu liegen. Mein Blut schien nur noch aus kleinen Eisstücken zu bestehen. Es war ungeheuer schwierig für mich, überhaupt noch eine Bewegung zu machen, die Kälte strömte weiter. Sie kroch in meine Arme, die lebensrettend für mich sein konnten, denn wenn mir etwas half, dann nur das Kreuz.
Ich konnte die Hände aber nicht bewegen und nach dem Kreuz greifen. Von Sekunde zu Sekunde wurde ich mehr zu einem Opfer dieses dämonischen Wesens.
Bewußtlosigkeit umfing mich nicht. Ich erlebte alles klar und deutlich, denn seltsamerweise erreichte diese schreckliche Magie nicht mein Gehirn.
Ich würde den Tod erleben. Ich würde mitbekommen, wie dieser verdammte Parasit mir das Herz aus dem Leib zog, um es sich einzuverleiben. Was von mir zurückblieb, war - ein Schatten!
Die Gedanken peinigten mich. Ich sammelte den Rest der mir noch verbliebenen Kräfte, und es gelang mir, meine Fingerspitzen ein wenig vorzustoßen.
Konnte ich das Kreuz packen?
Nein!!!
Ich bekam keinen Kontakt! Umsonst war die Anstrengung. Und dann vernahm ich die Stimme. Sie gehörte Galuri. Er schrie: »Dein Herz, Sinclair. Jetzt reiße ich dir dein Herz aus dem Körper…!«
***
»John gefällt mir nicht«, sagte Suko zu seiner Freundin und schaute sie über den Rand der Tasse an.
Die beiden saßen in der Küche und nahmen noch einen leichten Imbiß zu sich.
»Wieso?«
»Er kann es nicht überwinden, daß der Junge gestorben ist.«
»Aber er kann nichts dafür.«
Suko nahm einen Schluck Tee, den Shao so exzellent zubereitete. »Das stimmt schon. Nur mache ihm das einmal begreiflich. Ich schaffe es wirklich nicht.«
Shao strich ihre dunkle Haarflut zurück. Sie hatte sie inzwischen getrocknet, und das Haar duftete nach dem Waschkonzentrat. Die Chinesin hatte nur einen dünnen Hausmantel über ihren Körper gestreift und einen Slip angezogen. Der Abend sollte nicht mehr lang werden, beide wollten früh ins Bett.
Ob sie sofort schliefen, stand auf einem anderen Blatt…
»Würdest du anders reagieren?« fragte die hübsche Asiatin und schaute ihren Partner aus großen Augen an.
»Kaum.«
»Dann darfst du John keine Vorwürfe machen.«
Suko lächelte. »Du siehst es richtig, Shao, das gebe ich zu. Aber du bist nicht so sehr betroffen wie ich. Verstehst du?«
»Nein, du warst schließlich nicht dabei.«
»Das schon. Nur bin ich mit John mehr zusammen und habe seine Reaktionen erlebt. Wirklich, Shao, das ist nicht der John Sinclair, wie wir ihn kennen.«
»Es geht vorbei.«
»Hoffentlich.« Suko schaute auf seinen Teller, wo noch eine Scheibe von dem Knäckebrot lag. »Das ist nichts für einen ausgewachsenen Mann«, beschwerte er sich.
»Vor dem Schlafengehen soll man nicht so viel essen«, erklärte Shao ihm.
»Jawohl, Herr Feldwebel.« Suko nahm die Scheibe und knackte sie mit seinen Zähnen.
Shao lächelte. Sie kannte ihren Suko lange genug. Ebenso John Sinclair. Auch sie machte sich Sorgen um den Geisterjäger, nur gab sie dies nicht zu, denn dann hätte sich Suko noch mehr aufgeregt.
»Gib mir noch einen Schluck Tee.«
Shao schenkte nach.
»Dieses komische Brot ist so trocken, daß es schon den Namen Panzerplatten verdient.« Beide lachten.
Der Chinese leerte die Tasse. Über dem Tisch und zwischen ihnen hing die Lampe von der Decke. Unter dem Rand hinweg schaute Suko seiner Freundin ins Gesicht.
»Was ist?« erkundigte sich Shao lächelnd.
»Du siehst gut aus.«
»Hör auf, das sagst du nur so.«
»Nein, ich meine es ehrlich.«
»Soll das ein Angebot sein?«
»Schon möglich.« Suko lehnte sich zurück und schaute auf die Uhr. »Es wird Zeit, morgen früh ist die Nacht vorbei.«
»Willst du schon ins Bett?« Shaos Stimme klang enttäuscht.
»Noch nicht. Erst unter die Dusche«, erwiderte Suko augenzwinkernd und erhob sich. »Okay, ich warte.«
Schon an der Tür, drehte sich der Chinese um. »Worauf denn?«
»Dreimal darfst du raten«, erwiderte Shao mit einem rätselhaften Lächeln. »Okay, ich eile.«
Der Chinese
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