Der Dämonen-Parasit
ich lebe noch!«
»War es wirklich so schlimm?«
»Noch schlimmer, Sir.« Ich spulte meinen Kurzbericht ab, den der Superintendent schweigend zur Kenntnis nahm.
»Sind Sie verletzt?« wollte er dann wissen.
»Kaum.«
»Was heißt das?« Ich erklärte es ihm.
»Dann können Sie wahrscheinlich nicht kommen?«
»Und ob ich kann, Sir. Man verbindet mich hier, und dann bin ich bei Ihnen. Halten Sie schon mal einen Stuhl frei.«
»Sogar zwei«, erwiderte mein Chef schlagfertig und legte den Hörer auf. Shao hielt das Verbandszeug bereits in den Händen. Als ich mich umdrehte, lächelte sie.
»Du siehst aus wie ein Raubtier«, stellte ich fest.
»Das bin ich auch. Leg dich mal auf die Couch.«
Ich stemmte mich aus dem Sessel hoch, stellte den Telefonapparat zur Seite und tat das, was die hübsche Chinesin gefordert hatte. Dann wurde ich verarztet. Shao wusch mir die Wunde aus, desinfizierte sie, was verdammt wehtat, aber sein mußte, und danach bekam ich ein langes Pflaster quer über die Brust gedrückt.
»So geht es«, sagte Shao.
Ich stand auf, bewegte die Schultern, die Arme und stellte fest, daß ich in meiner Bewegungsfreiheit nicht eingeengt war. Oder kaum. Aus dem Schlafzimmer holte ich ein frisches Hemd. »An das andere sollte man einen Zettel heften und den Knickerköpfen der Spesenabteilung schicken«, erklärte ich.
»Lieber nicht«, meinte Suko. »Die verlangen hinterher noch, daß du das Hemd wieder zusammennähst.«
»Ist auch wahr.«
Suko wurde schnell ernst. »Stimmt es wirklich, daß die Schatten vorhaben, das Wembley Stadion zu überfallen, während ein Fußballspiel läuft?«
»Leider.«
Ich sah, wie Shao blaß wurde und ihr Partner betreten zu Boden blickte.
»Woher weißt du das?« fragte er mich.
»Der Spuk hat es mir gesagt.«
Suko blieb vor Staunen fast der Mund offen. »Was war das? Du hast mit dem Spuk gesprochen?«
»Er kam hierher.«
»Und das habe ich alles verpaßt. Komm, John, erzähle.«
»Im Wagen, wir müssen fahren.«
Der Chinese war einverstanden. Er verabschiedete sich von Shao, aus deren Stimme deutlich die Angst zu hören war, die sie empfand. »Seid nur vorsichtig, ihr beiden.«
»Wird schon gehen«, erwiderte Suko optimistisch. »Zwei Schatten gibt es inzwischen weniger. Was machen wir eigentlich mit ihnen?« wandte er sich an mich.
»Das Zeug können die Chemiker untersuchen. Wir nehmen es mit zum Yard.«
»Und wann kommt ihr wieder?«
Shao hatte eine gute Frage gestellt, auf die wir leider keine Antwort wußten…
***
Sir James Powell befand sich nicht allein in seinem Büro. Bei ihm war ein Mann, der gut einen Beerdigungsunternehmer abgegeben hätte, denn er machte einen so traurigen Eindruck. Zudem trug er noch einen dunklen Anzug, und das weiße Haar lag schütter auf seinem Kopf. Vorgestellt wurde er Suko und mir als Morgan Spilker, und er hatte einen Job, den man mit dem Begriff Stellvertretender Direktor des Wembley Stadions bezeichnen konnte.
Sein Händedruck war überraschend fest, und ich änderte meine Ansicht über den Mann. Sicherlich war er nicht ohne Grund an diesen Job gekommen.
Zwei Stühle standen für uns bereit. Auch etwas zu trinken. Bevor wir uns hinsetzten, musterte mich Sir James mit einem prüfenden Blick. »Sind Sie auch völlig in Ordnung, John?«
»Sonst wäre ich nicht hier.«
»All right, dann erzählen Sie bitte genau, was Sie erfahren haben. Mr. Spilker kann es kaum fassen.«
»Mir ergeht es nicht viel anders, Sir. Und Suko ebenfalls. Es ist eine Ungeheuerlichkeit.«
Nach diesen Worten kam ich zur Sache. Etwa zehn Minuten dauerte mein Bericht. Sir James hörte ihn sich schweigend an, Morgan Spilker sagte auch nichts, er machte sich jedoch hin und wieder Notizen auf einem kleinen Zettel, wobei er des öfteren den Kopf schüttelte, was eine verständliche Reaktion war.
Als ich geendet hatte und mir ein Glas Mineralwasser eingoß, bedachte mich Mr. Spilker mit einem scharfen Blick. »Sie haben an dieser Geschichte nichts erfunden, Oberinspektor?«
»Nein, Sir, so etwas erfinde ich nicht. Es entspricht völlig den Tatsachen.«
Spilker schaute unseren Chef an. »Was kann man da nur machen?« fragte er.
Sir James nahm ebenfalls einen Schluck Wasser. »Das wollten wir gerade Sie fragen.«
»Da bin ich wohl der falsche Mann.«
»Wollen Sie kneifen?«
»Nein, nein. Nur weiß ich keinen Rat. Wären es Fans, die sich bekriegen, könnte ich das verstehen. Damit haben wir unsere Erfahrungen. Wir setzen dann eben mehr
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