Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
doch nicht so unscheinbar war, wie es den Eindruck gemacht hatte. Ihr Gesicht war zwar noch von den Schlägen Harkuns wund, doch wenn er sie genau betrachtete, konnte er schon erkennen, dass das Mädchen recht hübsch sein musste. Als er nun zum Feuer trat, lächelte er Deina zu und sagte:
„Es war wohl dein Glück, dass du durch deine Flucht ein wenig verwahrlost aussahst. Hätten die Kawaren gewusst, was sich da unter der Schmutzschicht verbirgt, wärest du wohl nicht nur geschlagen worden.“
Erfreut blickte Deina auf. Ein kleines Eitelkeitsteufelchen blitzte in ihren Augen, als sie nun – die nicht Verstehende spielend – in harmlosen Tonfall fragte: „Wie meint Ihr das, Herr?“
Das schwache Licht des Feuers verbarg die Röte der Verlegenheit, die Targils Wangen färbte. Betont gleichmütig wandte er sich dem ausgeweideten Wild zu, um Deina nicht ansehen zu müssen, als er nach Worten suchte.
„Nun, äh, ich meinte, wenn diese Barbaren gesehen hätten, dass du – nun, sagen wir, recht hübsch bist, hätten sie dir vielleicht, äh, noch etwas anderes angetan.“
Deina bemerkte Targils Verlegenheit sehr genau und seine unbeholfene Ausdrucksweise ließ ein Lächeln in ihren Mundwinkeln zucken.
„Ach, so meint Ihr es!“ Deina bemühte sich um einen unbefangenen Gesichtsausdruck. „Ja, was glaubt Ihr denn, Herr, warum ich den Schmutz sitzen ließ, wo er war? Wenn ich auch nur ein einfaches Mädchen bin, so heißt das doch nicht, dass ich dumm wäre! Ihr habt doch wohl nicht im Ernst angenommen, ich sei so ein schlampiges Ding?“
„Nein, nein!“ Targils Verlegenheit wurde immer größer. „Ich meinte nur, weil …“ Verärgert brach er ab. Bei allen Göttern, wie konnte er sich nur von dieser kleinen Bauerndirne so in Bedrängnis bringen lassen? Hätte er doch nur seinen Mund gehalten! Er hatte ihr doch nur etwas Nettes sagen wollen, nach all dem, was sie durchgemacht hatte.
„Laßt gut sein, Herr!“ beschwichtigte ihn Deina. „Ich verstehe schon, was Ihr sagen möchtet. Und es freut mich, dass Ihr mich aufheitern wolltet. Wartet nur ab, bis mein Gesicht wieder heil ist und ich reine Kleider anhabe, so werdet Ihr sehen, dass man mich ohne Abscheu betrachten kann.“
Targil brummte etwas Unverständliches und begann, einige Stücke aus dem Rehbock zuschneiden, die er dann an einem schnell gefertigten Spieß über das Feuer hängte.
Als der Duft des Bratens hochstieg und das Fleisch gar war, machte er sich schweigend darüber her. Auch Deina, deren Haar zwischenzeitlich trocken war, griff tapfer zu. Als beide mit dem Essen fertig waren, brach Deina das Schweigen. Ihr war eine Idee gekommen, wie sie Targil vielleicht dazu bewegen konnte, mit ihr zu gehen.
„Hört, Targil“, sagte sie darum, „ich muss Euch von etwas berichten, das vielleicht unser Land von der Bedrohung durch Zolkar befreien kann.“
Verwundert schaute Targil sie an und in seinen Augen lag ein wenig Spott. „Nun, dann erzähle!“ lächelte er. „Ich bin begierig zu erfahren, wie Valamin durch ein Mädchen gerettet werden soll.“
Wütend fuhr Deina auf. „Spottet nur!“ zischte sie. „Aber ich glaube kaum, dass Ihr eine Lösung wisst. Hört doch erst einmal zu, dann könnt Ihr immer noch beurteilen, ob das, was ich zu sagen habe, Grund zum Belächeln bietet.
Als ich nämlich aus dem Schloss geflohen war, versteckte ich mich in einem kleinen Wäldchen nahebei. Ich erschrak furchtbar, als ich plötzlich in meiner Nähe ein Stöhnen hörte. Doch dann dachte ich daran, dass es sich vielleicht auch um einen Flüchtling handeln konnte, der wohl möglich meine Hilfe brauchte, und ich ging dem Geräusch nach. Wirklich fand ich einen Verwundeten, der sich im dichten Unterholz verkrochen hatte. Es war Dardas, einer der Ratgeber des Königs. Ein böser Schwertstreich hatte ihn getroffen und er konnte nicht mehr weiter. Er erkannte mich, da ich ihm oft die Wäsche gebracht hatte. Er erzählte mir, dass er mit einem Auftrag des Königs hatte fliehen sollen, doch sei er im Kampf verwundet worden. Er spürte, dass er sterben musste, und daher teilte er mir seinen Auftrag mit. Dardas war ausgesandt, einen Mann zu finden, der den Weg zum Turm von Sku-Ul kenne. Und er sollte eine Frau suchen, die bereit war, auch dorthin zu gehen. Ihr werdet wissen, dass Prinz Rowin seit einiger Zeit verschwunden ist. König Forn hatte deswegen einen Seher befragt, und dieser hatte kundgetan, dass der
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